DER OPERNFREUND - 51.Jahrgang
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"Mein großen Hobbies sind meine Tiere"

Anita Götz

eine echte "Rampensau"

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In Wien geboren, war die Sopranistin schon während ihrer Schulzeit für das Vorstudium Sologesang an der Universität für Musik und darstellende Kunst inskribiert. Nach der Matura studierte sie außerdem Musikwissenschaft an der Universität Wien. Ihr Sologesangs-Studium sowie ihr Opernstudium absolvierte sie mit Auszeichnung an der Konservatorium Wien Privatuniversität bei Manfred Equiluz, Julia Conwell und Michael Pinkerton. Meisterklassen belegte sie u. a. bei KS Hilde Zadek, KS Angelika Kirchschlager und Michael Schade.

Die junge Sängerin ist Preisträgerin des Jugendwettbewerbes Prima la Musica (2002 und 2004), des 6. Fidelio-Wettbewerbes Wien (2007), Stipendiatin der Yamaha Music Foundation Europe (2007), dreifache Preisträgerin des internationalen Heinrich-Strecker-Wettbewerbes 2009 (1. Preis, Publikums-, und Wienerlied-Preis) sowie zweifache Preisträgerin des Nico-Dostal-Wettbewerbes 2010 (1. Preis und Publikumspreis). Seit 2008 ist Anita Götz in der Ö1 Talentebörse zur Förderung junger österreichischer KünstlerInnen vertreten. 2011 wurde sie vom Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur für das START-Stipendium auserwählt. 2014 war sie für den österreichischen Musiktheaterpreis für die beste Nebenrolle (Franzi in „Ein Walzertraum“), sowie als beste Nachwuchskünstlerin nominiert, 2016 ist sie für die beste Nebenrolle (Despina in „Così fan tutte“) nominiert.

Zu ihren gesungenen Rollen zählen Sandmännchen und Taumännchen („Hänsel und Gretel“) am Wiener Theater Akzent, Despina („Così fan tutte“) und Susanna („Le nozze di Figaro“) am Wiener Odeon Theater und auf Einladung der österreichischen Botschaft am Teatro Teresa Carreño (Caracas, Venezuela), Stasi („Die Csárdásfürstin“) in Deutschland und der Schweiz (Tournee des Salzburger Operettentheaters), sowie die Partie der Bella Giretti („Paganini“) bei den Operettenfestspielen Bad Hall (Ö). An der Bühne Baden übernahm sie 2010/11 die Rolle der Fjokla in der Uraufführung der Märchenoper „Die schöne Wassilissa“ von Pavel Singer und das Lorle im „Schwarzwaldmädel“. Außerdem war Anita Götz als Gast am Mecklenburgischen Staatstheater Schwerin engagiert und gab hier bei den Schlossfestspielen ihr Haus- und Rollendebüt als Ännchen in Webers "Freischütz".

Als Konzertsolistin trat sie bereits auf wichtigen Bühnen ihrer Heimatstadt Wien auf (Wiener Konzerthaus, Wiener Musikverein, Jugendstiltheater, Ehrbarsaal, Haus Hofmannsthal). Weitere Konzertreisen führten sie durch Österreich, Deutschland, die Schweiz, Südamerika und Zentralasien.

An der Volksoper Wien debütierte die junge Künstlerin 2010/11 als Stasi in der Neueinstudierung von „Die Csárdásfürstin“. Seither war sie hier auch als Franzi Steingruber („Ein Walzertraum“), Gretchen („Der Wildschütz“) und Franziska Cagliari („Wiener Blut“) zu erleben. Als fixes Ensemblemitglied, engagiert seit 2012/13, war sie u.a. schon als Johanna in „Sweeney Todd“, als Annina in „Eine Nacht in Venedig“, als Lisa in „Gräfin Mariza“, als Adele in „Die Fledermaus“ und erneut als Gretchen und Franzi Steingruber zu sehen.

