DER OPERNFREUND - 51.Jahrgang
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Das große chinesische Neujahrskonzert 2020

Theater Bonn: 26.01.2020

In the year oft the Rat

Am 25. Januar 2020 begann das neue chinesische Jahr, welches ganz im Zeichen der Ratte steht. Und dieses Jahr begann gleich sehr vielversprechend, denn es kommt sicher nicht oft vor, dass dem Kritiker fast etwas die Worte fehlen. Am vergangenen Wochenende war allerdings einer dieser seltenen Momente. Im Theater Bonn erklangen Instrumente, die ich, um ganz ehrlich zu sein, zuvor noch nie gesehen oder gar live vernommen hatte. Wu Promotion hatte mit dem Hong Kong Chinese Orchestra unter der musikalischen Leitung von Yan Huichang eines der führenden Orchester in traditioneller chinesischer Musik an den Rhein geholt.

Das gut 90minütige (pausenlose) Programm begann nach einer kurzen informativen Einführung durch den WDR3-Moderator Daniel Finkernagel mit den „Trommeln zur Feier eines Ernterekords“ bei dem neben dem ausdrucksstarken und vielseitigen Einsatz der traditionellen chinesischen Schlaginstrumente auch die Streicher und Bläser des über 90köpfigen Orchesters eindrucksvoll aufspielten. Ob Erhu, Gaohu, Zhongu, Gehu, Liuqin, Sheng oder Suona, auf den ersten Blick komplett fremde Instrumente, die im Zusammenspiel den Zuschauer komplett in den Bann ziehen können. Die „Erinnerungen“ aus dem vierten Satz der Wüstenrauch Suite von Zhao Jiping hätten direkt einem großen aktuellen Hollywood-Blockbuster entsprungen sein können. Das Werk „König Chu legt seine Rüstung nieder“ stand mit seinen 15 Motiven ganz im Zeichen der Solo-Pipa, die von Zhang Ying eindrucksvoll beherrscht wurde. Nach dem vom Hong Kong Chinese Orchestra in Auftrag gegebenen und 1998 uraufgeführten „Jing-Qi-Shen“ (= die drei Schätze im Menschen) von Chan-Ming-chi folgten noch Auszüge aus den „Mondreflexionen auf dem Wasser“, „Schilfrohr-Flöten“ und „Klänge aus der Tang-Dynastie“, bevor bei den Zugaben auch das gut aufgelegte Bonner Publikum mit einbezogen wurde. Mit den vor der Vorstellung verteilten Trommeln und rhythmischem Klatschen, fand die Matinee-Vorstellung einen würdigen Abschluss. Wenn man gar nicht weiß, was einen erwartet und offen für Neues ist, kann man mitunter doch die wunderbarsten Dinge entdecken, so auch bei diesem Konzert.

In den letzten 22 Jahren hat Wu Promotion mehr als 180 große chinesische Neujahrskonzerte auf drei Kontinenten in über 20 Ländern präsentiert. Das aktuelle Programm ist noch am 01.02.20 bei den Tiroler Festspielen, am 03.02.20 in Budapest und schließlich am 05.02.20 im Kulturpalast Dresden zu sehen. Wer die Möglichkeit hat, sollte sich dieses Konzert nicht entgehen lassen, zumal die Karten in Dresden für nur 34 Euro durchaus erschwinglich sind. Ansonsten kann nur hoffen, dass es auch im kommenden Jahr einige Termine in Deutschland geben wird, dann ab dem 12. Februar 2021 im Jahr des Büffels.


Markus Lamers, 30.01.2020
Bilder: © Hong Kong Chinese Orchestra

 

 

„Beethoven-Marathon“ in Bonn Rhein-Sieg-Kreis

am 21.12.2019

Unfassbare Kraftanstrengung

Dirk Kaftan, Bonner Generalmusikdirektor, und Chefdirigent des Beethoven-Orchesters bringt an einem Tag alle neun Sinfonien des in Bonn geborenen Komponisten zur Aufführung.

Dass Beethoven in Bonn sein Publikum begeistert und auch Künstler und Kulturschaffende mobilisiert zeigt der große Zuspruch, den die mehr als 80 verschiedenen über die Stadt Bonn und den umgebenden Rhein-Sieg-Kreis verteilt stattfindenden Performances und Konzerte am Samstag vor dem vierten Adventssonntag fanden. Die Konzerte „Alle Neune“ an drei verschiedenen Spielstätten waren voll besetzt.

Teilnehmer am „Beethoven-Marathon“ buchten eine Vorstellung fest und konnten mit dem Ticket an allen anderen Vorstellungen teilnehmen, sofern noch Plätze frei waren. Vor allem am Abend in der Oper war die Kasse belagert von Besuchern, die eine andere Veranstaltung fest gebucht hatten, und hofften, in der Oper noch einen Platz zu ergattern.

