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Pirgu 15_08_07_SCALA_SAIMIR_PIGRU_05_046 porträt~1  Il Mio Canto CD cover - Photo Paul Scala~1


„Il mio canto“ – wie ich bin!

Saimir Pirgu ist derzeit mit seiner CD „Il mio canto“ unterwegs, die er dem Opernpublikum allerorten präsentiert, darunter kürzlich auch in Wien in der Staatsoper vor einer begeisterten Gemeinde von Fans. Bei dieser Gelegenheit hat er uns eine Menge Fragen beantwortet, allerdings nur schriftlich, da angesichts des engen Terminplans kein Live-Gespräch möglich war.


Herr Pirgu, fühlen Sie sich auf den Spuren von Jonas Kaufmann? Der ist doch berühmt dafür, immer wieder CDs  herauszubringen und dann mit Ihnen zu „reisen“, indem er allerorten Konzerte mit dem dort enthaltenen Programm gibt?

Meiner Meinung nach ist es wichtig, ein Album auch auf solch eine direkte Art dem Publikum näher zu bringen. Ich verehre Jonas Kaufmann übrigens sehr, er gehört zu meinen Lieblingssängern und ich kenne ihn schon, seit er in Zürich fest im Ensemble war, also bevor er diese große Weltkarriere gemacht hat.

Erzählen Sie uns von dieser „Tournee“, die Sie hier unternehmen?

Die „Il mio canto“-Tournee begann mit einer CD-Präsentation in London, wo ich im Januar und Februar den Alfredo gesungen habe. Ende Februar folgte dann ein Konzert Tokio, ein riesiger Erfolg  –  ausverkaufter Saal und ein begeistertes Publikum. Dann gab ich ein Konzert in Florenz, wo das Album aufgenommen worden ist, anschließend in meiner Heimat, in Tirana, und dann das Gesprächskonzert mit den Freunden der Wiener Staatsoper am 13. März im Gustav Mahler Saal.

Wie geht es weiter?

Am 15. März stelle ich die CD dann an der Deutschen Oper Berlin vor, und am 31. März in Paris am Théâtre du Châtelet. Am 9. April findet dann das vorerst letzte „Il mio canto“- Konzert in New York statt, dort werde ich die CD im Kaufmann Center vorstellen. Und wir planen gerade, die Tournee noch etwas zu erweitern…

Ist das nicht unglaublich anstrengend?

Ja, eine solche Tournee ist ein enormer Kraftakt, der sich aber spätestens dann auszahlt, wenn man auf der Bühne steht. Nach den Konzerten signiere ich die CD, und mir ist der persönliche Kontakt zu den Fans sehr wichtig. Besonders in Wien trifft man auf ein sehr fachkundiges Publikum, die Fans geben teilweise nach jeder Vorstellung Feedback und nehmen manchmal auch kein Blatt vor den Mund, wenn ihnen etwas weniger gut gefällt. In Wien kann es schon vorkommen, dass Fans, die in jeder Vorstellung einer Serie waren, dann ganz genau nach der Vorstellung benennen, was besonders gut und was vielleicht weniger gut als in der vorherigen Vorstellung gelungen ist. Das finde ich toll und mir fällt außer Wien wirklich keine andere Stadt der Welt mit so vielen treuen Fans ein!

Reagiert das Publikum überall anders?

Natürlich  – alle Konzerte waren große Erfolge, aber in Tokio ist man besonders begeisterungsfähig. Dort hat das anschließende Signieren der CD sogar länger als das Konzert gedauert, weil so viele Zuschauer ein Autogramm wollten. Und in Wien habe ich mich gleich wie daheim gefühlt, denn es waren sehr viele bekannte Gesichter im Publikum, die ich seit meinen Anfängen an der Staatsoper vor zwölf Jahren kenne, und die Stimmung war besonders gut, fast schon familiär.

Haben Sie die CD nach eigene Lust und Vorlieben zusammengestellt? Oder greift man nach etwa dem „Lamento di Federico“ aus  „L’arlesiana“ von Cilea, weil es Pavarotti-Repertoire ist – auch ein Risiko, weil Fans hier ja sofort vergleichen.