In der aktuellen Saison steht sie als Zerlina (Bild unten) in der Neuproduktion „Don Giovanni", als Christl in der Neuproduktion „Der Kongress tanzt", als Bronislawa in der Neuproduktion „Der Bettelstudent" und wieder als Adele und Lisa sowie als Gretel in „Hänsel und Gretel“, Pamina in „Die Zauberflöte“ und als Despina in „Così fan tutte“ auf der Bühne.

OF: Liebe Frau Götz, als erstes vielen Dank für Ihre Zeit – derzeit sind Sie ja in einige verschiedene Projekte eingebunden, u.a. das Rollendebüt als Pamina in Mozarts „Zauberflöte“, sowie die Bronislawa in der Neuproduktion vom „Bettelstudenten“.

AG: Ja, innerhalb von 4 Tagen hatte ich 2 Premièren: der „Bettelstudent“ war ja für die Volksoper eine Première, sowie für mich eine persönliche Première mit der Pamina. Daneben habe ich einige Konzerte – Dienstag und Mittwoch (* Anm. das Gespräch fand am Freitag, 13. Mai statt) Operettenkonzerte mit Jörg Schneider in St. Pölten, morgen fahre ich zu einer Probe von einer Messe zur Eröffnung des Ignaz-Pleyel-Museums in Niederösterreich, dort singe ich dann am Sonntag in der Früh mit Christian Birnbaum – ein Symphoniker, der dort dirigiert. Und ich halte mich gerade bereit für die Japan-Tournee, wo die Volksoper zurzeit gastiert, wo ich ursprünglich nicht involviert war – ich war schon während meiner Studienzeit oft auf Japan-Tournee - aber eine Kollegin ist jetzt vor der Abreise leider schwer verunfallt; jetzt bin ich quasi auf Abruf bereit zu fliegen, das Visum habe ich schon. Am Sonntag wäre es dann eventuell soweit, wenn in Japan von den anderen zwei Besetzungen eine Kollegin erkranken sollte.

OF: Wenn man Sie auf der Bühne erlebt, voll Energie und mit ganzem Herzen bei der Sache, und auch jetzt privat, braucht man gar nicht zu fragen, warum Sie sich für den Sängerberuf entschieden haben. Aber wie sind Sie zur klassischen Musik gekommen?

AG: Mein Vater ist ja Musiker und bei uns in der Familie war Musik immer ein zentrales Thema. Angefangen damit, dass immer der Radio lief. Mein Vater hat immer zuhause geübt, und dann wollte ich auch ein Instrument lernen. Ich war zuerst in einer Privatschule, und habe dort im Rahmen der Gottesdienste, Weihnachtsfeiern etc. dann Blockflöte gespielt. Das Auftreten hat mir schon immer Spass gemacht, Lampenfieber war nie ein Problem. In der Pfarre, in Simmering, war es damals für die Firmung notwendig, einen „Firm-Vorbereitungs-Führerschein“ zu machen, d.h. ich habe tatsächlich so einen rosa Führerschein bekommen, wofür es notwendig war, verschiedene Aktivitäten in der Pfarre „abzuklappern“, Jugend, Senioren, den Chor, ich machte damals alle Chorproben, weil ich so gerne singe, und bei der ersten Chorprobe – da war ich etwa 14, 15 – sagte die Chorleiterin: „Komm mal her, mein Kind, wo lernst du singen?“ ich hatte damals keinen Unterricht, sondern habe nur zu den Kelly-Family-CD's mitgesungen – das war damals gerade „in“ - sie meinte gleich, ich solle mir bei der tollen Naturstimme unbedingt einen Lehrer suchen. Das war für mich als Jugendliche ein Schlüsselerlebnis „wow, ich werde jetzt ein Musicalstar“ - was ich übrigens ursprünglich wollte, Musicals wie „Elisabeth“ singen, und dann bin ich auf die Suche nach einem Lehrer gegangen. Von einer gleichaltrigen Kollegin erfuhr ich, dass ich auch auf einem „gewöhnlichen“ Gymnasium Instrumentalunterricht bekommen kann, ohne gleich aufs Musikgymnasium zu wechseln, so kam ich dann aufs BORG3. Dort habe ich Ronald Singer, meinen ersten Gesangslehrer, kennengelernt, und der hat vom ersten Augenblick an mich geglaubt. Als ich ihm sagte, dass ich Musicalsängerin werden will, meinte er „kannst du tanzen, kannst du schauspielern?“, was ich zögerlich verneinen musste, und damit war ich mit 16 schon zu alt für Musical. Er hat mir dann klassisches Repertoire gegeben, was für mich zwar damals „uncool“ war, aber mit 17 habe ich dann meinen ersten Jugendmusikwettbewerb gewonnen – Prima la Musica, den 1. Preis für Wien und den 2. Preis für ganz Österreich - 2 Jahre später dasselbe, und da war mir klar, dass man mit klassischer Musik doch sehr wohl seine Brötchen verdienen kann. Und dann kam das Studium.

