DER OPERNFREUND - 51.Jahrgang
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Liebe Opernfreund-Leser!

 

YOUTUBE ist eine wahre Juwelen-Sammlung nicht nur für Opernfreunde. Es gibt in den letzten hundert Jahren kaum ein Ereignis, was nicht irgendwie oder irgendwo ein Ton/Bilddokument hinterließ. Neue Talente stellen sich vor, die sonst nirgends eine Chance hätten. Das meiste ist bei YOUTUBE dokumentiert. Die Gesamtmenge ist unüberschaubar. Ab sofort sichten wir für Sie interessante sehenswerte Dokumente guter Musik. Übergreifendes von Klassi bis Rock, denn es gibt nur gute und schlechte Musik. Unser Primat liegt bei Ersterem. Hören und sehen Sie hinein. Gerade in CORONA ZEITEN! Und unser Tipp: nutzen Sie für die Musikbeispiele den VIVALDI BROWSER, dann fällt die nervige Werbung weg.

 

Viel Spaß wünscht Ihr Herausgeber Peter Bilsing

 

 

 

In Memoriam MICHAEL NESMITH (1942-2021)

Mit einem immer noch (!) fröhlich einstimmenden Song 50 Jahre lang locker entspannt in den Tag starten

 

Danke Michael. Mit Deinem Song hast Du mir ein halbes Jahrhundert lang jeden Morgen die schlechte Laune und Finsternis, und den Ärger über das frühe Aufstehen, aus den Augen getrieben und mich fröhlich in den neuen Tag geschickt.

 

 
Ruhe in Frieden nach einem ehrenhaften verdienstvollem Leben.
 

Dein Big P

 

 

 

 

LET´S ROCKT THE CLASSICs - Teil 1

Love Sculture SABRE DANCE

 

 

1969 erschien die Scheibe, die zu meinen ersten Singles gehört (allerdings ist mein Original in blau). Kaum zu glauben, daß damals so ein Stück in fast allen Hitparaden vertreten war. Dave Edmunds zeigte seine Fähigkeiten an der Leadgitarre, bevor er mit dem Hit I hear you knocking sich ein Jahr später selbstständig machte und fortan nach Platz 1 in der englischen Charts eine Solokarriere startete.

 

Emerson, Lake and Palmer PICTURES AT AN EXHIBITION

 

 

Emerson, Lake and Palmer galt als erste sogenannte Supergroup. Jeder galt in seinem Sektor - Emerson Percussions, Lake Gitarre, Palmer Schlagzeug - als Genie seiner Zeit. Ich hatte 1972 das Glück die Band noch in der alten Düsseldorfer Tonhalle live zu erleben. Erinnern kann ich mich nur noch, daß Keith Emerson an seiner Hammond Orgel eine fast orgiastische Show ("Meister des Bombast") abzog und sie nicht nur durchschüttelte, sondern auch teilweise mit dem Messer und Feuer traktierte - eine Art Jimi Hendrix bzw. Pete Townshend auf der Orgel. Den späteren Wechsel zum Moog-Synthesizer nahmen ihm einige hard core Fans übel.     

 

Exseption THE FIFTH

 

 

Die holländische Band des Symphonic Rock kam mit The Fifth in den späten 60ern zu Hitparaden-Ehren und pflegte diverse Klassiker für ihre Fans. (Air, Italian Concert, Ave Maria, Bernstein...etc) Immerhin würde ich mir heute im klassischen Konzert solch mitreissende tempi bei der unvermeidlichen und abgenudelten 5. öfter wünschen.

 

Peter Bilsing, 5.12.21                                                  Reihe wird fortgesetzt

 

 

 

 

"The phantom of the opera"

Wahnsinnsinterpretation eines Welthits

 

(c) Tube

 

 

TARJA TURUNEN war Sängerin der durchaus auch für Opernfreunde hörbaren Heavy Metall Band NIGHTWISH bis 2012. Danach wurde sie von der mindestens genauso guten, aber eben nicht "klassische Opernsängerin" FLOOR JANSEN abgelöst.

 

Hier ein Beispiel von letzterer, welches jeden OPERN-Kritiker in den 7. Himmel heben müsste. Ich habe sowas in 40 Jahren nicht gehört (natürlich hat sie auch eine ausgebildete Stimme). Bitte festhalten!

 

- Kopfstimme einmalig

- Bruststimme fast noch sicherer

- Registerübergänge schlicht ein Träumchen

- Atemtechnik geradezu atemberaubend ;-)

 

Für mich eine Assoluta - quasi die Netrebko des Rockgesangs.

 

(c) Youtube / Wacken 2013

 

Dass die Bühnenshow natürlich mit viel echtem Feuer und Licht ebenso toll ist, sollte nicht unerwähnt bleiben.

 

Ich bin mittlerweile absoluter Fan dieser originellen finnischen Band, die ein stilprägendes Genre mit ihrem Celtic Rock (Symphonic Metal) geschaffen haben, welches stark von Filmmusik inspiriert wurde. Neuere Konzerte wurden übrigens perfekt in Virtual Reality (CGI) untermalt. Einer Kino-Film-Technik, die mittlerweile, ausgehend von Koby van Rendsburgs sensationellen Krefelder Star-Wars-Zauberflöten-Produktion (2018) nun auch in den größeren Häusern angewendet wird.

 

Herzlich grüßt

Ihr OF-Herausgeber

Peter Bilsing, 27.10.21

 

 

 

 

Eine Jahrhundertstimme

GENE PITNEY

 

Something´s gotten hold of my heart (1977) - Ein tolles Dokument aus dem einstigen Beat-Club. Ich habe fast jede Sendung gesehen. Das war für uns Jugendliche Kult. Interessant: dieser Beat-Club war die erste Musiksendung mit englischsprachigen Interpreten (!) im deutschen Fernsehen. Sie war speziell für die junge Generation konzipiert worden und wurde von Radio Bremen produziert und von 1965 bis 1972 ausgestrahlt. Ein echtes Zeitdokument.

 

Zu meinen absoluten Lieblingshits gehörte natürlich auch If I only had time

das Stück u.a. auch, daß Gene Pitney sehr gut pfeifen konnte. Gruß an Ilse Werner.

 

Eine Besonderheit ist cara mia. Zwar ist das wirklich tolle Original von Jay and the Americans unerreicht, aber Pitney etwas smarterer Ansatz ist durchaus hörenswert. Daß Jay Black auch mit 80 Jahren seine Kopfstimme im Griff hat und mit genügend Luft singen kann beweist er hier mit seinem alten Barvourstück; auch wenn man sich dabei um seinen Blutdruck ernsthafte Sorgen machen muß.

 

Town without pity (1961) Wenn der Schreiber das Lied tausend Mal gehört habe, ist das nicht übertrieben; in der Tanzstunde und auf jeder Fete. Das war mein persönlicher Kult-Hit mit dem ich viele tolle Erinnerungen verbinde. Damals hörte der Opernfreund-Herausgeber von Klassik allenthalben den Pilgerchor aus Tannhäuser, weil ihn meine Mutter so liebte (Deutsche Grammophone - 45er Single) Ich habe diese Platte immer noch. Was es früher nicht alles gab: Opernhits auf Singles! - heutige Opernfans würden Harakiri begehen ;-).