Eigentlich handelt es sich bei den Arien, die ich für „Il mio canto“ aufgenommen habe, zum einen um eine Art Querschnitt durch mein aktuelles Repertoire, das ich seit Jahren auf der ganzen Welt singe wie Traviata, Rigoletto, Bohème oder Lucia. Zum anderen wollte ich Arien aus Werken aufnehmen, in denen ich in den kommenden Jahren debütieren werde. Der Faust beispielsweise ist bereits fest geplant, in dieser Rolle werde ich mein Debüt in Berlin geben. Auch Luisa Miller, Simon Boccanegra oder L’arlesiana sind Werke, von denen ich mir durchaus vorstellen könnte, sie in den nächsten zehn Jahren zu singen. Ein weiterer Faktor für die Zusammenstellung der CD war, dass ich Arien aufnehmen wollte, die besonders gut demonstrieren, wozu ich im Moment stimmlich und künstlerisch in der Lage bin. Ich wollte einfach „Il mio canto“, also „meinen Gesang“ oder meine Stimme in all ihren Schattierungen auf einer Solo-CD verewigen. Das Lamento des Federico habe ich auch aufgenommen, weil das eine meiner Lieblingsarien ist, ein tolles und sehr effektvolles Stück. An Luciano denke ich oft, wenn ich diese Arie singe. Seine Interpretation des Lamento ist einfach unvergleichlich – und außerdem habe ich diese Arie mit ihm einstudiert!

Die CD enthält – mit jeweils zwei Beispielen – jene Rollen, die Sie weltweit auf der Bühne am meisten singen, den “mittleren Verdi”, nämlich Herzog und Alfred, daneben weniger populäre Tenorarien von Verdi. Und den Rudolf in „La Boheme“, der Ihnen ja auch oft begegnet. Ist dieses italienische Repertoire das Standbein – heute und künftig?

Absolut, ich sehe mich ganz in der italienischen Tenortradition und habe ja von Beginn meiner Karriere viel italienisches Repertoire gesungen. Ich denke das wird auch immer so bleiben, und ich bin gerade dabei, mein italienisches Repertoire etwas auszubauen. Letztes Jahr habe ich etwa als Riccardo in „Un ballo in maschera“ mit Zubin Mehta in Israel konzertant debütiert. Diese Rolle wird sicher auch szenisch kommen und weist ja schon in eine etwas dramatischere Richtung.

Con Angela Gheorghiu - Boheme Liceu Barcellona - Photo Irina Stanescu  xxx~1
Mit Angela Gheorghiu in „La Boheme“ am Liceu Barcelona, Foto: Irina Stenscu

Die Fragen nach den Italienern kommt daher, weil die CD zeigt, dass Sie offenbar große Lust auf die Franzosen haben. Nun sind die gewählten Arien aus „Faust“, aus „Romeo et Juliette“  und „Werther“ Klassiker – Rollen, die Sie, wenn ich mich nicht irre, mit Ausnahme des Romeo noch nicht auf der Bühne gesungen haben, ebenso wenig wie beispielsweise den Des Grieux von Massenet. Da würde sich ein breites Rollenfach eröffnen, zumal diese Opern ja doch immer häufiger gespielt werden.

Das eine schließt das andere ja nicht aus. Auch mein Repertoire französischer Werke werde ich in den nächsten Jahren erweitern und die französischen Rollen, die ich bereits gesungen habe, werden wieder öfter auf meinem Spielplan stehen. Der Roméo kommt am Liceu in Barcelona, und auch den Werther, den ich bereits in Tirana ausprobiert habe und seitdem nicht wieder gesungen habe, werde ich wieder auf der Bühne verkörpern. Als Faust werde ich ja wie oben erwähnt in Berlin debütieren. Später würden mich auch Rollen wie Hoffmann oder irgendwann Don José reizen. Aber ich werde weiterhin sehr vorsichtig in meiner Rollenauswahl sein und diese Partien wirklich erst singen, wenn ich mir ganz sicher bin, dafür bereit zu sein.

Als kleine Draufgabe bekommt der Opernfreund die Arie des Italienischen Tenors aus dem „Rosenkavalier“. Dazu fällt auf, dass Sie in    Ihrem Bühnenleben Mozart gewissermaßen „verloren“ haben, seit dem „Don Giovanni“ in der Arena von Verona  und einem „Titus“ in Paris scheint er nicht mehr auf Ihrem Programm zu stehen.

Mozart singe ich eigentlich immer noch regelmäßig, und das soll auch in Zukunft so bleiben. Den Don Ottavio habe ich erst letzten Sommer in der wunderbaren Zeffirelli-Inszenierung in der Arena di Verona gesungen. Nächste Spielzeit werde ich in dieser Partie auch wieder an der Wiener Staatsoper zu hören sein. Auch Idomeneo, Titus oder Tamino sind weiterhin fester Bestandteil meines Repertoires.