OF: Da haben Sie ja zuerst an der Musikuniversität das Vorstudium absolviert.

AG: Richtig. Nach 2 Jahren Unterricht bei Ronald Singer meinte dieser, „jetzt brauchst du eine Lehrerin, eine Frau singt anders, unterrichtet anders“ und hat mir den Kontakt zur Silvia Panzenböck hergestellt, die singt im Staatsopernchor und bei der habe ich mich im Sommer vorbereitet und bin dann zur Aufnahmsprüfung gegangen, bestanden, und hatte dann parallel zur Schule 2 mal die Woche Unterricht auf der Universität nach Penzing – neben den grossen, wichtigen Studenten – und dann kam ich ans Konservatorium.

OF: Sie haben ja auch Musikwissenschaft studiert, lief das parallel zum Konservatorium oder davor?

AG: Nach 2 Jahren Vorstudium haben sich natürlich einige Hoffnungen auf einen Platz im Hauptstudium gemacht – nicht wissend, dass es für 10 Studienplätze etwa 250 Bewerber gibt, und einige aus China, Korea, Russland etc. schon mit fertigem Studium sich ebenfalls bewerben, jedenfalls war ich dann auf Platz 25. Da bin ich in ein Loch gefallen und wollte mit dem Singen aufhören. Nach dem Sommer habe ich dann auf der Wirtschaftsuniversität begonnen – das war der Jahrgang, wo es aufgrund der enormen Studentenanzahl Prüfungen in der Stadthalle und Vorlesungen in Kinosälen gab. Es waren Knockout-Prüfungen, und ich war nur in einem selbstgewählten Italienischkurs positiv, also musste ich meine Wochenstunden für die Familienbeihilfe anderweitig zusammenbekommen, und das war mit dem 3. Jahr Vorstudium an der Uni nicht genügend. Also habe ich dann mit Musikwissenschaft begonnen – da gab es genug Fächer, wie Tonsatz, Musikgeschichte, Strukturanalyse, Gehörbildung. Ab dem Zeitpunkt wusste ich wieder ganz klar, dass ich diesen Weg als Musikerin gehen will und habe so meine Wochenstunden gesammelt. Im Semester darauf habe ich sowohl an der Uni, als auch am Konservatorium die Aufnahmsprüfung bestanden und mich fürs Konservatorium entschieden.

OF: Dort haben Sie ja zunächst bei Manfred Equiluz, dann bei Julia Conwell studiert.

AG: Ja, Frau Conwell war damals heillos überfüllt mit Studenten. Dann habe ich bis zum Bachelor parallel Sologesang und Musikwissenschaft studiert, und bei der Bachelorarbeit kam mir das Musikwissenschaftsstudium zugute, da ich mich nicht neu mit Recherchen, Zitaten etc befassen musste, sondern dies schon kannte. Mir war aber klar, dass das Masterstudium mit der Opernschule viel zeitaufwändiger war, weswegen ich den 2. Studienabschnitt in Musikwissenschaft ad acta gelegt hatte – mit dem Ziel, es eines Tages noch zu beenden, aber seitdem es dort mit dem Bachelor bereits erledigt ist, brauche ich es nicht mehr. Ich bin keine Titel-Sammlerin.