 

Man beachte die Kulisse des Videos - gut gemacht und zeitlos bis heute. Passt zur Düsternis des Liedes - Gänsehaut auch noch nach 50 Jahren. Der Film (mit immerhin Kirk Douglas und der jungen Christine Kaufmann) für den der Song eigentlich geschrieben wurde, ist heute noch sehenswert. Wer ihn nicht kaufen möchte, gfindet ihn hier auf Tube komplett.

Kaum zu glauben, aber wahr: es gibt sogar eine deutsche Version des Songs - schreeeecklich !!!!!!!!! Leider wurde in diesen Zeiten alles verdeutscht; Cindy und Bert z.B. schämten sich damals nicht sogar Paranoid von Black Sabbath als Der Hund von Blackwood Castle rauszubringen. Ich erspare Ihnen und mir die Verlinkung. Damals waren die deutschen Schlagerproduzenten erbarmungslos gnadenlos...

 

 

Somewhere in the Country (1967) - Noch ein Juwel aus dem Beat Club. Hier mit der unvergesslichen schnuckeligen Uschi Nerke - auch ein Schwarm unserer Teenie-Jugend. Ergänzend noch ein schönes Kurzportrait (10 Min.) mit vielen persönlichen Bildern. What happened to Genen Pitney. Und ich fand ein zwar technisch schlecht erhaltenes, aber immer noch sehr anschauenswertes Interview von 1997. Schatzkiste YOUTUBE eben - danke.

 

Only Love can break a heart - das Video füge ich noch ein, nicht nur, weil ich viele der eingeblendeten Schallplatten noch besitze, sondern man sieht irgendwie, daß eine alte Vinylplatte eben doch immer ein Kunstwerk war, welches mit einer CD kaum zu vergleichen ist. Dennoch sei diese CD mit immerhin tollen 53 Hits allen Freunden der guten Musik ans Herz gelegt - für nen 10ner bei Amazon zu bestellen.

 

 

Pitney hat noch lange, eigentlich bis zu seinem Tod gesungen. Hier ein Konzert aus dem Jahre 2000. Tube sei Dank, daß uns so etwas noch erhalten bleibt. 2002 wurde Pitney in die Rock and Roll Hall of Fame aufgenommen.

 

Gene Pitney hatte am 4. April 2006 ein Konzert in der St. David’s Hall in Cardiff gegeben. Am nächsten Morgen fand man ihn tot im Hotel. Pitney lag nach Angaben seines Tourmanagers James Kelly voll angekleidet auf seinem Bett und sei dem Anschein nach friedlich eingeschlafen. (Wiki)

 

5.April 2021 / Peter Bilsing

 

Good old times

 

Herzlich grüßt Ihr Opernfreund Herausgeber.

 

P.S. Backstage

 

Oh jeh - Jetzt hätte ich fast dieses wirklich allerschönste Lied vergessen.

 

 

SPASS MIT KLASSIK

Wer war Gerard Hoffnung? (Historische Bilder)

 

https://www.youtube.com/watch?v=XG02UjjVX9w&feature=youtu.be

 

Gerard Hoffnung Gala heute

 

Teil 1

 

https://www.youtube.com/watch?v=_Effvz9H9UQ&feature=youtu.be

 

Teil 2

 

https://www.youtube.com/watch?v=JQaV3Ahj3Pg&feature=youtu.be

 

Concerto Populare

 

https://www.youtube.com/watch?v=ULppUVFtiHs&feature=youtu.be

 

British Humor in Music

 

https://www.youtube.com/watch?v=hc6TYnuTJiQ&feature=youtu.be

 

Das lustige Orchester

  

https://www.youtube.com/watch?v=BLXwpGCn2KQ&feature=youtu.be

 

 

 

 

 

Nkeiru OKOYE Harriet Tubman

When I crossed that line to freedom

Ein anschauliches Credo über Schwesternschaft, Mut und Opferbereitschaft

Irondale Center, Brooklyn, New York 27.2.2014

 

Die letzte Premiere im Theater an der Wien vor dem zweiten Corona bedingten Lockdown war George Gershwins Meisterwerk „Porgy and Bess“ gewidmet. Da ich nun in der auferlegten „theaterabstinenten“ Zeit auf andere Medien zur Befriedigung des lebensnotwendigen Grundbedürfnisses nach Kultur angewiesen war, entdeckte ich im Zuge einer Recherche im Internet – mehr oder weniger zufällig – eine Oper der afroamerikanischen Komponistin Nkeiru Okoye (18.7.1972*), die das Leben von Harriet Tubman (1820-1913), der bekanntesten afroamerikanischen Fluchthelferin, die aus den Südstaaten geflüchteten Sklaven half, in die Nordstaaten der USA oder nach Kanada zu fliehen, zur Grundlage ihrer Oper nahm. Harriet Tubman wurde um 1820 als Araminta Ross im Dorchester County, Maryland geboren und starb am 10. März 1913 in Auburn, New York. Sie selbst war 1849 erfolgreich aus der Sklaverei entflohen, kehrte aber unter dem Codenamen Moses noch dreizehn Mal in die Südstaaten zurück und half etwa 350 Sklaven als „Schaffnerin“ der „Underground Railroad“ auf ihrer Flucht aus dem Süden. Während des Sezessionskrieges (1861-65) arbeitete sie als Köchin und Krankenschwester sowie als Kundschafterin für die Nordstaaten. Während ihrer gesamten Zeit als Fluchthelferin wurde Harriet Tubman weder jemals ergriffen noch einer der Sklaven eingefangen, die sie nach Norden brachte. Nach ihrem Tod geriet sie weitgehend in Vergessenheit, zählt jedoch heute zu den bekannten historischen Persönlichkeiten in den USA (gekürzt nach: https://de.wikipedia.org/wiki/Harriet_Tubman).

