DER OPERNFREUND - 51.Jahrgang
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„WIR MÜSSEN STETS ZUKUNFTSGERICHTET WEITERARBEITEN“ - INTERVIEW MIT STAATSINTENDANT JOSEF E. KÖPPLINGER VOM MÜNCHNER GÄRTNERPLATZTHEATER

Hier Interview Joseph E. Köpplinger Bild 1a - Copyright Thomas Dashuber

OF: Lieber Herr Köpplinger, seit nunmehr einem Jahr bekleiden Sie das Amt des Intendanten am Staatstheater am Gärtnerplatz. Was hat Sie dazu bewogen, sich um die Intendanz dieses traditionsreichen Hauses zu bewerben?

K: Ich habe mich nicht darum beworben. Auf den Posten des Gärtnerplatzinten-danten kann man sich auch gar nicht bewerben, sondern man wird dazu berufen. Toni Schmid hat mich damals im Auftrag des Ministers angerufen und mir das Angebot gemacht, die Intendanz des Gärtnerplatztheaters zu übernehmen. Ich habe mir daraufhin die Sache überlegt und dann geantwortet, dass ich im Grunde interessiert wäre. Nach einigen weiteren Gesprächen mit dem Ministerium habe ich mich dann entschlossen, das Amt anzunehmen.

OF: Sie traten Ihren Intendantenposten gerade zu dem Zeitpunkt an, in dem das Staatstheater am Gärtnerplatz in seine dreijährige Umbauphase eintrat und der Spielbetrieb deshalb in Ausweichspielstätten verlegt werden musste. Wie kamen und kommen Sie mit dieser Situation zurecht?

K: Die Lage am Gärtnerplatztheater, das jetzt Gott sei Dank verschönert und technisch auf den neusten Stand gebracht wird, war mir damals natürlich bekannt. So konnte ich mich bei meiner Zusage seelisch schon einmal gehörig auf diese besondere Situation des Theaters einstellen. Praktisch bedeutete das eine große Herausforderung nicht nur logistischer, sondern auch inhaltlicher Art.

OF: In welcher Phase der Renovierungsarbeiten befindet man sich jetzt? Liegen die Arbeiten im Zeitplan? Wird das neue Haus pünktlich im Jahr 2015 wiedereröffnet werden können?

K: Das weiß man noch nicht. Ich gehe aber davon aus, dass die Neueröffnung oder wenigstens eine Teilbespielung ab Herbst 2015 möglich sein wird. Die Bauleitung teilt uns aber frühestens im Juni 2014 den aktuellen Stand der Umbauarbeiten mit.

 

 

OF: Nach welchen Kriterien wählen Sie Ihre Ausweichspielstätten aus?

K: Zuerst einmal nach der Verfügbarkeit. Da wäre erstens das Prinzregententheater, in dem man Oper, große Operette und Musical spielen kann. Dann gibt es noch das Cuvilliéstheater für etwas intimere Aufführungen, Barockkonzerte und Tanzabende. Diese beiden Häuser sind voll ausgestattete Bühnen, die uns nicht immer zur Verfügung stehen. Aus diesem Grund müssen wir uns immer wieder umschauen, welche Räumlichkeiten es hier in München sonst noch gibt, die musiktheatertauglich sind und uns auch vermietet werden. Das ist immer ein sehr langes Suchen, Finden, Verhandeln und Disponieren. Da leistet meine Chefdisponentin wirklich großartige Arbeit, um diese Spielplanstruktur zu etablieren.

                                                                      Foto: Thomas Dashufer

OF: Wenn Sie auf Ihre erste Saison am Gärtnerplatztheater zurückblicken, würden Sie diese als gelungen bezeichnen?

K: Im Prinzip ja. Das Wort Prinzip meint hier einen reflektierenden, gleichzeitig aber auch hinterfragenden Blick auf die Dinge. Unsere Auslastungszahlen bewegten sich in der letzten Spielzeit weit über dem Soll. Daran hat man schon deutlich gemerkt, dass das Publikum uns annimmt und auf unsere Wanderschaft begleitet. Auch diverse Auszeichnungen und Preise, die man uns - im vergangenen Jahr - verliehen hat, haben bestätigt, dass wir uns auf dem richtigen Weg befinden. Dennoch kann man nie ganz zufrieden sein. Das ist durchaus nicht kokett gemeint, da man sonst den Blick und den Zug nach vorne verlieren würde. Theater ist ein schnelllebiges Genre. Wir haben nicht viel Zeit, uns auf etwas Erreichtem auszuruhen, sondern müssen stets zukunftsgerichtet weiterarbeiten.