OF: Am Konservatorium waren Sie im Masterstudium aber in allen drei Richtungen (Sologesang, Oper, Lied und Oratorium) inskribiert.

AG: Ja, man musste sich für alle drei Studienrichtungen neu bewerben und ich wollte mal schauen, ob ich tatsächlich für alle drei aufgenommen werde und habe gemeinsam mit einem Tenorkollegen alle drei Prüfungen bestanden. (lacht)

OF: Auch am Konservatorium haben Sie Wettbewerbe gewonnen, zum Beispiel der Fidelio-Wettbewerb, sowie die Vorsingen für Meisterkurse bei Mathias Goerne, Michael Schade, Angelika Kirchschlager, und auch die Operettenwettbewerbe, wie den Dostal-, und den Strecker- Wettbewerb haben Sie gewonnen. Bei letzteren beiden waren es nicht nur jeweils der 1. Preis, sondern auch der Publikumspreis, und beim Strecker-Wettbewerb noch den Wienerlied-Preis.

AG: Ja, beim Strecker-Wettbewerb ging es mir übrigens privat gar nicht gut, da sich mein Ex-Freund nach 7 1/2 Jahren von mir getrennt hatte, das war kurz vor dem Wettbewerb. Da habe ich all meine Energie gesammelt und in den Wettbewerb hineingesteckt, und am Tag der 1. Runde wurde der Wienerlied-Preis ermittelt. Dadurch dass mein Vater sehr viel Wiener Lieder spielt – er dirigiert ein Mandolinenorchester und spielt auch, und dadurch kenne ich die Wienerlied-Stars wie Walter Haider, Rita Krebs (die Generation vor Agnes Palmisano) – wollte ich diesen Preis als „neue Generation“ holen. Als ich als Preisträgerin feststand, war die Überraschung umso grösser, als es hiess, dass ich bitte noch dableiben sollte, da ich auch in die Finalrunde für Operette gekommen war. Und das war das Schlüsselerlebnis, da sass meine heutige Agentin drinnen. Die Wettbewerbe sind deswegen wichtig, weil diverse Vertreter von österreichischen Opernhäusern in der Jury sitzen,von Klagenfurt, Linz, Graz, Volksoper, aber auch vom Ausland und Agenturen. Und vier Tage später kam dann der Anruf von ihr, ob ich in der Volksoper für Stasi in der „Csardasfürstin“ vorsingen möchte. Und so kam ich dann an die Volksoper. Bei diesem Vorsingen war ich übrigens viel aufgeregter, als bei anderen Häusern, da mein erster Opernbesuch in der Volksoper mit meiner Tante war, die mich sehr unterstützt hat.

OF: Davor haben Sie ja auch am Stadttheater Baden gesungen (Anm.: der Strecker-Wettbewerb findet in Baden statt).

AG: Ja, das war ein Teil des Preises, natürlich hat man auch Geld bekommen, sowie einen Stückvertrag und das war mein Debüt in Baden, „die schöne Wassilissa“. Und „Schwarzwaldmädel“ habe ich danach gesungen, das war auch durch diesen Wettbewerb, da war eine Regisseurin in der Jury, die mich für dieses Stück zusätzlich engagiert hatte.

OF: An der Volksoper haben Sie 2010 debütiert.

AG: Richtig, das war zunächst ein Stückvertrag, eben als Stasi, und dann kam nach weiteren Stückverträgen das Angebot für einen Fixvertrag. Ich war in dieser Zeit noch freischaffend, auch in Deutschland.

OF: In der Saison 2015/16 haben Sie ja einige Rollendebüts gesungen – nicht nur die Pamina, sondern in den Neuproduktionen „Der Bettelstudent“, „Der Kongress tanzt“ und „Don Giovanni“ die Bronislawa, die Christel respektive die Zerlina.

