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Michael Lakner

"...gewisses Porzellan, welches einmal zerschlagen worden ist, kannst Du nicht mehr oder nur noch sehr schwer zusammensetzen."

 

 

22. Juli 2017 in Bad Ischl

 

OF       Ich freue mich, den ehemaligen Intendanten von Bad Ischl, Prof. Dr. Michael Lakner heute nach unserem letzten Interview 2013 begrüßen zu dürfen. Er, der das Lehár-Festival Bad Ischl im Mai verlassen hat, ist heute zur Premiere von „Saison in Salzburg“ wieder hier (wie auch letzte Woche bei der „Lustigen Witwe“). Alles, was in dieser Saison abläuft, hat er noch vorbereitet und vollendet. Bei der Premiere der „Lustigen Witwe“ hat er etliche Ehrungen bekommen und da würde mich jetzt einmal interessieren, weil es so viele waren, was das denn jetzt im Einzelnen gewesen ist.

L         Ja, das war schon sehr eindrucksvoll. Ich habe von der Stadt Bad Ischl das Kulturehrenzeichen bekommen, darüber hinaus die höchste Auszeichnung des Landes bekommen, das ist die Kulturmedaille des Landes Oberösterreich für meine Leistungen der letzten Jahre und für den Aufbau des Lehár-Festivals und die Internationalität, die ich dem Lehár-Festival verschafft habe. Dann gab´s noch die Ehrenmitgliedschaft des Lehár-Festivals und eine Riesentorte für meinen Einsatz bei der Pressekonferenz 2014, auch symbolisiert mit einer Marzipanfigur (zeigt ihn in Unterhose, die er bei der denkwürdigen Pressekonferenz, als er sich bis auf die Unterhose auszog und die desolaten Mittel des Festivals eindrucksvoll zu demonstrieren) wo ich auf die prekäre finanzielle Lage hingewiesen habe. Damals erklärte ich, dass die Zitrone ausgepresst sei und ich mein letztes Hemd im übertragenen Sinne für das Festival ausziehe. Das hat damals schon Furore gemacht und ich habe etliche zusätzliche Sponsorengelder von über 120.000 € requirieren können. Die Eigenwirtschaftlichkeit des Lehár-Festivals lag bei etwa 85%, in Baden sind es nun 30%. Und dort bin ich auch kein Geschäftsführer mehr und muss mich nicht mehr ums Geld sorgen bzw. mich selbst drum kümmern.

OF       Mir ist klar, dass Baden eine ganz neue Aufgabe ist, vor allen Dingen etwas, was Du bisher nicht gehabt hast. Bisher ja nur die knapp zwei Monate Spielzeit, natürlich mit allen Vor- und Nacharbeiten und die Geschäftsführertätigkeit und in Baden gehen die Ausführungen ja das ganze Jahr über. Aber ist trotzdem nicht eine gewisse Art, ja sagen wir ruhig mal Wehmut da, nach über 13 langen Jahren, jetzt Bad Ischl von heute auf morgen zu verlassen und all das, was Du mühsam und akribisch aufgebaut hast dazulassen, immer in der Hoffnung, dass es mindestens bewahrt, hoffentlich noch ausgebaut wird?