OF: Wie sieht es mit den Finanzen aus? Sind Sie mit dem Ihnen zur Verfügung stehenden Budget zufrieden?

K: Ganz klar: Nein. Das würde wohl jeder vernünftige Theaterleiter sagen. Aber mit einem A-Orchester, einem A-Chor und dem Anspruch, ein Staatstheater zu sein, ist dieses Haus schon chronisch unterfinanziert. Damit sage ich nichts Neues. Selbstredend kannte ich, als ich hier auf dem Intendantensessel Platz nahm, das Budget, das mir zur Verfügung steht. Ich gehöre auch nicht zu denjenigen, die wegen zu geringer Finanzen jammern und herummäkeln. Vielmehr versuche ich, mit dem jeweiligen Budget das mir Mögliche zu erreichen.

OF: Im Gegensatz zu Dr. Peters, der immer sehr viel Oper gebracht hat, setzten Sie in Ihrer ersten Spielzeit verstärkt auf die sog. „leichte Muse“ und präsentierten vor allem Operetten und Musicals. Das Genre der Oper war nur durch „Don Pasquale“ und „Onkel Präsident“ vertreten. Was war der Grund dafür, dass Sie so wenige Opern gespielt haben?

K: Wir hatten die dafür notwendigen Räumlichkeiten nicht. Man kann Oper nicht überall herausbringen. Es gibt in München nicht so viele Theater, die sich dafür akustisch eignen würden. In dieser Spielzeit legen wir nun aber auf die Oper das Hauptgewicht, weil wir jetzt im Gegensatz zu letztem Jahr adäquate Räumlichkeiten dafür bekommen haben. Die von uns mit großer Überzeugung verfolgte Grundbasis bzgl. des Spielplans ist: je zweimal Oper, Operette, Musical und Tanztheater. An diesem Strang wollen wir uns auch weiterhin orientieren. Leider fehlt uns im Augenblick auch die Möglichkeit, im Rahmen einer Repertoirepflege die Neuproduktionen auszubalancieren. Das geht erst wieder, wenn wir 2015 in unser Stammhaus zurückkehren.

 

Foto: Sarah Rubensdörffer

 

OF: Welche Opernkomponisten bevorzugen Sie? Welche ihrer Werke werden sie am Gärtnerplatz zur Aufführung bringen?

K: Ich bin ein großer Freund von Mozart und Richard Strauss, lieber aber auch Puccini, Verdi, Lortzing und Cole Porter. Letztlich habe ich keinen Favoriten unter den Komponisten. Es gibt derer so viele. Wenn ich die Zeit und das Geld hätte, das zu machen, was ich gerne tun würde, hätten wir jede Woche eine Premiere oder vielleicht sogar eine Doppel-Premiere. Ich gehöre nicht zu denen, die nur Wagner oder nur Strauss oder nur Verdi verehren. Schubladendenken ist äußerst gefährlich und schadet der Offenheit der Kunst. Ich akzeptiere jeden fachspezifischen Fan eines bestimmten Komponisten, sofern er sich nur nach außen tolerant zeigt. Allgemein gehört meine Vorliebe guten musikdramatischen Werken unabhängig von der Gattung. Jedes Genre braucht seine Vielfalt. Mich würde beispielsweise ein historisch richtig besetzter „Fidelio“ - im Jahre 1805 gab es sicher noch keinen Heldentenor - sehr interessieren.

OF: Wir begehen dieses Jahr das Wagner-, Verdi- und Britten-Jubiläum. Von Verdi und Britten konnte man in den vergangenen Spielzeiten einiges am Gärtnerplatz sehen, nur um Wagner machte Dr. Peters immer einen großen Bogen. Wird sich das unter Ihrer Leitung ändern? Zumindest die Frühwerke „Feen“ und „Liebesverbot“ könnte ich mir an Ihrem Haus gut vorstellen.