AG: „Der Kongress tanzt“ war eine tolle Produktion für mich. Dort hatte ich die Gelegenheit mit Christian Kolonovits zu arbeiten, den ich schon in der Kindheit bewundert habe. Der hat durch seine Instrumentation mir damals die Klassik nähergebracht, weil er es auf eine „coole“ Art und Weise vermitteln kann. Er hat Teile der Musik für mich, auf meine Persönlichkeit orchestriert, in der Instrumentenauswahl, das war toll! Auch die Zusammenarbeit mit Direktor Robert Meyer als Regisseur ist hervorragend.

OF: Sie haben ja 2012 auch die Première von „Ein Walzertraum“ gesungen, ebenfalls in der Regie von Robert Meyer.“

AG: Ja, das war meine erste richtige Première – „Csardasfürstin“ war ja eine Wiederaufnahme.

OF: Sie haben ja auch viele Tourneen gemacht, einige Male nach Japan. 

AG: Ja, das waren fünf Wochen, damals noch in einem Studentenchor. Die Solisten waren Profis, wie z.B. Elisabeth Flechl als Figaro-Gräfin, Paul Armin Edelmann, Siphiwe McKenzie, da stand ich als Studentin in der zweiten Reihe und wusste, das will ich auch. Und da beobachtet man genau, wie die Stars die Rollen gestalten.

OF: Figaro zieht sich ja durch Ihr Leben, nicht nur mit der Japan-Tournee, sondern auch später am Konservatorium haben Sie zu Ihrem Diplom die Susanna gesungen – damals italienisch – nächste Saison werden Sie an der Volksoper die Susanna in der Wiederaufnahme auf deutsch singen. Wie ist es für Sie, zwischen den zwei Sprachen zu switchen? (Anm.: Anita Götz sang auch die Despina auf italienisch am Konservatorium und nun auf deutsch an der Volksoper)

AG: Musikalisch ist es abgehakt, da muss man sich nur noch die Worte zurechtlegen, das geht ganz gut. Das Hauptproblem war, dass wir am Konservatorium Strichfassungen gemacht hatten, dass ich bei der Despina eine ganze Menge noch nachlernen konnte. Ich rechne damit, dass es beim Figaro noch mehr sein wird. Aber an der Volksoper singt man deutsch. Beim „Don Giovanni“ war dann die Überraschung gross, dass es zweisprachig war. (lacht) Die Freude war besonders gross, dass ich die Arien auf italienisch singen konnte.

OF: Das zeugt auch von einer Vielseitigkeit, wenn man zwischen zwei Sprachen wechseln kann, wobei Sie zeigen auch sängerisch eine Flexibilität, Sie singen ja nicht ausschliesslich Oper und Operette, sondern auch Musical – so zum Beispiel die Johanna in „Sweeney Todd“ an der Volksoper, und die Eliza Doolittle und diesen Sommer die Maria in „Sound of Music“ in Kufstein.

AG: Für mich ist ein grosser Traum in Erfüllung gegangen, als ich die Eliza singen durfte. Das war für mich als Jugendliche der Inbegriff des Musicals. Diese Seite lebe ich bewusst nicht aus an der Volksoper – bis auf die „Sweeney Todd“ Produktion – der Ausflug im Sommer ist auch Urlaub für den Kopf, da muss man sich nicht an den klassischen Sängern messen lassen, wie diese oder jene z.B. die Pamina-Arie gesungen hat, beim Musical geht vielmehr ums Schauspiel und es ist eine andere Gesangstechnik. Für mich ist es eine grosse Freude, diese Seite zu haben und ausleben zu dürfen, und den Spass daran zu haben. Die Maria steht auch ganz hoch oben auf meiner Liste, was Musicals betrifft. Was ich allerdings auch an der Volksoper machen würde – sollte es jemals am Spielplan stehen - wäre „Les Misérables“. Da sind beide Frauenrollen super. Auch „Phantom of the Opera“ würde ich nicht ablehnen.