Auf den Petersberg wurde man nur gelassen, wenn man eine Eintrittskarte vorweisen konnte, denn die Parkplätze um das Steigenberger-Hotel herum waren durch Gäste voll belegt.

Ausgangspunkt war tatsächlich das Abonnementskonzert um 19.30 Uhr in der Oper, bei dem das Beethoven-Orchester in großer Besetzung unter Dirk Kaftans Leitung Beethovens 6. und 9. Sinfonie spielte, zum Abschluss die 5. „Schicksalssinfonie“ unter Stefan Zilias.

Die 6. Sinfonie, „Pastorale“ wurde illustriert mit Sandmalerei von Aljona Voynova, die auf der großen hinter dem Orchester aufgebaute Projektionswand zu sehen war. Passend zu den Szenen der Sinfonie schuf die Künstlerin Bilder, die sie entstehen und wieder verwischen ließ.

Mit Anna Princeva, Emma Sventelius, Mirko Roschkowski und Tobias Schabel, alles hochkarätige und beliebte Solisten der Bonner Oper, und Sängern aus drei Chören (Opernchor Bonn, Philharmonischer Chor Bonn und Chor der Deutschen Welle Bonn) war die 9. opulent besetzt. Sie begeistere das Publikum zu lang anhaltendem Beifall und zu Standing Ovations.

Eigentlich sollte dann die 5. mit elektronischer Musik verfremdet kommen, aber GMD Dirk Kaftan entschied, dass diese Version noch nicht aufführungsreif sei. Daher wurde die Schicksalssinfonie ganz klassisch gespielt. Der frühere Bonner Kapellmeister Stefan Zilias, mittlerweile in Berlin beschäftigt, lieferte damit ein Paradestück einer perfekt musizierten spannenden Interpretation. Das Publikum war begeistert!

Nach der fulminanten 5. Sinfonie in den Schlussbeifall hinein wurde der Konzertmeister Liviu Casleanu, der dem Beethoven-Orchester 33 Jahre lang angehörte, in den Ruhestand verabschiedet. Für ihn war es ein würdiger Abschied als langjähriger Spielmacher des BOB, der von Dirk Kaftan als Musiker und Mensch in den höchsten Tönen gelobt wurde.

Danach folgte noch die Verlängerung der Konzertnacht mit der Musik eines DJs im Foyer der Oper, bei der sich diejenigen, die durchgehalten hatten, selbst feierten.

Hier zeigte sich, dass die Bonner ein überaus musikbegeistertes Publikum sind, die ihr Beethoven-Orchester lieben und von Beethovens Musik in welcher Form auch immer nicht genug kriegen können.

Eingeleitet wurde das Konzert am Abend in der Oper mit einem Grußwort des Bonner Oberbürgermeisters Ashok Sridharan, der sichtlich Gefallen an der Beethoven-Hommage in seiner Stadt fand.

Eröffnet wurde der Beethoven-Marathon um 13.00 Uhr in der Rotunde des Steigenberger-Hotels auf dem Petersberg. Die Rotunde ist ein wunderschöner Kuppelsaal, aus dem man über das Rheintal blickt. Der hohe Kuppelsaal eignet sich wunderbar für kammermusikalische Konzerte.

Hier wurde der Beethoven-Marathon von Malte Boecker, Geschäftsführer der Beethoven-Jubiläums-GmbH, und einer Vertreterin des Rhein-Sieg-Kreises um 13.00 Uhr offiziell eröffnet. Projektleiterin Magdalena Bahr gab den Startschuss. Im Mittelpunkt standen hier kammermusikalische Bearbeitungen der früheren Sinfonien, die in der Regel mit größerer Besetzung gespielt werden.

Die 3. Sinfonie, „Eroica“ erklang in der Besetzung der Vor-Aufführung 1804 für Kammerorchester mit nur vier ersten Geigen und der Leitung von Dirk Kaftan. So wirkte sie sehr transparent, und die wundervollen Bläser kamen viel stärker als gewohnt zur Geltung. Der wuchtige Klang, der im 19. Jahrhundert dadurch entwickelt wurde, dass man die Streicher zehnfach besetzte, wurde höchsten beim „Trauermarsch“ vermisst.

Von der 1. Sinfonie hat Karl Friedrich Ebers 1809 eine Nonett-Fassung geschrieben, die unter der Führung des Konzertmeisters Michael Ovrutsky gespielt wurde. Eine überaus frische und spritzige Version dieses Werks, die schon typisch für Beethovens Handschrift ist und über Haydn hinaus weist.