Die Oper von Nkeiru Okoye wurde bereits am 27. Februar 2014 als Weltpremiere in einer Kammerversion im Irondale Center, Brooklyn, New York, aufgezeichnet. Den Ausgangspunkt für ihre Oper „Harriet Tubman“ bildete für Nkeiru Okoye selbstredend Gershwins „Porgy and Bess“, daran ging wohl kein Weg vorbei. Allerdings verarbeitete sie in ihrer Oper eine weitaus breiter aufgefächerte Skala an Empfindungen. Wunderschöne Arien reihen sich so an Duette, Trios und Refrains, mit deren Hilfe die wichtigsten Stationen des eindrucksvollen Lebens von Harriet Tubman erzählt werden. Die Handlung der zweiaktigen Oper spielt in einer herabgewirtschafteten Plantage der Familie Brodess an der Ostküste von Maryland und in der bürgerlichen Gemeinde freier Neger in Philadelphia zwischen 1829 und 1859, der Zeit des sogenannten „Antebellums“ der Südstaaten, also der Zeit vor dem Sezessionskrieg. Rittia Ross und ihre Tochter Araminta, genannt „Minty“, die spätere Harriet Hubman, arbeiten als Sklaven auf dieser Plantage. Eines Tages wird Minthy an einen anderen Plantagenbesitzer „verliehen“ während Rittia von Caroline und Kezziah getröstet wird. Acht Jahre später wird die bewusstlose und verwundete Minthy hereingetragen. Geschwächt von der harten Arbeit bei ihren verschiedenen „Besitzern“ und gequält von Albträumen, vollziehen Kezziah und Caroline ein Heilungsritual an dem schlafenden Mädchen. Reverend Green, der Pastor der versklavten Bevölkerung, erscheint und hilft dem versteckten Monroe zur Flucht. Unfähig zur Hausarbeit wird Minthy nun zu schwerfälliger Arbeit im Wald herangezogen. In den folgenden fünf Jahren wächst sie zu einer starken jungen Frau heran und erfährt von Ben, dass jener Mann, der das Holz in den Norden verbringt, seinen Lastkahn dazu verwendet, Informationen zwischen Ausreißern und ihren verbleibenden Familienmitgliedern zu verbreiten. Frustriert darüber, dass die Waldarbeiter sie noch immer „Minty“ nennen, verkündet diese unerbittlich „My Name is Harriet, Now.“ Nach dem Gottesdienst diskutieren die Frauen über die steigende Anzahl von Ausreißern. John Tubman, ein ehemaliger Sklave, heiratet Harriet. Brodess stirbt und seine Witwe ist wegen des bankrotten Nachlasses gezwungen, alle Sklaven zu verkaufen. Gerüstet für eine längere Reise trifft Harriet auf den Aufseher Pitt, dem sie das Lied „Farewell Friends“ als versteckte Nachricht an die Plantagenarbeiter vorsingt. Danach hilft ihr Reverend Green zur Flucht. Der zweite Akt spielt drei Jahre später in der Freiheit von Philadelphia, Pennsylvania. William Still, Vorsteher des Philadelphia Underground Railroad-Netzwerks, hält eine verdeckte abolitionistische Versammlung in der Zentralen Presbyterianischen „Church of Color“ ab. Er erklärt die sogenannten „Wege der U-Bahn“ - eine codierte Terminologie, die für ihre illegale Arbeit verwendet wird, um entkommene Sklaven zu retten und stellt der Versammlung dann noch als Gastrednerin Harriet Truman vor, die als Ausreißerin zu ihnen kam und in der Zwischenzeit zu einer legendären Fluchthelferin und sehr aktiv in der Bewegung geworden ist. Harriet muss nun erfahren, dass sich John Truman mit einer neuen Frau zusammen getan hat. Sie kehrt zur Plantage zurück und erneuert mit ihrer Schwester Rachel das Versprechen, „Nothing but the Grave“ werde sie trennen. Dann kleidet sie Kezziah in den Anzug, den sie für John bestimmt hatte und gemeinsam mit deren zwei Kindern und weiteren Ausreißern werden sie von Reverend Green fort geleitet, der wenig später, trotz fehlender Beweise, als „vermeintlicher“ Fluchthelfer zu zehn Jahren Gefängnis verurteilt wird. Einige Jahre später sind Still und die Abolitionisten in Aufruhr über das neu verabschiedete Gesetz „The Fugitive Slave Act“. Anstelle der angekündigten Harriet ergreifen nun Ben und Rittia, die sich als Harriets Eltern vorstellen, das Wort und berichten, dass sich ihre Tochter zwar nicht in unmittelbarer Gefahr befinde, jedoch Gebete benötige, da ihr Kopfgeld bereits auf 20.000 US-Dollar erhöht wurde. Während eines gemeinsamen Gebetes wechselt die Szene zu einer Route zwischen Philadelphia und Maryland, wo Sklavenfänger Harriet verfolgen, die der Gefangennahme nur knapp entgeht. Als sie eine neuerliche Rettungsgruppe zusammenstellt, erfährt sie, dass Rachel todkrank ist und kann sich noch von ihr verabschieden. Sie beginnt ihre letzte Reise mit einer kleinen Gruppe von Ausreißern nach dem Norden. Auf dem Weg bittet ein Ausreißer, erschöpft von der anstrengenden Flucht, zu seinem Herrn zurückkehren zu dürfen. Harriet sagt ihm, dass er nicht zurückgehen kann, da er gefoltert würde, um ihren Aufenthaltsort zu verraten. Als er sich immer noch weigert, vorwärts zu gehen, zieht Harriet ihre Pistole und sagt: "I am Moses, the liberator Moses, the liberator. You keep on going or die!“ Die Oper endet dann mit ihrem prophetischen Aufruf: „Keep on going; and if you’re scared, keep on going. If you’re hungry, keep on going. If you want to taste freedom, keep on going. Set your mind to freedom and the promised land, we shall be free, just like in the scriptures free indeed, we shall be free you will be free you will be free, free, free. I want to be free. We shall be free.“…

Das Kammermusikensemble dieser Oper sitzt auf der Bühne und besteht aus einem Klavier, zwei Violinen, einer Bratsche, einem Violoncello und einem Kontrabass. Ebenso befinden sich alle Sänger und der Chor auf der Bühne in Reihen auf Bänken sitzend wie bei einem Gottesdienst und treten dann jeweils in die Handlung ein. Anders als bei Gershwin, wo die Gesangspartien nur von „schwarzen“ Sängern szenisch interpretiert werden durften, musste Nkeiru Okoye natürlich auch auf „weiße“ Sänger, nämlich die Plantagenbesitzer in Maryland zurückgreifen, wodurch das Geschehen noch mehr Authentizität erlangte. In der Expositur der Oper stellt sich die Titelheldin dem Publikum vor, was rein äußerlich dem großen Monolog der Elektra nachempfunden sein mag. Etwas später tritt eine Gruppe von Sklaven in rhythmisiertem Stampfrhythmus zu den Peitschenschlägen ihres „Masters“ auf. Rachel, die Schwester von Harriet, hegt nur einen einzigen Wunsch, einen Mann zu finden und Kinder von ihm zu empfangen, wodurch diese beiden ungleichen Schwestern rein äußerlich in dieser Konstellation natürlich an Elektra und Chrysothemis erinnern. Die Schwestern schören einander, dass nichts als der Tod sie trennen wird, obwohl die Sklaverei sie auseinander zu reißen droht.