OF: Zurück zur Oper: Mit Ihrem erfolgreichen Debüt als Pamina böte sich ja ein Fachwechsel zum lyrischen Sopran an.

AG: Ich wäre bereit dafür – wobei die Gretel schon massgebend war, bei Humperdinck ist das Orchester sehr dicht besetzt, und der erste Teil ist von der Tessitur her doch sehr tief gesetzt, da muss man übers Orchester kommen, da braucht man den Bogen. Pamina ist die Fortsetzung davon. An der Pamina-Arie habe ich mit 17 zu arbeiten begonnen, ich habe sicher 15 Jahre – wenn auch teilweise nur abschnittsweise – die Arie gepflegt, ruhen lassen, dann wieder neu erarbeitet. Ich war sehr froh, dass ich bei der ersten Vorstellung mit einer Ruhe die Arie singen konnte, es ist ja doch eine Arie, die jeder kennt und auf die jeder wartet – abgesehen von den Königin-Arien, die sind sowieso der Burner des Abends. Aber die Pamina-Arie ist auch mit ein Grund, warum ich Gesang studiert habe. Lucia Popp ist da mein grosses Vorbild, ihre Aufnahmen von Pamina und Figaro-Gräfin habe ich sehr oft angehört.

OF: Welche Vorbilder ausser Lucia Popp haben Sie sonst?

AG: Lucia Popp ist schon die Nr. 1 für mich, ich höre mir aber auch gerne Kathleen Battle an, gerade wenn es um Barock geht, sie hat eine wunderschöne, bewegliche Stimme, die aber auch die Lyrik hat, und die Beweglichkeit in die Höhe, das nehme ich mir gerne als Vorbild. Und Dorothea Röschmann.

OF: Barock singen Sie ja auch hin und wieder – unlängst haben Sie mit Ihrem Lebensgefährten (Anm. Trompeter an der Wiener Volksoper) ein Barockkonzert in der Volksoper gegeben.

AG: Ja, da gibt es viel Repertoire, da können wir die berufliche Seite an unserer Beziehung auch vertiefen.

OF: Während Ihres Studiums haben Sie ja verschiedene Stimmfächer ausprobiert, ich erinnere mich auch an Klassenabende, wo Sie Agathe und Wesendonk-Lieder gesungen haben.

AG: Das war schon im Vorstudium immer so, die meisten meiner Kolleginnen haben Adele gesungen, oder an die Zerbinetta gewagt; ich hingegen hatte immer eine gute Tiefe, aber es war klar, dass ich kein Mezzo bin. Und oft sagte man mir, ich sollte nicht zuviel in der Tiefe geben, wobei ich mir dann im Weg stand, weil die satte Tiefe war von Natur aus da, für das Alter ungewöhnlich. Dass ich so früh statt Ännchen-Arie die Agathe bzw. statt Susanna die Gräfin-Arie gearbeitet habe, war sicher gut für die Entwicklung, den Raumklang zu entwickeln. Aber auf der Bühne wäre es zu früh gewesen. Nichtsdestotrotz habe ich ausgerechnet mit den Wesendonk-Liedern einige Wettbewerbe gewonnen. Es ist sicher stimmschonender, unterm Fach zu singen, was ich bevorzuge, gerade wenn man an einem Repertoirehaus ist und 10 Monate singt, kann man auch mit Erkältung oder ähnlichem die Leistung erbringen. Jetzt ist aber der Zeitpunkt gekommen, den nächsten Schritt zu gehen.

OF: Das heisst, man wird bald wieder Wagner von Ihnen hören?

AG: Es gibt einige erfahrene Dirigenten, die mir nach Vorstellungen gesagt haben, dass das mit Anfang, Mitte 40 in die Richtung gehen wird. Wir werden ja sehen, wohin es tatsächlich gehen wird.

OF: Wir hatten vorhin noch das Thema, angeschlagen singen – was war Ihr ärgstes Erlebnis?