Sie haben in London „Krol Roger“ gesungen, ein interessantes Werk, eine interessante Rolle, ganz abseits vom Üblichen. Machen Sie gerne Neues, auch Modernes?

Ich bin sehr froh, in London Szymanowski für mich entdeckt zu haben. Die Musik von „Krol Roger“ ist wirklich toll, und der Sheperd eine sehr interessante und in der Oper zentrale Partie. Vor ein paar Monaten ist die Londoner Produktion übrigens auf DVD/Blu-Ray bei Opus Arte erschienen! Wenn mir in Zukunft ein anderes modernes Werk angeboten wird, das mich interessiert, würde ich es sicher annehmen. Generell finde ich aber, dass sich die heutige moderne Musik nicht in einem optimalen Zustand befindet. In den letzten Jahren wurde viel experimentiert und es gab viele Produktionen moderner Werke in verschiedenen wichtigen Theatern. Einige waren erfolgreich, andere nicht. Aber leider hat keine dieser Opern es bisher geschafft, sich im Standardrepertoire zu behaupten.

Con Placido Domingo - Traviata Metropolitan Opera New York - Photo Ken Howard  mit Domingo~1
„La Traviata“ mit Placido Domingo als Germont an der „Met“, Foto: Ken Howard

Gibt es ähnliche Projekte, die nicht zwischen Verdi- und Puccini-Liebhabern rangieren?

Mit dem Sheperd in Krol Roger werde ich nächstes Jahr in Australien, an der Oper von Sydney, debütieren. Ansonsten sind im Moment keine weiteren Projekte geplant, die in Richtung Moderne gehen.

Von welchen Zukunftsplänen kann man erzählen?

Ich freue mich sehr auf den Faust in Berlin. In Zürich ist mein Rollendebüt als Pinkerton in einer Neuproduktion von „Madama Butterfly“ geplant.

Der Beruf des Opernsängers hat sich seit den „Drei Tenören“, seit dem Einzug von Anna Netrebko und Jonas Kaufmann auch in die Yellow Press, nicht nur in das Feuilleton, sehr verändert. Ist es nötig, dass man auch außerhalb des geschworenen Kreises von Opernfreunden präsent ist? Dienen, um auf ihre derzeitige „CD-Tournee“ zurück zu kommen, solche Ereignisse, wo man dem Publikum ja näher kommt als üblich, diesen Zwecken?

Heutzutage muss ein Künstler im Opernbereich mit dem Lauf der Zeit gehen, Massenmedien, Facebook, Twitter, TV, all das verändert unseren Beruf. Es hat sich viel geändert, wenn man uns heutige Sänger mit den Karrieremodellen von vor 50 oder 60 Jahren vergleicht. Die Medien garantieren nicht, dass ein Künstler heutzutage erfolgreich ist, aber es ist eine Mode unserer Zeit geworden, und fast alle mehr oder weniger berühmten Künstler gehen in diese Richtung. Einem Teil des Publikums gefällt das offenbar, aber es gibt auch konservativere Opernbesucher, die die Oper vor dieser Entwicklung „schützen“ wollen. Für mich ist die Sache im Moment einfach: Ich versuche einerseits, immer gut zu singen, und andererseits, auch die weniger eingefleischten Opernfans mit dem ein oder anderen lustigen Foto auf Facebook oder Twitter glücklich zu machen. Meist ist es das jüngere Publikum, denen das gefällt. Ich versuche also, Tradition und Moderne zu verbinden! :-)

Sie sind erst strahlende Mitte 30 und singen an allen großen Opernhäusern der Welt. Was gibt es da noch zu erreichen, was wünscht man sich? Rollen, Partner, Regisseure?

Eigentlich wünsche ich mir nichts weiter als das, was ich im Moment schon habe. Und, dass mir Gott weiterhin Gesundheit gibt, um diesen wunderbaren Weg voller Musik so weiterzugehen. Der Musik sei Dank kann ich so weitermachen und mich entwickeln, indem ich meinem Repertoire neue Rollen hinzufüge und mein aktuelles Repertoire so lange wie möglich singe. Ich wünsche mir, dass ich so wie jetzt in den nächsten 30 Jahren weitermachen kann. Die Opernwelt kennt keine Grenzen!