Die Komponistin Nkeiru Okoye unterrichtet Musiktheorie und Komposition an der State University von New York in New Paltz. Die Partitur ihrer Oper ist flüssig und leicht zugänglich geschrieben. Der musikalische Stil ist vielseitig und vielschichtig, ein Stilmix aus Blues, Gospels, Jazz, Ragtime, Negro-Spirituals und dezenten, aber unüberhörbaren Anleihen bei Benjamin Britten und Andrew Lloyd Webber. Aber auch ein Menuett, das Mozart zur Ehre gereichen könnte, schlich sich in die Partitur ein. Die zweiaktige Oper erzählt, wie aus einem in Sklaverei geborenen jungen Mädchen Harriet Tubman wird, die legendäre Organisatorin der „Underground Railroad“, der geheimen Fluchtroute entflohener Sklaven nach dem Norden der USA und Kanada. Für ihre Oper verwendete Okoye aktuelle Tubman-Biographien und bettete diese in die universellen Themen von Schwesternschaft, Mut, Opferbereitschaft und das, was für den Zusammenhalt einer Familie notwendig ist, ein. Die Komponistin verfasste auch das Libretto zu ihrer Oper. Im Zentrum der Handlung steht natürlich Harriet Tubman, die zu ihrem ungeheuren Mut erst durch die brutalen Missbräuche während ihrer Sklaverei und durch die physischen wie psychischen Schmerzen und Qualen auf ihrer einsamen und gefährlichen Reise in die Freiheit, gelangt. Fern von Zuhause und ihrer Familie fühlt sie sich in Philadelphia als „Fremde in einem fremden Land“. Und so singt sie im Finale des ersten Aktes fast prophetisch, einem Moses-ähnlichen Befreier: “When I crossed that line, into freedom, I was without my family. I’ll keep crossing that line to freedom, until we are all free.“

Janinah Burnett gab eine resolute Araminta Ross, die spätere Harriet Tubman, mit tragfähigem, leuchtendem Sopran in allen Lagen und zeichnete ein überzeugendes Bild dieser durch persönliche Schicksalsschläge gezeichneten und daran gewachsenen starken Frau. Als ihre jüngere Schwester Rachel Ross war Soubrette Briana Elyse Hunter quirlig und lebensfreudig vom Traum eines typischen „Weiberschicksals“ erfüllt, der Hubmans heftiger Wunsch nach Freiheit fehlt. In einer Bluesnummer drückt sie ihre Suche nach einem geeigneten Mann aus, während sie später in einer bewegenden Arie die Entscheidung fällt, in der Sklaverei zu bleiben. Nicole Mitchell unterlegte die Rolle ihrer beider Mutter Rittia „Ma“ Ross mit ihrem wohltönenden und warmen Alt. Clinton Ingram ergänzte mit gut geführtem Tenor in der Rolle als ihr pragmatischer, aber prinzipienloser Vater Ben „Pa“ Ross. Damian Norfleet sang den untreuen Freier von Harriet, John Tubman, mit erdigem Bariton voll sinnlicher Dreistigkeit. Patrice P. Eaton stattete Caroline William Still, eine ältere Frau auf der Plantage, mit einem fülligen Alt aus. Marsha Thompson vollzog als Kezziah, einer Frau auf der Plantage, mit eindringlichem Sopran gemeinsam mit Caroline ein Heilungsritual an der geschwächten Harriet. Ernest Jackson gefiel in der Doppelrolle als Prediger Sam Green und würdiger Abolitionist William Still. Dem „weißen Tenor Kyle Guglielmo oblagen die „bösen“ Charaktere des herabgewirtschafteten Plantagenbesitzers Brodess und des Aufsehers Pitts. Anthony P. Mc. Iaun war Harriets Bruder Robert Ross, mit erdigem Bariton. Das Streicherquintett wurde von Leslie B. Dunner vom Klavier aus schwungvoll geleitet. Lemuel Wade legte den Fokus seiner Regie auf eine intensive Profilierung der einzelnen Charaktere vor dem Hintergrund der rhythmisch-tänzerischen Ensembleszenen. Das Bühnenbild von Ken Rothchild beschränkte sich im Wesentlichen auf eine Reihe von Sitzbänken, die hintereinander gereiht den Eindruck eines Kirchenraumes erweckten. Die Kostüme von Karen Flood waren in groben Zügen der Zeit der Handlung im 19. Jhd. angepasst. Für die dezente Beleuchtung sorgte Nick Brown. Die Aufführung fand beim anwesenden Publikum der Uraufführung großen Anklang und wurde auch dementsprechend mit großem Applaus gewürdigt. Unter nachfolgendem Link kann man die knapp zweistündige Oper nachhören und –sehen: https://www.youtube.com/watch?v=CXhVfF25_XU&feature=emb_logo&ab_channel=TheAmericanOperaProject

 

Harald Lacina, 27.12.2020

 

 

JÜRGEN VON MANGER alias Adolf Tegtmeier

 

Foto Youtube

 

 

Es gibt ewige Klassiker unter den guten Humoristen, die man auch nach 50 oder ggf. 100 Jahren noch mit Freude genießen kann - z.B. Loriot oder Jürgen von Manger.

Ein Leuchtturm ;-) gerade heute in Corona Zeiten noch schauenswert. Und in Zeiten der Schmalspur Unterhalter immer einen Rückblick wert. Ein Kleinod, ein Juwel der Fernsehunterhaltung. Hier seine besten Sketche. Ein Hinweis für die Jüngeren Leser: vor 60 Jahren fand die theoretische Fahrprüfung tatsächlich noch in einem Gespräch mit dem Prüfer statt. Oft gab es sogar noch ein Motormodell und der Prüfer fragte nach technischen Details... Hier meine persönliche Hitparade          PB,  3.5.2020

 

Platz 1: Die Fahrprüfung


Platz 2: Der Schiegermuttermörder

 

Platz 3: Die Festrede

 

Desweiteren verfügbar:

 

Hänsel und Gretel

 

Tote Fische im Rhein

 

Über Laster

 

 

KARL BÖHM - GRANDIOSES PUPPENSPIEL

Dank Corona kurzfristig ungekürzt verfügbar!

Corona macht es möglich: zumindest bis 2.Mai ist die Uraufführung des Jahres 2018 im Schauspielhaus Graz auf YOUTUBE ungekürzt verfügbar. Das sollten sich Opernliebhaber keineswegs entgehen lassen!

BR-Klassik schrieb darüber unter anderem:

Nikolaus Habjan, von Hause aus genialer Puppenbauer und -spieler, zuletzt mehr und mehr auch als Regisseur tätig (an der Bayerischen Staatsoper inszenierte er 2017 Webers "Oberon"), hat Leben, Werk und Wirkung Karls Böhms als fulminanten Theatertrip mit 15 Puppen auf die Bühne gebracht. Ebenso wie Autor Hochgatterer betreibt auch Habjan ein Spiel auf und mit diversen Ebenen. Anfangs taucht ein alter, kranker Mann auf, es ist möglicherweise ein Doppelgänger Böhms, er verleugnet seine Identität vehement, vielleicht ist er aber einfach nur in seinen Gedankengebirgen verloren... Rasch geht es durch erinnerte Zeiten und fantasierte Räume, eine Menge Sängerinnen und Sänger (Elisabeth Schwarzkopf, Christa Ludwig, Walter Berry) treten auf. Immer wieder kreist das Stück um einen zentralen Punkt, dem schwarzen Loch in Böhms Biographie: sein Mitläufertum in der NS-Zeit. Wo verläuft die Grenze zwischen Nicht-Wissen-Wollen und aktivem Ausblenden? Wird man schuldig, wenn man sich ganz auf seine Kunst konzentriert? Habjan spielt alle Puppen-Partien selbst und überragend brillant. Mit seiner genialen Co-Regisseurin Martina Gredler schafft er einen mal urkomischen (Böhm bei den Proben), mal verstörenden (Böhms Autismus und seine oft unangenehm ausgespielte Autorität) Trip durch ein ganzes Leben – und eine ganze Kulturepoche. Das Ergebnis ist epochal und vermittelt sich auch via Stream.