L         Also natürlich ist das mit großer Wehmut verbunden. Aber ich bin halt ein Mensch, der immer eine neue Herausforderung sucht. Ich hatte hier in Ischl alle meine Aufgaben gelöst. Ich habe die Werksvertragsprobleme mit der Gebietskrankenkasse gelöst; die ganze Künstlerproblematik, dass man freie Dienstverträge machen darf. Ich habe 14 Saisonen eine Marke aus dem Lehár Festival gemacht. Nun habe ich diese Aufgabe für mich erledigt, behalte auch meinen Hauptwohnsitz in Bad Ischl, aber wie Du schon richtig gesagt hast: Baden ist insofern sehr spannend, weil ich hier das ganze Jahr lang Theater machen kann und nicht nur die Operette, die ich heiß liebe. Ich habe nun in Baden eine ungeheure Bandbreite: wir spielen Oper, Operette, Musical, Familienmusical, wir haben eine Ballettcompany, wir haben Ballettabende, wir haben Schauspiel vom Landestheater Niederösterreich. Jedes Jahr bringe ich 10 große Produktionen als Neuproduktionen heraus. Jeden Monat schießen wir eine Produktion raus, das ist sehr anstrengend. Aber jetzt belasten mich die Geschäftsführungspflichten nicht mehr und kann mich voll auf die künstlerischen Tätigkeiten stürzen, und das ist eben mein Faible. Dazu kommt noch, was ich ja in Ischl nicht machen konnte - jedenfalls nur einmal bei „Gigi“ -, dass ich in Baden zweimal im Jahr selber Regie führen kann. Ich bin sehr stolz, weil ich auch sehr schöne Kritiken bekommen habe für meine „Zarewitsch-Aufführung. Vor allem aber, weil es dem Publikum sehr gut gefällt. Mir ist Wahrhaftigkeit auf der Bühne sehr wichtig, ehrliche Emotionen wie im Leben, und das ist wirklich auch gelungen mit dem „Zarewitsch“. Deshalb bin ich sehr froh, dass ich jetzt in den nächsten Jahren zweimal im Jahr inszenieren kann.

OF       Ich schreibe am Schluss meiner Rezensionen oft, dass Operette seine Wirkung erreicht hat, wenn das Publikum mit einem freundlichen gelösten Lachen oder Lächeln oder einem Pfeifen auf den Lippen aus der Aufführung geht. Und wenn nicht irgendwelche Regisseure, oder solche, die sich dafür halten, sich selbst verwirklichen wollen und dadurch einen Scherbenhaufen auf der Bühne veranstalten, sondern wenn Operette oder auch das Musical natürlich so gebracht wird, dass es auch noch die Zeit widerspiegelt, in der sie geschrieben wurde.

L         Da hast Du völlig Recht. Das ist halt auch oft der Versuch, die Operette „heutig“ zu machen. Aber das endet dann oft in der Provokation, die nicht notwendig ist, denn Operette ist eine ernstzunehmende Kunstform. Man kann schon gewisse Aktualisierungen in moderater Form machen oder Zitate bemühen. Im Grund genommen gibt es aber wenige Stücke, die sich in die heutige Zeit transferieren lassen. Wenn ich jetzt an „Bettelstudent“ denke, die Besetzung Polens durch die Sachsen, „Fatinitza“, das im Krimkrieg spielt, „Zigeunerbaron“, der 1741, 24 Jahre nach der Schlacht bei Belgrad, also einerseits in Folge des Österreichisch-Türkischen Krieges und andererseits inmitten des österreichischen Erbfolgekriegs angesiedelt ist – wo soll man das hin versetzen? „Die Kaiserin“ von Leo Fall, die ich jetzt in Baden machen werde, das ist so zeitgebunden durch die Regentschaft Maria Theresias, du kannst es nicht irgendwo anders hin versetzen, das macht überhaupt keinen Sinn. Ich finde, wir sollten den großen Werken des Musiktheaters mit Demut und Respekt begegnen, auch was das Zeitkolorit betrifft.

OF       Eine Frage habe ich auch noch. Bei Euch in Österreich, was mich eigentlich wundert, weil Österreich ja doch mehr das Land der Operette ist wie Deutschland, gibt es ebenfalls wie bei uns in den öffentlich-rechtlichen Medien keine Operetten mehr. Es gibt bei Euch auf ORF 3, aber das bekommen wir leider nicht rein, ab und zu mal was, in Deutschland fast gar nichts mehr und ich spreche hier in erster Linie von Videoaufzeichnungen.