K: Einige dieser frühen Opern Wagners sind am Gärtnerplatz ja bereits unter der Intendanz von Prof. Klaus Schultz, dem Vorgänger von Dr. Peters, gespielt worden. Momentan werden wir diese Stücke nicht auf den Spielplan setzen. Vielmehr werden wir uns auf die Opéra comique in allen ihren Facetten konzentrieren.

OF: Werden Sie fremdsprachige Opern in der originalen Diktion oder in einer deutschen Übersetzung bringen?

K: Das hängt von dem jeweiligen Werk ab. Ganz wichtig ist es mir beispielsweise, die konzertante Aufführung von Tschaikowskys „Jolanta“, die wir diese Spielzeit im Programm haben, auf russisch mit einer deutschen Übertitelung herauszubringen. Bei gewissen Mozart-Opern oder auch bei der „Verkauften Braut“ könnte man dagegen diskutieren, ob die Originalsprache oder eine deutsche Übertragung besser wäre. Es wird diesbezüglich wohl Einzelfallentscheidungen geben, die vom Stück und der Handlung abhängen, aber auch Aspekte wie die Machbarkeit und die Folgen für den Klang berücksichtigen. Sobald wir hier am Haus wieder über ein festes Ensemble verfügen, was wir anstreben, müssen wir uns mit dieser Frage selbstverständlich stärker auseinandersetzen. Sicherlich werden wir aber nicht alles auf Deutsch bringen. Das wäre übertrieben.

OF: Was für ein Verhältnis haben Sie zur modernen Oper? Könnten Sie sich z. B. vorstellen, Mieczyslaw Weinbergs grandiose Oper „Die Passagierin“ auf den Spielplan zu setzen?

K: Ich habe die „Passagierin“ 2010 bei Ihrer Uraufführung in Bregenz gesehen und fand sie großartig. Auch die Inszenierung war hervorragend gelungen. Klar interessiert mich so etwas.  Ich gehe sogar noch einen Schritt weiter und werde hier pro Jahr eine Uraufführung machen quer durch die Genres.

OF: Wird der szenische Kurs des Gärtnerplatztheaters in den nächsten Jahren eher moderner oder eher konventioneller Natur sein?

K: Ich weiß nicht genau, was modernes Theater sein soll. Jedenfalls nicht, dass man Geschichten einfach nur in heutigen Kostümen nacherzählt, um dadurch eine Modernität lediglich zu behaupten. Ich bin der Ansicht, dass der geistige Gehalt der reglielichen Ansatzpunkte entscheidend ist, mag er sich nun in psychologischen, philosophischen oder auch politischen Ansatzpunkten ausdrücken. Und genau das machen wir jetzt ja bereits. Dadurch, dass man unterschiedliche Regisseure/innen engagiert, die alle ihre eigene Erzählweise haben, gewinnt man eine Vielzahl von szenischen Farben. Und was sie letztlich zusammenhält, ist für mich die handwerkliche Qualität der Vorstellungen.

 

OF: Könnten Sie sich vorstellen, Ihre hervorragende, äußerst moderne Essener „Traviata“-Inszenierung mit all den Nackedeis nach München zu holen?

 

Foto: Gärtnerplatztheater

 

K: Das steht im Augenblick nicht zur Debatte. Diese Produktion kam damals unter schwierigsten Bedingungen zustande. Ein Grippevirus ging um, weswegen ständig irgendein Sänger fehlte. Der Alfredo musste noch nach der zweiten Hauptprobe ausgewechselt werden. Der Chor hat die Inszenierung geliebt und war von ihr ganz beglückt. Und so extrem, wie das Ganze auf die Zuschauer gewirkt hat, war es dann doch nicht. Es ging um den Gegensatz von Eros und Thanatos. Violetta ist ja eine Kurtisane. Das hat in dem streng katholischen Essen die Gemüter erhitzt. Das Publikum teilte sich in zwei sehr gegensätzliche Lager und bedachte mich beim Premierenapplaus einerseits mit einem Beifallsturm, andererseits aber auch mit heftigen Buhrufen. Nun werde ich gar nicht gerne ausgebuht. Auch die Kritiken waren sehr gespalten, aber das passiert ja öfters. Beim Auditorium hat die Produktion dann aber insgesamt enormen Anklang gefunden. Die Aufführungen waren immer restlos ausverkauft.