Da erlebt man auch in beklemmender Intensität, wie der berühmte Fritz Busch mit Erna Berger und Paul Schöffler 1933 in Dresden Rigoletto probte und von der SA vertrieben wurde - Karl Böhm wurde sein Nachfolger als Generalmusikdirektor….. Wikipedia vermeldet dazu: Diese Stelle hatte er bis 1943 inne, als er das erste Mal Direktor der Wiener Staatsoper wurde In der Endphase des 2.Weltkriegs wurde er im August 1944 in die von Adolf Hitler genehmigte Gottbegnadeten-Liste der wichtigsten Dirigenten aufgenommen, was ihn vor einem Kriegseinsatz, auch an der Heimatfront, bewahrte.

Wenn man wie ich das Glück hatte, Karl Böhm bei Orchester-Proben zu erleben, dann empfindet man es ganz einfach genial, wie genau Nikolaus Habjan den Tonfall trifft. Dazu ist seine Puppenführung brillant und man vergisst ganz, dass nicht die Puppe spricht, sondern der stets im Hintergrund bleibende Puppenführer. Natürlich registriert man auch wohltuend die Musikalität von Nikolaus Habjan - sowohl beim Markieren von Gesangsstimmen als auch bei den Dirigiergesten.

Es ist in jedem Fall ein fulminanter Theaterabend, der dank der Corona-Situation kurzfristig ungekürzt auf YOUTUBE zu erleben ist.

Wer es doch nicht schafft, dieses ungekürzte Video bis zum 2. Mai anzuschauen, dem bleibt immerhin noch die Möglichkeit, die beiden sehr gelungenen Trailer zu genießen:

4-Minuten-„Interview“ mit Karl Böhm vor der Premiere: https://www.youtube.com/watch?v=UDGz-v1M2vM

1-Minuten-Trailer der Ur-Aufführung: https://www.youtube.com/watch?time_continue=7&v=roZfPVMGYjw&feature=emb_logo

Auch bei diesen beiden Kurzvideos erlebt man den Rang dieser Produktion, die zu Recht uneingeschränkte Zustimmung bei Presse und Publikum gefunden hatte. Es bleibt zu hoffen, dass diese Produktion einmal auch als DVD verfügbar sein wird!

 

Hermann Becke, 29.4.2020

Fotos: Schauspielhaus Graz, © Lupi Spuma

 

 

Nordkoreanische Revolutionsopern

Kim Jong-il (1941, nach anderen Quellen 1942-2011) bekleidete nach dem Tod seines Vaters Kim Il-sung von 1994 bis 2011 u.a. das Amt des Präsidenten der Demokratischen Volksrepublik Korea und des Obersten Befehlshabers der Koreanischen Volksarmee. Dieser Bericht wird sich ausschließlich mit den unter seiner Anleitung und Anweisung in Auftrag gegebenen fünf Revolutionsopern, „Ein Meer von Blut“ (1971), „Die Erzählung über eine Lazarettschwester“ (1971), "Das Blumenmädchen" (1972), „Erzähle Du Wald“ (1972) und „Das Lied vom Kumgang-Gebirge“ (1973) beschäftigen. Die Zählung der Jahre in der Demokratischen Volksrepublik Korea beginnt mit dem Jahr Juche 1, also 1911 unserer Zeitrechnung. Wir schreiben daher heuer 2020 das Jahr Juche 109 nach nordkoreanischer Zeitrechnung.

In seiner Schrift “Über die Musikkunst” vom 17. Juli 1991, Verlag für fremdsprachige Literatur Pyongyang, Korea Juche 93 (2004), (web.archive.org/web/20111212211923/http://dprk.bplaced.de/Documents/KJI_Musikkunst.pdf) verlangt Kim Jong-il für die Juche-Ära eine neue Form der Musik, für die das eigene Prinzip lebensnotwenig sei. In seiner Schrift postuliert der Autor programmatisch, dass Musik eine Kunst der Melodik sei, betont die Schönheit und Sanftheit von Melodien, die Einzigartigkeit der Melodik in der lebendigen Musikgestaltung, das Strophenlied als die Hauptform der Volksmusik sowie als Grundlage der Instrumentation, eine Kombination nationaler und europäischer Musikinstrumente. Schließlich wendet sich Kim Jong-il ab Seite 128 der Weiterentwicklung von Opern im Stil von „Ein Meer von Blut“ zu. Diese sollen die „Erfordernisse unseres Zeitalters widerspiegeln. In ihnen sind nämlich unsere eigenständigen Literatur- und Kunstideen hervorragend verkörpert, sie haben einen revolutionären und sozialistischen Inhalt und eine volksverbundene und nationale Form (aaO)“. Im Unterschied zu den Musikformen der herkömmlichen europäischen Oper (z. B. Sprechgesang und Arie), die den dramatischen Handlungen und Situationen mechanisch folgen, sollen die Lieder der sogenannten „Revolutionsopern“ „den Handlungen und den dramatischen Szenen nicht mechanisch folgen, sondern das gesamte Kolorit der Opernmusik bestimmen und die dramatischen Szenen und die Innenwelt der Figuren emotional hervorheben (aaO)“. Sie sind also gewöhnliche Strophenlieder. Und weiter gibt Kim Jong-il das musikdramaturgische Konzept solcher neuen Opern mit klaren Worten vor: „In einer Oper muss es ein thematisches Hauptlied und verschiedene Stützlieder im Mittelpunkt geben. Alle Opernlieder müssen dabei gut, insbesondere die Stützlieder unbedingt musikalische Meisterwerke sein. Nur dann ist es möglich, die Melodien dieser Lieder zu wiederholen, mit ihnen durch eine thematisch leitende Melodie das gestalterische Kolorit einer Oper zu verdeutlichen, von der thematischen Hauptmelodie andere Lieder abzuleiten und so die Gestaltung der Oper zu vereinheitlichen. Insbesondere unter den Stützliedern ist das thematische Hauptlied besonders gut zu schreiben. Es ist das hauptsächliche Stützlied, das das Thema und den Gedanken einer Oper vertritt. In der Oper sollte sich die Melodie des thematischen Hauptliedes in wichtigen Etappen und aus wichtigen Anlässen der dramatischen Entwicklung wiederholen und dabei als das Hauptmotiv wirken, das die gesamte Linie der Oper festlegt und das gestalterische Kolorit vereinheitlicht. In einer Oper gibt es mehrere dramatische Linien, darunter eine zentrale Linie, die die Kernidee, das Thema und den Gedanken des Werkes durchdringt. Eine in dieser zentralen Linie wiederkehrende Melodie sollte das thematisch leitende Lied sein (aaO)“.