L         Wir haben jetzt jedenfalls meine Eröffnungsproduktion in Baden aufgezeichnet, und das wird in ORF 3 gezeigt, also „Orpheus in der Unterwelt“ wird Anfang September zu sehen sein – es ist eine fulminante Produktion dank Ulrike Beimpolds Regie und der großartigen Mitwirkenden. Aber die öffentlich-rechtlichen Medien sind natürlich ganz wesentliche Faktoren zur Aufrechterhaltung und dass die Operette überleben kann. Nur wenn sie im Radio und im Fernsehen weiter gepflegt wird, gibt es vielleicht auch ein paar junge Leute, die sich das mal anhören oder ansehen. Wenn es nicht gespielt wird, haben wir keine Chance zu überleben.

OF       Ich habe immer wieder gefordert, dass sich die Operettenliebhaber an die öffentlich-rechtlichen Anstalten wenden sollen und sie auffordern, diesen Kunstbereich nicht so zu vernachlässigen. Es ist deren Auftrag und deren Verpflichtung. Aber in Deutschland gibt es praktisch keine Operette mehr im öffentlich-rechtlichen Bereich * und das ist so nicht in Ordnung.

L         Die Zertrümmerung dieses Kulturerbes hat natürlich auch schon mit der 68er Generation zu tun, das ist schon der negative Aspekt dieser Generation. Wir haben das ja alle miterlebt, als die Hochkultur als unzeitgemäß bezeichnet und immer mehr verdrängt wurde, auch im Schulunterricht! Das hat natürlich schon mit diesem Zeitgeist zu tun. Ich glaube aber, dass es nun langsam überwunden ist. Retro ist ja überall wieder chic und in. Wer hätte gedacht, dass sich beispielsweise das in den Sechzigern vielgeschmähte Musical „Sound of Music“ einmal in Österreich durchsetzen würde. Jedoch gewisses Porzellan, welches einmal zerschlagen worden ist, kannst Du nicht mehr oder nur noch sehr schwer zusammensetzen.

OF       Lieber Michael, ich wünsche Dir, wie der gesamte Opernfreund, alles erdenklich Gute für Baden. Wir werden im nächsten Jahr aus Baden berichten. Ich hoffe, dass Du dort die gleichen Erfolge erzielen kannst, wie hier über die vielen Jahre in Bad Ischl. Ganz herzlichen Dank für das Gespräch und einen schönen Abend.

 

Manfred Drescher

Foto (c) DER OPERNFREUND

 

* Anmerkung der Chefredaktion

zum Thema "Operette im Öffentlich Rechtlichen".

Bei uns in NRW hat der führenden Sender, nämlich der WDR (Westdeutscher Rundfunk) hunderte von Operetten einst aufgenommen - meist sogar noch in schwarz-weiß. Dabei waren geniale Eigenproduktionen mit tollen Künstlern. Die lagern im Archiv und verrotten. Sie fallen dem Quotenwahnsinn zum Opfer. Was für eine Schande... - was für ein Skandal!

Noch viel schlimmer ist, daß diverses Material aus dem Archiv (viele Dokus und Interviews mit Intendanten, Künstlern und Berichte aus den Lokalmagazinen der letzten 60 Jahre) mittlerweile von einer Privatfirma vermarktet wird, die glaubt damit könne man den großen Reibach machen und Millionen verdienen.

Material, welchess vom Steuerzahler längst bezahlt wurde und mit dem man endlich das Regionalfernsehen - welches bei uns nur noch aus Ratespielen, Kochsendungen und billigen Tierfilmen aus dem Zoo (sehr preiswert zu produzieren!) besteht - niveauvoller gestalten könnte.

Anfragen vom OPERNFREUND wurden damit beantwortet, daß dieses altes Zeug ja eh niemand mehr sehen wolle; und Operetten schon gar nicht.

Als die Bonner Oper vor Jahren ihren 50. Geburtstag feierte, durfte auf der kleinen Ausstellung im Foyer (und nur dort!!!) einen kurzen schwaz-weiß-Film von der damaligen Eröffnung mit Interviews nur auf einem kleinen Monitor mit angeschlossenen Minikopfhörern offerieren. Allein das Präsentieren auf der Homepage des Hauses hätte den Jahrestetat des Hauses  an zu zahlenden Lizenzgebühren gesprengt.

Peter Bilsing (Hrg.)

 

 

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