OF: Im Augenblick wird jedes Stück am Gärtnerplatz en bloc gespielt. Wiederaufnahmen sind eher die Ausnahme. Wird sich das, wenn das Theater in zwei Jahren wieder in sein Stammhaus zurückkehrt, ändern? Werden Sie dann auch Inszenierungen aus der Peters-Ära wiederaufnehmen ?

K: Etliche schöne Sachen, die ich gut fand, sind leider bereits abgespielt. Einige Produktionen werden wir aber sicher wiederaufnehmen.

OF: Im Theater Heilbronn war vergangene Spielzeit Loriots „Martha“-Deutung zu sehen, die auch lange am Gärtnerplatz gelaufen ist. Werden Sie auch weiterhin Produktionen nach Heilbronn ausleihen?

K: Wenn das Theater Heilbronn unsere Inszenierungen weiterhin will, werden wir das sehr gerne tun. Der Kontakt nach Heilbronn besteht jedenfalls weiter und es sieht diesbezüglich gut aus.

OF: Wie sieht Ihre Ensemblepolitik aus? Wann wird es am Gärtnerplatz wieder einen festen Sängerstamm geben?

K: Sobald eine Vollbespielung unseres Stammhauses wieder möglich ist. Bis dahin hängt es von der Programmierung des Spielplans und von den uns zur Verfügung stehenden Räumlichkeiten ab, ob wir mit unseren Sängern Teilzeit- oder Residenzverträge abschließen.

OF: Ein Höhepunkt der Spielzeit 2012/13 waren die konzertanten Aufführungen von Arthur Honeggers dramatischem Oratorium „Johanna auf dem Scheiterhaufen“. Werden Sie sich auch künftig der Sparte Oratorium annehmen?

K: Womit wir wieder bei der Raumfrage wären. Für dieses Stück haben wir die alte Kongresshalle gewählt, und diese umzubauen war ein sehr großer Aufwand. Im Prinzip würde ich Ihre  Frage aber mit einem eindeutigen Ja beantworten. Am liebsten hätte ich die „Johanna“ sogar szenisch gehabt. Das war aber nicht möglich, weil wir bei diesem Werk an sämtliche logistische Grenzen gestoßen sind.

OF: In der vergangenen Saison trugen Sie mit dem „Dschungelbuch“ auch den Bedürfnissen des jungen Publikums Rechnung. Wie wichtig ist Ihnen das Kinder- und Jugendtheater?

K: Es ist für mich sehr essentiell. Wir leben Gott sei Dank in einer Demokratie. Und die gilt es auch mit den Mitteln des Theaters aufrecht zu erhalten. Das Theater ist einer der Orte, an dem eine gelebte Utopie noch einen Raum finden kann. Und das gilt ganz unabhängig von Inhalt und Sparte des Dargebotenen. Es ist völlig gleichgültig, ob es sich dabei um ein Schauspiel oder Musik- oder Tanztheater handelt. Wir haben als Münchens Volksoper die moralische Verpflichtung, dem Publikum sowohl im heiteren als auch im dramatischen Bereich den Spiegel vorzuhalten. Kunst ist für mich die höchste Form der Soziologisierung. Und das nimmt beim Kinder- und Jungendtheater seinen Anfang. Dass die Zielgruppe der 12- bis 18jährigen wiederkommt ist weit schwieriger als bei den ganz jungen Zuschauern.

OF: Was erhoffen Sie sich langfristig von Ihrer Intendanz am Staatstheater am Gärtnerplatz?

K: Dass man akzeptiert, dass das Genre der Opéra comique hier einen weitläufigen festen Wohnsitz hat und wir dem Publikum über Jahre hinweg mit ehrlicher Theaterarbeit zeigen können, für was wir stehen: Die reichliche Bespielung unseres Hauses als einer der wenigen Spielstätten, die es in dieser Form nicht nur in Bayern, sondern in ganz Deutschland und sogar Europa noch gibt.

 

Ludwig Steinbach, 22.12. 2013

 

                                

 

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