Ich selber war Ende Oktober 2019 auf einer Studienreise in Nordkorea und konnte bei dieser Gelegenheit einer Aufführung der besten Szenen aus den fünf Revolutionsopern im Großen Opernhaus von Pjöngjang beiwohnen. Leider gab es kein Programmheft und es war auch verboten, Fotos der Künstler oder des Hauses von innen zu machen. Die obgenannten fünf Revolutionsopern kann man allesamt auf youtube finden, leider ohne Untertitel und ohne Namen der beteiligten Künstler und Künstlerinnen. Sie sollen in weiterer Folge hier in der Reihenfolge ihres Entstehens kurz besprochen werden.

Die Revolutionsoper „Ein Meer von Blut“ (https://www.youtube.com/watch?v=quIl4qeEWog) basiert auf einem Werk des Staatsgründers Kim Il Sung, das dieser während der kriegerischen Auseinandersetzungen mit Japan verfasst hatte und das als Theaterstück im Juche 25, also 1936, erstmals aufgeführt wurde. Unter Anleitung seines Sohnes Kim Jong-il wurde das Theaterstück im Jahr 1971 (Juche 60) in die gleichnamige siebenaktige Oper übertragen. Die Oper spielt im Jahr 1930 während der japanische Besetzung Koreas in einem Bergdorf, in dem ein Ehepaar mit seinen drei Kindern lebt. Eine japanische Strafexpedition verwandelt das Dorf eines Tages in ein Meer von Feuer und Blut. Auch ihr Gatte stirbt. Ihr ältester Sohn Won Nam und ihre Tochter Kap Sun treten zur Rettung des Landes der Revolutionsarmee von Kim Il Sung bei und schließlich erhebt auch sie sich zum revolutionären Kampf gegen die japanischen Invasoren, lernt lesen und schreiben und wird zur Vorsitzenden einer Frauenorganisation. Sie wird verhaftet, ihr jüngster Sohn Ul Nam getötet und anschließend wird ihr Dorf erneut von den japanischen Invasoren verwüstet. Daraufhin ruft sie die wütenden Massen zum Entscheidungskampf, in welchem die Japaner besiegt werden. In ihrer Siegesrede am Ende der Oper betont sie, dass der Weg zur Existenz Koreas nur in der Revolution bestehe. Die philosophische Kernidee dieser Oper besteht darin, dass man das Blutmeer des Leidens in ein Blutmeer des Kampfes verwandeln soll. Es sei daher ein Gesetz, dass es dort, wo Unterdrückung ist, Widerstand gibt, und das unterdrückte Volk nur mit bewaffnetem Kampf seine Befreiung und glückliche Zukunft erringen könne (vgl. http://www.dvrk.de/revolutionsoper--ein-meer-von-blut--.html). Neu eingeführt wurde in dieser Oper der Hintergrundgesang (Pangchang-Gesang) als wichtiges Darstellungsmittel. Leider ist es in der DVRK üblich, alle Stimmen und auch das Orchester elektronisch zu verstärken, sodass die Stimmen für unseren Geschmack verfremdet, künstlich und vor allem viel zu laut erklingen. Diese Eigenart ist wohl auf die unterschiedliche Aufführungspraxis zurück zu führen.

 

Die sechsaktige Revolutionsoper „Die Erzählung einer Lazarettschwester“ (https://www.youtube.com/watch?v=EqJD4xhzBmY) entstand im Jahr 1971 (Juche 60) ebenfalls unter Anleitung von Kim Jong-il. Die Oper handelt von An Yong Ae, die während des Koreakrieges in den 1950er Jahren während eines heftigen Bombardements einen Patienten zum Schutz mit ihrem eigenen Körper deckt und dabei tödlich verletzt wird. Sie stirbt mit der Bitte, ihr blutgetränktes Parteibuch und ihren letzten Parteibeitrag an das Zentralkomitee der Partei zu übermitteln und den letzten Wunsch, Kim Il Sung zu treffen. Für europäischen Geschmack wohl etwas starker Tobak, aber die wunderschöne Musik, die den von Kim Jong il aufgestellten Prinzipien folgt, macht auch diese Oper zu einer interessanten Rarität. Das Titellied der Oper „Wo mag unser heiß ersehnter Heerführer sein“ wurde übrigens von Kim Jong-il persönlich geschaffen.

 

Ebenfalls 1972 (Juche 61) entstand die Oper “Das Blumenmädchen” (https://www.youtube.com/watch?v=YPZGEGDy6q8). Erneut wird in ihr der Kampf gegen die japanischen Invasoren um 1930 abgehandelt. Im Mittelpunkt steht das Leben und das Schicksal von Kot Bun, die Blumen verkaufen muss, um Medikamente für ihre kranke Mutter kaufen zu können. Ihr tragisches Leben und das der Dorfbewohner machen sie bereit zum Kampf gegen die Japaner.

Die aus einem Vorspiel, fünf Akten und einem Schlussakt bestehende Oper „Erzähle du Wald“ (https://www.youtube.com/watch?v=ydcXJSLC4fA), entstand gleichfalls 1972 (im Jahr Juche 61). Der Dorfvorsteher eines besetzten Gebietes kollaboriert zum Schein mit dem Feind und wird deshalb von den Dorfbewohnern und seiner eigenen Tochter als „Kaegujang“ (Verräter) verhöhnt und beleidigt. Er informiert die Volksarmee über die erkundeten feindlichen Stellungen. Er soll die Japaner in einen Hinterhalt in die Hongsan Schlucht locken. Die japanische Armee wird vernichtend geschlagen und der Dorfvorsteher verwundet. Erst nach dieser Schlacht erfahren die befreiten Dorfbewohner, dass er illegal für die Partisanenarmee gearbeitet hat.

 

 

Die im Jahr 1973 (Juche 62) entstandene Oper “Das Lied vom Kumgang-Gebirge” (https://www.youtube.com/watch?v=4Au1Cz7cwek) gliedert sich formal in ein Vorspiel, sieben Akte und einen Schlussakt. In dieser Oper unternimmt der Komponist Hwang Sok Min eine kreative Reise ins Kumgang Gebirge, das in eine Erholungsstätte umgewandelt worden war. Während der japanischen Besatzung (1905–1945) hat er seine verschleppten Familienangehörigen verloren und sie nun seit über 20 Jahren nicht mehr gesehen. Beim Anblick der glücklichen Dorfbewohner erinnert er sich mit Wehmut an seine verschollene Gattin und ihre gemeinsame Tochter. Er unterstützt die Laienkünstler im Dorf und freundet sich mit ihnen an. Diese besuchen schließlich ein Kunstfestival in der Bezirksstadt, wo der Komponist erfährt, dass Sun I, welche die Hauptrolle spielt, seine verloren geglaubte Tochter ist. Nach der Aufführung kommt es zu einem rührenden Wiedersehen und er trifft auch seine Gattin wieder im Dorf Kumgang.