Sie leben in Verona. Wie sieht Ihr Alltag aus, wenn Sie daheim sind und nicht ununterbrochen auf alles achten müssen, was das Opernsängerleben ausmacht und das normale Leben einschränkt? Können und wollen Sie dann abschalten, privat sein? Vor zehn Jahren sind Sie noch in die Disco gegangen. Was tun Sie heute zum Spaß?

Ich habe keinen wirklichen „Alltag“ in Verona mehr. Jedes Mal, wenn ich daheim bin, arbeite ich mehr und mehr, denn in all den Monaten, in denen ich unterwegs bin, sammelt sich immer ein Berg voller Dinge an, die zu tun sind. Wenn ich mal einen Moment Ruhe habe, genieße ich Verona, morgens mit Freunden im Café oder abends im Restaurant, vor allem im Sommer am Gardasee oder auf der Piazza Bra. Ich liebe Verona genauso wie Wien. Das sind die zwei Orte, die ich sehr viel mehr als die restliche Welt liebe. Ich habe meine Lieblingsbars und Diskotheken in Verona, aber auch in Wien, denen ich wenn ich kann einen Besuch abstatte, um Spaß zu haben. Wenigstens in den nächsten paar Jahren wird das wohl so bleiben, dann werde ich ruhiger – vielleicht… :-)

Renate Wagner 13.4.16

 

 

SAIMIR PIRGU

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Saimir Pirgu, Albaniens Beitrag zur Elite der Tenöre,  ist nach längerer Pause an die Staatsoper zurückgekehrt, mit jenen großen Verdi-Rollen – zuerst Alfred, Ende der Saison folgt der Herzog in der neuen „Rigoletto“-Inszenierung -, die derzeit am häufigsten auf seinem Repertoire stehen. Neben dem Nemorino und immer wieder Mozart, dem er treu bleibt. Der 33jährige hat ziemlich genaue Vorstellungen über den Weg, den er weiter  gehen möchte.

Herr Pirgu, warum haben wir Sie so lange nicht an der Wiener Staatsoper gehört?

Herr Direktor Meyer hat mir einiges angeboten, aber es hat mit den Terminen nicht geklappt. Zwischendurch war ich im Theater an der Wien, weil es für mich wirklich neu und interessant war, auf Russisch die Partien in  Tschaikowskis „Iolanta“ und Rachmaninows „Francesca da Rimini“ zu singen. Man muss immer wieder etwas Neues machen. Was „La Traviata“ betrifft, so habe ich in Wien die letzte Vorstellung der vorigen Inszenierung gesungen. Jetzt dachte ich eigentlich, wieder Franz Welser-Möst zu begegnen, mit dem ich damals die „Don Giovanni“-Premiere gemacht habe, aber es ist anders gekommen. Doch es ist natürlich sehr schön, mit Myung-Whun Chung zu arbeiten – und wieder auf die Violetta von Ermonela Jaho zu treffen, mit der ich „Traviata“ schon in Covent Garden gesungen habe. Und sie ist Albanerin…

Da haben Sie endlich wieder einmal Gelegenheit, Ihre Muttersprache zu sprechen?

Natürlich sprechen wir Albanisch miteinander, wie auch anders. Aber Sie werden es nicht glauben, es gibt Albaner in der Staatsoper, im Orchester, im Chor. Und obwohl ich mittlerweile zwei Staatsbürgerschaften habe, auch Italiener bin und in Verona meinen Wohnsitz habe, fahre ich doch bei jeder Gelegenheit nach Hause zu meiner Familie in Tirana. Heuer im April ist mein Vater gestorben, das war eine sehr schwere Zeit für uns alle, aber meine Mutter ist noch da, mein Bruder, und ich habe eine kleine Nichte.

Ich habe mir auf Grund Ihrer Website herausgeschrieben, wo Sie das Jahr 2014 verbracht haben: In Zürich, Los Angeles, Barcelona, Wien, San Francisco, Zürich, Ravenna, Görz, Laibach, Chicago, San Sebastian, London, Washington, Wien und zum Jahresausklang sind Sie für einen Nemorino in Berlin, um am 1. Jänner nach Budapest zu hüpfen als Gast eines Neujahrskonzerts, das dann am 4. Jänner in Wien wiederholt wird. Wie hält man so ein Leben aus?