AG: Da war ich auf Einladung der österreichischen Botschaft in Caracas und habe Susanna gesungen. Die Sänger kamen grösstenteils aus Österreich, und waren natürlich das Essen dort nicht gewohnt. Wir sind also wechselseitig wie die Dominosteine umgefallen, jeden Tag jemand anderer. Mir ging es bis dahin noch gut, aber die Nacht vor der Première hat es mich erwischt, da bin ich um 3 Uhr in der früh ohnmächtig geworden, da war noch niemand vom Leading Team erreichbar, und bis ich einmal eine Klinik gefunden hatte, die mich behandeln wollte – da ist man um das österreichische Gesundheitssystem umso dankbarer... - und bis ich die Medikamente hatte, war es 17h! Das war eine Odyssee! Dann bin ich zum Theater, und die Veranstalterin drückte mir 3 grosse Damenbinden in die Hand und ich war damals 24 Jahre, aus dem behüteten Wien, wo die Lehrer generell eher auf Schongang sind und lieber zum Absagen raten. Naja, ich habe mich mit isotonischen Getränken versorgt und wartete hinter der Bühne auf den Auftritt. Und im Moment auf der Bühne lief alles einwandfrei, ein wenig schwindlig war mir zwar, was ich aber überspielen konnte – und kaum hinter der Bühne bin ich dann zur Toilette gestürmt. Und das ging den ganzen Abend so! Das war der Wahnsinn! Also, heute weiss ich, wenn ich morgens mit ein bisschen Bauchweh aufwachen sollte, genügt ein Imodium akut und die Vorstellung singe ich natürlich. Nach so einem Erlebnis lässt man sich nicht mehr so schnell aus der Fassung bringen.

OF: Wenn wir schon bei verrückten Geschichten sind – welches war der skurrilste Ort, an dem Sie bisher gesungen haben?

AG: Eine Freundin von mir ist Anästhesistin, die regelmässig als Theaterärztin arbeitet und daher den Backstagebereich kennt. Da habe ich sie einmal gefragt, ob ich nicht einmal bei ihr im OP zuschauen könnte. Ich wollte übrigens früher mal Ärztin, dann Tierärztin werden. Auf jeden Fall durfte ich in Montur – wie in der „Schwarzwaldklinik“ oder „Emergency Room“ - in den OP Saal hinein und wir warteten auf den Chirurgen, während die Patientin in Narkose lag. Da kam dieser Gott in Weiss mit der Frage: „Wer ist denn die Bekannte von der Kollegin“ und wollte noch wissen, was ich besonders gut könne. Meine Freundin meinte gleich „sie kann gut singen“. Nach 90 Minuten neben der Operation stehen, warteten die Ärzte auf den pathologischen Befund und der Chirurg forderte mich auf zu singen. So habe ich „o mio babbino caro“ zu dem skurrilsten Metronom (EKG-Gerät) gesungen.

OF: Welche Hobbies haben Sie ausserhalb vom Sängerberuf?

AG: Ich stricke gerne – momentan arbeite ich an Spiralsocken für meinen Partner, der hat Schuhgrösse 49! Meine Lehrerin hat mir geraten, ein Hobby zu suchen, das still ist, da man im Sängerberuf viel sitzt und viel wartet – von den ganzen Reisen zu schweigen. Ausserdem habe ich einige Haustiere: drei Meerschweinchen, die fühlen sich in meinem Garten pudelwohl!, zwei Katzen habe ich auch, der zweite Kater ist übrigens ein Mitbringsel aus Kufstein, sowie zwei Reptilien, Bartagamen. Die sind ganz lieb und unproblematisch. Und ich fahre gerne Auto. Mein Auto bedeutet Freiheit für mich. Als ich in Schwerin engagiert war, konnte ich aufgrund einer Terminkollision in Wien nicht mit dem Auto nach Schwerin fahren, sondern musste fliegen, um pünktlich zum Konzeptionsgespräch vor Ort zu sein. Und natürlich ist Schwerin eine schöne Stadt, aber eher wie ein Kurort, und die Zugverbindungen sind auch nicht so berauschend. Aber kaum hatte ich mein Auto wieder, konnte ich nach Hamburg und an die Ostsee fahren.