 

Zusammenfassend ist festzustellen, dass alle fünf Opern durchaus hörens- und sehenswert sein. Natürlich lässt der Stil der Inszenierung nach dem Konzept von Kim Jong Il eine abstrakte Inszenierung nicht zu, weshalb die Bühnenbilder und Kostüme mancherorts für europäischen Geschmack vielleicht etwas zu naturalistisch wirken. Aber diese fünf Revolutionsopern sind eben dem Prinzip eines sozialistischen Realismus verpflichtet und das äußert sich neben den gewählten Themen auch in der Ausstattung. Ich wünsche allen Lesern in dieser leider theaterfreien Zeit viel Freude am Betrachten dieser Oper. Meine Favoriten sind „Ein Meer von Blut“ sowie „Das Blumenmädchen“.

 

Harald Lacina, 24.3.2020

Fotocredits: http://www.dvrk.de/index.html

 

 

 

Tolle TRAILER

Unabhängig davon, daß hier in höchster Qualität, nämlich in der eines Kinotrailers gearbeitet wird, was auch heißt, daß Einiges an Geld investiert wurde, können diese Trailer auch bestens als Opernführer rezipiert werden. Man hat in Frankfurt die Zeichen der Zeit erkannt, denn wie kann man besser Opernbesucher von solch genialen unbekannten Raritäten, wie pars pro toto: Rodelinda, Penelope, Rossinis "Otello" oder der fantastischen Delius Oper "Romeo und Julia auf dem Lande" überzeugen, als durch so gute Bild- und Tonbeispiele. Alle sind mit Liebe aufbereitet und auch die Statements von Sängern bzw. Regisseuren sind kurz gehalten. Bessere Werbung geht nicht.                                                    Peter Bilsing 18.2.2020

Götterdämmerung (2012)

Don Giovanni (2014)

Romeo und Julia auf dem Dorfe von Delius (2014)

Drei Schwestern von Eötvös (2018)

Manon Lescaut (2019)

Otello von Rossini (2013)

Rodelinda (2019)

Penelope von Fauré (2019)

Lady McBeth von Mzensk (2029)

Tristan und Isolde (Pr 2020)

Mehr davon in der sehr übersichtlich und auch hier wieder vorbildlich eingerichteten MEDIATHEK des Frankfurter Opernhauses. Bravo! Man kann einen ganzen Nachmittag höchst unterhaltsam und lehrreich allein damit verbringen hier einmal länger zu wühlen ;-)                                                                             P.B.

 

 

 

In memoriam Heather Harper   

Und wieder gilt es, von einer großen Sängerin Abschied zu nehmen. Am 22. April starb die 1930 geborene irische Sopranistin Heather Harper. In ihrer Karriere spielte der Komponist Benjamin Britten eine herausragende Rolle. Die Mitwirkung der Sopranistin in „Peter Grimes“ ist ebenso Geschichte wie ihr kurzfristiges Einspringen bei der Premiere des „War Requiems“ 1962. Hier Filmausschnitte unter Leitung des Komponisten (und mit Peter Pears) https://www.youtube.com/watch?v=rCVNAYikjbE https://www.youtube.com/watch?v=HwBEtfXXsvU. Das „War Requiem“ komplett mit Zwischenansagen. Frühe Lieder Brittens gibt es unter https://www.youtube.com/watch?v=U7DELWAqpTI. Aber Heather Harpers Repertoire war natürlich ein umfassendes, reichte von Monteverdi-Madrigalen wie „Ohimè ch’io cado“ https://www.youtube.com/watch?v=I-J9kSi5KQ8 über Mozart (hinreißend „Porgi amor“) https://www.youtube.com/watch?v=OKzC7f-dnVg bis hin zu Wagner (Elsa in Bayreuth 1967) https://www.youtube.com/watch?v=ZDapEbpHSag. Sogar bei Sullivan-Operetten wirkte sie mit. Die verfügbaren Ausschnitte geben für sie aber nur wenig her. Also lieber ein Verweis auf ihre Blanche in Poulencs „Carmélites“ https://www.youtube.com/watch?v=ofN5CguXuxk. Bei der (offenbar vollständig aufgezeichneten) Covent-Garden-Produktion von 1963 wirkte übrigens auch Gwyneth Jones mit https://www.youtube.com/watch?v=ofN5CguXuxk. Für die Liedinterpretin Heather Harper mögen ein wenig bekannter Strauss („Der Arbeitsmann“) und die „Liebeslieder-Walzer“ von Brahms stehen (Britten und Arrau am Piano) https://www.youtube.com/watch?v=55-6h2yqes4

 

Christoph Zimmermann 29.4.2019

 

 

In memoriam Ruth-Margret Pütz

Erstaunlicherweise ist der Tod der Sopranistin (1.4.) bei Wikipedia noch nicht aktenkundig. Ihrem Stammhaus Stuttgart, wohin sie über Köln und Hannover gelangte, hielt sie bis 1994/95 die Treue, trotz internationaler Verpflichtungen (Karajan holte sie beispielsweise an die Wiener Staatsoper). Geschätzt wurde gebürtige Krefelderin als sattelfeste Kolorateuse und vitale, komödiantische Bühnendarstellerin, eine Qualität, welche auch in ihren Plattenaufnahmen der sechziger Jahre deutlich hörbar wird. Signifikantes Beispiel: die Arie der Frau Fluth aus Nicolais „Lustigen Weibern“, hier nicht in der Gesamteinspielung unter Robert Heger, sondern i n einer Berliner Aufnahme unter Berislav Klobucar https://www.youtube.com/watch?v=75ZgJkA5LGY. In der Heger-Aufnahme war Fritz Wunderlich der Fenton. Mit ihm trat die Sopranistin 1961 in der Salzburger „Entführung“ auf. An dieser Stelle die Konstanze-Arie „Martern aller Arten“ https://www.youtube.com/watch?v=s3a3PhZB7CA. Ein Duett mit Wunderlich stammt aus der Léhar-Operette „Paganini“, live und anmoderiert 1966 in München. Der Operette war die spielfreudige Künstlerin generell nicht abgeneigt. Hier noch ein Duett mit Tenor (Anton de Ridder) aus Eduard Künnekes „Tenor der Herzogin“ https://www.youtube.com/watch?v=uenz6RJHAt0. Alle bei Youtube verfügbaren Einspielungen begnügen sich mit Standbildern. Film- oder TV-Aufzeichnungen scheint es nicht zu geben, was bei den Electrola-Aufnahmen von Ruth-Margret Pütz freilich logisch ist. In der Folge also nur eine akustische Revue: Papagena unter Klemperer https://www.youtube.com/watch?v=jkYD2ohduCc. Amor in Glucks „Orpheus“ mit der Cappella Coloniensis unter Ferdinand Leitner https://www.youtube.com/watch?v=5vA-3RBZYGs. Nochmals der Dirigent Klobucar:  Donizettis „Pasquale“ https://www.youtube.com/watch?v=AM_bgGSmWHg… Verdis „Rigoletto“ https://www.youtube.com/watch?v=XTJlEfIyUCg, Offenbachs „Hoffmanns Erzählungen“ https://www.youtube.com/watch?v=ONe3us--LHM, „Mignon“ von Thomas https://www.youtube.com/watch?v=gFE7M_whVM8 und Puccinis „Bohème“ https://www.youtube.com/watch?v=lr_HOdnOE4A. Bei Adams „Postillon von Lonjumeau“ schwang allerdings Fritz Lehan den Taktstock https://www.youtube.com/watch?v=1ur1Tl9_cqg. Eine besondere Paradepartie von Ruth-Margret Pütz, die Zerbinetta in der Strauss-Ariadne“, gibt es unter https://www.youtube.com/watch?v=NUju9QIr1SQ (auf einer Hommage-CD aus dem Vorjahr). Die Mitwirkung der Sopranistin bei der Gesamtaufnahme von Lortzings „Undine“ darf nicht unterschlagen werden https://www.youtube.com/watch?v=j5NthVY34Tg. Im Konzertbereich schloß die Sängerin auch das 20. Jahrhundert nicht aus wie im Falle von Orffs „Carmina burana“ https://www.youtube.com/watch?v=qobBj302nrY