Muss man das nicht alle Sänger fragen? Wir alle leben so! Und daran wird sich vermutlich auch nichts ändern, wenn ich es im Sommer auch sehr bequem und nahe zur Arena von Verona habe, wenn ich wieder den Don Ottavio singe, denn ich wohne 500 Meter entfernt… Das ist übrigens eine Schwäche von mir, weil ich immer in letzter Minute komme, wohne ich immer in Gehnähe zum jeweiligen Opernhaus. Wichtig ist nur bei einem solchen Leben, dass man nicht das Gefühl für Qualität verliert. Mir ist es wichtiger, gute Arbeit zu leisten, als jenen ultimativen Starruhm zu erreichen, der den Druck auf uns ja noch viel größer macht. Ich kann mir aussuchen, was ich mache, kann darauf achten, dass die Umstände möglichst stimmen – und dennoch gibt es keine Garantie, dass abends dann wirklich Qualität stattfindet, die Faktoren sind nicht zu berechnen. Aber ich versuche es. Ich habe sehr jung angefangen, ich bin quasi im April 2004 bei meinem Debut als Nemorino an der Wiener Staatsoper  „künstlerisch geboren“ worden, aber das bedeutet, dass ich den Beruf schon seit zehn Jahren – und mehr seit meinem Debut 2002 –  mache und an den wichtigsten Opernhäusern singe. Aber wenn man eine lange Karriere will, darf man nicht leichtfertig zu allem „ja“ sagen.

Als wir uns zuletzt sprachen, 2008, standen Sie gerade vor Ihrem Ideomeneo, den Nikolaus Harnoncourt Ihnen für die styriarte angeboten hatte. Sie selbst waren damals nicht sicher, ob Sie diese Rolle singen sollten, meinten aber, wenn Harnoncourt sie Ihnen zutraute, würde er schon wissen, was er tut…

Gott sei Dank, dass ich ihm vertraut habe, denn es war damals ein toller Erfolg. Ich habe seither auch in Paris den Titus gesungen, und Idomeneo und Titus wären Rollen, die ich beispielsweise in Wien sehr gerne singen würde, ich kann sie wirklich mit meiner Stimme und Technik bewältigen, und man muss ja sehr vorsichtig sein mit dem, was man als nächsten Schritt wählt. Ob ich in Wien den Tamino singen würde, was ich an der Mailänder Scala getan habe, weiß ich nicht – da hätte ich Angst, dass mein Deutsch für Wien nicht akzentfrei genug ist.

Wenn Sie jetzt in Wien den Alfredo und im Juni dann, in der zweiten Aufführungsserie des „Rigoletto“, den Duca singen, sind Sie ja für einen lyrischen Tenor schon im halb dramatischen Fach. Nemorino, der nächste Saison an der Wiener Staatsoper für Sie kommt,  ist wiederum  gewissermaßen Belcanto…

Aber ich würde mich nie als Belcanto-Tenor bezeichnen, habe nie Rossini oder Bellini gesungen, damit hätte ich Schwierigkeiten, nur Donizetti, Verdi, Puccini, Mozart und früher öfter französische Rollen, von denen vielleicht noch einige kommen werden. Ich weiß aber heute schon, dass ich nie ein Bergonzi oder Domingo sein werde und eines Tages bei Otello lande … oder höchstens in 30 Jahren, am Ende der Karriere, wenn die Stimme kaputt ist und es nicht mehr darauf ankommt. Aber ich denke, ich werde wahrscheinlich in Richtung Riccardo gehen und mir im übrigen neue Aufgaben anderswo suchen. So wie im Mai nächsten Jahres, wenn ich in Covent Garden erstmals in „Krol Roger“ von Karol Szymanowski den Hirten singe, das ist wirklich wunderschöne Musik und einmal etwas anderes. Man kennt mich in Covent Garden, ich hatte großen Erfolg als Rigoletto-Herzog, aber ich bin überzeugt, das Publikum wird eines Sängers müde, wenn er immer dieselben Rollen singt. Kasper Holten und Antonio Pappano, mit dem ich schon oft zusammen gearbeitet habe, haben mich engagiert, und das ist dann einmal etwas anderes als immer wieder Alfredo.

Apropos Alfredo, wie gefällt Ihnen die neue Wiener „Traviata“, in die Sie jetzt erstmals einsteigen?