Franz Liszt hat die höchst virtuose Klavierfassung der 7. Sinfonie arrangiert, die vom jungen Pianisten Fabian Müller gespielt wurde. Müller hat 2017 beim Internationalen ARD-Musikwettbewerb in München gleich fünf Preise gewonnen, darunter den Publikumspreis. Der mittlerweile zum Star-Pianisten arrivierte Bonner tritt mit renommierten Orchestern wie dem WDR-Sinfonieorchester, dem Beethovenorchester dem SWR-Symphonieorchester auf und spielt auch begehrte Solo-Abende und Kammermusik. Müllers Interpretation „rockte“ den Saal und legte das melodisch-rhythmische Gerüst offen, das die 7. Sinfonie zu einer „Apotheose des Tanzes“ macht, wie Richard Wagner sagte.

Gastgeber der nächsten Runde ab 17.00 Uhr war die Deutsche Telekom, die ihren Konzertsaal in der Firmenzentrale zur Verfügung stellte. Unter der Leitung des Dirigenten Alexander Rumpf spielte das Beethoven-Orchester die 8. Sinfonie in einer „Überschreibung für orientalische Instrumente, Klavier und Sinfonieorchester“ des türkischen (anatolischen) Komponisten Kemal Dinç.

Türkische Musiker bei der 8. Sinfonie/Foto @ Ursula Hartlapp-Lindemeyer

Banş Kadem und Nihat Iman, Bağlama, Arslan Hasreti, Kamancha und Muhittin Kemal, Kanun (orientalische Schoßharfe) fügten zum Klang des Sinfonieorchesters orientalische Klänge hinzu. Dazu kam Antonis Anissegos am Klavier und Electronics. Das Stück ist für mich ein Modell gelungener Integration, denn die Sinfonie erklingt in der bekannten Fassung, dazu kommen aber thematisch passende Einwürfe der orientalischen Instrumente, des Klaviers und der Elektronik, die zeitweise auch mit dem Sinfonieorchester zusammen spielen. Durch die Ergänzungen und Erweiterungen hört man die Sinfonie ganz neu. Das war für mich die 8. auf einem orientalischen Basar, der Witz Beethovens wird übersteigert, aber auch durchbrochen.

Einen ganz neuen Raumklang entwickelte das Orchester mit der 4. Sinfonie, bei der Klarinetten und Fagotte zunächst in der 6. Reihe standen, sich zum 2. Satz in die 2. Reihe begaben, zum 3. Satz vor die erste Reihe um sich dann zum 4. Satz zu den Streichern auf dem Podium zum normalen Orchester zu vereinigen. Das gleiche machen die Blechbläser in einer Gruppe und die Flöten in einer weiteren Gruppe. Auf die Weise nahm man als Zuschauer die einzelnen Instrumentengruppen verstärkt wahr.

Die 2. Sinfonie hat Alexander Rumpf, wie das zu Beethovens Zeit häufig praktiziert wurde, mit Verstärkung durch „begeisterte Bonner Laien-Musikerinnen und Musiker“ aufgeführt. Leider kam es zu einem Terminkonflikt, denn um 18.45 Uhr war gerade der erste Satz in professioneller Qualität gespielt.

Die 6. sollte in der 4 km entfernten Oper um 19.30 Uhr beginnen. Ich habe, wie die etwa 40 Besucher, die sich „Alle Neune“ vorgenommen hatten, blutenden Herzens die restlichen drei Sätze der 2. Sinfonie verpasst und bin mit der Straßenbahn zur Oper gefahren, die belagert wurde von Musikbegeisterten, die noch mit ihrem Starterticket von einem der anderen Konzerte einen Platz in der Oper bekommen wollten.

Wie hat das Orchester das gemacht? Es sind 106 Musiker, und natürlich konnten die Stimmführer bei der 2. Sinfonie nicht in der 6. auftreten. Zur 9. konnten alle in der Oper sein. Während Kaftan schon die 3. Sinfonie auf dem Petersberg mit einem Teil des Orchesters aufführte, probte Stefan Zilias mit den anderen Musikern noch die Schicksals-Sinfonie in der Oper.

Es war eine gewaltige Kraftanstrengung, denn die Vorbereitungen zu den Konzerten liefen parallel zur Einstudierung des „Fidelio“, der am 1.1.2020 als erste Neuinszenierung dieser Oper im Beethoven-Jahr 2020 in Bonn Premiere haben wird. Das Beethoven-Orchester hat großen Einsatz gezeigt und sein Publikum begeistert.

Bereits in seinem ersten Jahr 2017/18 als Bonner Generalmusikdirektor gelang es Dirk Kaftan die Besucherzahlen zu verdoppeln, indem er durch ungewöhnliche Spielorte wie dem Base Camp und innovative Kooperationen wie mit türkischen Musikern oder mit Kölner Karnevalsbands auch Menschen anspricht, die dem klassischen Konzert eher reserviert begegnen.

 

Ursula Hartlapp-Lindemeyer, 29.12.2019

Besonderer Dank an unsere Freunde vom OPERNMAGAGZIN

 

 

DER OPERNFREUND  | opera@e.mail.de