OF: Welches ist Ihre Lieblingspartie?

AG: Das ist schwer zu sagen. Eine Norina würde ich gerne mal singen. Zuhause übe ich auch eine Traviata. Die Koloraturphrasen sind Sport, die einen fit halten. Und natürlich die Barockarien, da baue ich gerne Koloraturen in den Wiederholungen ein. Und eine Rosina, wenn sie mit einem Sopran besetzt ist, wäre auch spannend. Aber nächste Saison singe ich vermehrt Partien, die in die lyrische Richtung gehen, wie eben wieder die Pamina und die Susanna. Diese Saison gab es einige Debüts für mich, deshalb bin ich froh, dass nächste Saison nur die Susanna neu für mich sein wird, so kann ich die bisherigen Rollen weiterentwickeln. Mein Gehirn hat schon so viele Schubladen mit Rollen. Es ist aber erfreulich, dass nächste Saison drei Mozartpartien (Anm. Pamina, Susanna und Zerlina) für mich am Plan stehen, Mozart verbindet das schauspielerische Talent mit der stimmlichen Weiterentwicklung. Bei den Operetten – abgesehen von der Adele – leben die Partien vor allem vom Schauspiel. Bei Mozart gibt es in den Ensembles immer wieder Tücken, die ich aber als schöne Herausforderung sehe. Und es gibt immer wieder Regisseure, die sich ausgerechnet an gesangstechnisch schwierigeren Momenten etwas vorstellen, wobei man unter Umständen an die Grenzen geht.

OF: Bei „Don Giovanni“ sind Sie ja über die Bühne geschwebt.

AG: Ja, da gab es einmal fast einen Unfall, weil das Seil oben geklemmt hat und der Kollege mich unten ziehen musste. Der Gurt hat mich während dem Singen ziemlich in die Leisten geschnitten, und natürlich kann ich nicht während dem Singen „aua“ schreien. Das war ein schräger Moment, der direkt nach der Caracas-Geschichte kommt. Zum Glück hat es der Kollege irgendwann gemerkt.

OF: Wie ist es bei Open Air Produktionen?

AG: In Kufstein ist es ja eine Freilichtbühne, heuer singe ich zum vierten Mal dort. Auch Schwerin war eine Open Air Produktion. Da hatte ich 6 Vorstellungen lang beste Wetterbedingungen, kein Insekt, und bei der letzten Vorstellung war ich komplett durchnässt und kurz vor der Arie fliegt mir ein Insekt in den Mund. Das war auch spannend, weil man verstärkt singt und jeder Räusper hörbar ist! In Mörbisch habe ich während des Studiums auch drei Jahre lang im Chor gesungen, im letzten Jahr war ich eine der Bediensteten bei „My Fair Lady“ und dort mit auf der Bühne (Anm. Der Chor singt in Mörbisch aus dem Off). Man muss natürlich bei Open Air Produktionen aufpassen, dass man bei kalter Witterung warm genug angezogen ist, da hatte ich mich letzten Sommer in Kufstein bei einer „Lady“ Probe in eine Pfütze gesetzt – was anfangs kein Problem war, nur dauerten dann die Korrekturen sehr lange und es wurde kalt und am nächsten Tag war ich dann bis zur Generalprobe angeschlagen. Da habe ich auch gelernt, vorsichtiger zu sein.

OF: Liebe Frau Götz, vielen Dank für das Gespräch!

Bilder (c) Liesl Lippa / Johannes Ifkovits / Barbara Palffy (Volksoper)

Das Interview führte Katharina J.A. Gebauer

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Nächste Vorstellungen mit Anita Götz: 3., 7., 18. Juni (Der Bettelstudent, Bronislawa), 23., 26. und 29. Juni (Così fan tutte, Despina)

 

 

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