Ich habe „La Traviata“ auf der ganzen Welt in 19 verschiedenen Inszenierungen gesungen, da erlebt man schon einiges, also will ich dazu gar nichts konkret sagen. Natürlich ist es mir wie anderen Kollegen immer wieder passiert, dass wir uns aus einer Produktion aus welchen Gründen auch immer entfernen, aber wenn man kein Weltstar ist, kann so etwas in aller Stille vor sich gehen. Ich singe natürlich lieber Premieren, wenn man ein Konzept auch wirklich erarbeiten kann – in Repertoirevorstellungen einzusteigen, ist mühsam. Ich werde versuchen, von dem „Rigoletto“, der am 20. Dezember an der Staatsoper Premiere hat, wenigstens in Proben hinein zu sehen, damit ich weiß, was mich erwartet – wenn ich den Herzog dann im Juni singe.

Einer Ihrer vielen Alfredos fand an der „Met“ statt, das ist die aus Salzburg bekannte Decker-Inszenierung, wo Sie besonders luxuriöse Partner hatten?

Ja, ausgerechnet in dieser Vorstellung haben sowohl Diana Damrau ihre erste Violetta und Placido Domingo seinen ersten Germont an der Met gesungen, das war wirklich toll. Ich habe ja immer wieder erzählt, dass es die „Drei Tenöre“ waren, die in mir als kleinem Jungen in Albanien den Wunsch geweckt haben, Tenor zu werden. Und dann hatte ich mit Domingo persönlich so viel zu tun – ich war in Paris 2006 der Christian zu seinem „Cyrano“, und er hat mich als Intendant in Los Angeles und Washington oft angerufen und engagiert.

Und Pavarotti…

Pavarotti, mit dem ich in Italien in meiner Jugend arbeiten durfte, war ein Gott für mich… Keine Stimme strahlte je wie die seine.

Herr Pirgu, auf Ihrer viersprachigen Website – Italienisch, Englisch, Deutsch und Albanisch – erfährt man auch, dass Sie seit 2013 Botschafter des „Down-Syndrom Albanien“ sind, einem Verband zur Unterstützung von Kindern, die am Down Syndrom leiden. Wie kam es dazu?

Das war ganz einfach das e-mail einer albanischen Mutter, die ich nicht kannte und die mir Ihre Sorgen geschrieben hatte. Ihr Sohn leidet unter dem Down-Syndrom, und zuhause in Albanien wurde das Problem eigentlich eher ignoriert, als dass man etwas dafür getan hätte. Das sind die Nachwirkungen des kommunistischen Systems, obwohl wir jetzt wirklich optimistisch in die Zukunft gehen, viele Albaner ins Ausland gehen, dort studieren, heimkehren und ihr Wissen mitbringen. Wir werden in ein paar Jahren in der EU sein, und ich glaube, Europa hat allgemein vom Balkan Vieles und Gutes zu erwarten. Aber diese Mutter war mit ihrem Problem allein und verzweifelt und hoffte, dass ich etwas tun könnte. Ich habe ein Konzert gegeben, damit mit dem Erlös etwas für diese Menschen getan werden kann, die ja nicht krank, sondern nur „anders“ sind als wir, und es ist wirklich gelungen, Politiker und Ministerien wachzurütteln.

Als wir uns zuletzt sprachen, 2008, erklärten Sie, Sie seien ein „ganz normaler 26jähriger, der gerne in die Disco geht“. Sind Sie heute ein „ganz normaler 33jähriger“, der das noch immer tut?

In die Disco komme ich seltener, aber auf das „ganz normal“ lege ich Wert. In Verona – wo ich eigentlich so selten bin, dass ich mich dort weniger gut auskenne als in Wien oder in New York – lebe ich völlig unerkannt und unbekannt, niemand weiß, wer ich bin. Natürlich bin ich nicht „so“ berühmt, aber wenn ich etwa in Wien leben würde – wo es mir sehr gut gefällt und ich viele Freunde habe -, wäre die Situation eine völlig andere, man müsste sich immer beweisen… Es ist viel besser, hierher zu kommen, wenn man etwas zu zeigen hat, und zu hoffen, dass das Publikum einen immer besser findet als letztes Mal. Ich möchte nichts, als gute Arbeit leisten, das Leben geht so schnell vorbei, man darf in der Hektik dieses Berufs nie den Boden unter den Füßen verlieren. Man muss wissen, dass man ein ganz normaler Mensch ist – der eben singt. Singt man gut, ist alles wunderbar, singt man schlecht, ist man über kurz oder lang niemand mehr. Wer das nicht weiß, macht sich Illusionen…

Renate Wagner 3.12.14

DER OPERNFREUND  | opera@e.mail.de