 

Christoph Zimmermann 4.4.2019

 

In memoriam Hans Günter Nöcker

Es gibt Sänger, die unverzichtbar sind, auch wenn sie nicht immer in der ersten Reihe stehen. Ein solcher war der Bariton Hans Günter Nöcker, der am 20.3.2019 mit 92 Jahren gestorben ist. Er hat die Provinz durchlaufen, sang aber auch in Bayreuth: ein großes Betätigungsfeld. Das wird von einem weitgespannten Repertoire unterstrichen. Da gibt es Barockes wie Händels „Giulio Cesare“, unter Rafael Kubelik mit prominenten Kollegen in den frühen sechziger Jahren bei Bayerischen Rundfunk entstanden https://www.youtube.com/watch?v=hkllC4WpxyI. Der Moderne widmete sich Nöcker aber besonders nachhaltig: Orffs „Ödipus der Tyrann“ (ebenfalls unter Kubelik) https://www.youtube.com/watch?v=I9A7Eq2L0H0, Egks „Verlobung in San Domingo“ https://www.youtube.com/watch?v=9Xh8H0QM7tw oder auch Reimanns „Lear“ https://www.youtube.com/watch?v=rLogvtJ0HR4. Unter den Aufnahmen des Sängers befinden sich andererseits auch klassische Miniaturen wie Lieder bzw. Ensembles von Mozart, u.a. mit Margot Guillaume, Helmut Krebs und dem Hammerflügel-Spezialisten Fritz Neumeyer: „Warnung“ https://www.youtube.com/watch?v=_Uf3ZQ0pn4A, „Das Bandel“ https://www.youtube.com/watch?v=K2-a10PmXF0 oder auch „Caro mio Druck und Schluck“ https://www.youtube.com/watch?v=cd3ZtEkcde0. Häufiger Partner von Nöcker war Fritz Wunderlich. Der Gefangenenchor aus „Fidelio“ mit den beiden kurzen Soli markiert den Karrierebeginn beider Sänger https://www.youtube.com/watch?v=TyyhA0KI0EI. München war mit über 40 Jahren das Zentrum von Nöckers Bühnenkarriere (eine Aufnahme von Nicolais „Lustigen Weibern“ entstand unter Fritz Rieger beim BR- Ausschnitt https://www.youtube.com/watch?v=NiepKPVR91o. Besonders viele Einspielungen gibt es aber aus Stuttgart: „Tosca“ https://www.youtube.com/watch?v=43mnw_oSbcM oder auch „Capriccio“ https://www.youtube.com/watch?v=pC1GP7CF8rU (Nöcker in dieser Szene als Sprecher). Janaceks „Schicksal“ war eine Produktion des Württembergischen Staatstheaters https://www.youtube.com/watch?v=RqfAqSl6y9Y. Den Part, welchen Nöcker innehatte, muß man sich bei dieser anmoderierten Gesamtaufnahme freilich „erhören“ (interessant die Mitwirkung der 18jährigen Anja Silja). Nöcker wirkte 1957 auch bei einer „Rienzi“-Produktion mit (Titelpartie: Wolfgang Windgassen) https://www.youtube.com/watch?v=qZz4FtRTzIw und hatte sehr viel später die Ehre, als Gunther in der „Götterdämmerung“ mitzuwirken, womit Marek Janowski seinen Dresdner „Ring“ abschloß https://www.youtube.com/watch?v=69Jkbx4i8Og

 

Christoph Zimmermann 28.3.2019

 

In memoriam Hilde Zadek (+ 21.2.2019)

Im biblischen Alter von 101 Jahren hat die Sopranistin Hilde Zadek am 21. Februar die Welt der Musik verlassen, ihr als Gesangspädagogin bis fast zuletzt verbunden. Informationen über Leben und Tätigkeit gibt Youtube bei

https://www.wien.gv.at/video/183/Hilde-Zadek-(Saengerin) und
https://www.youtube.com/watch?v=iop6LH6dpB her. Als Jüdin erlebte Hilde Zadek während der NS-Jahre schwere Zeiten, trug das aber Wien (wo sie vor allem Karriere machte) nicht nach. „Ich habe mich entschieden das Wiener Publikum zu lieben, sonst hätte ich nicht für sie singen können.“ Aufnahmen entstanden hier vor allem mit den Symphonikern. Donna Anna unter Rudolf Moralt https://www.youtube.com/watch?v=9UsOZ2iah18. Gute Kontakte verbanden die Sängerin mit dem Westdeutschen Rundfunk Köln. 1956 entstand eine Aufnahme von Glucks „Iphigenie auf Tauris“, wo Joseph Keilberth mit Nicolai Gedda und Hermann Prey weitere Prominente um sich scharte – Ausschnitt https://www.youtube.com/watch?v=c-h2ewSUyAE. Unter Mario Rossi wurde ein Jahr zuvor, ebenfalls auf  Deutsch, Verdis „Sizilianische Vesper“ produziert. Die weitere Crew: Fischer-Dieskau, Hopf, Frick. Der in punkto Koloratur überaus heikle Bolero der Elena ist eine singuläre Leistung von Hilde Zadek https://www.youtube.com/watch?v=whu7SlHn8tE. Für ihre Kompetenz im italienischen Fach wäre auch noch Giordanos „Andrea Chenier“ anzuführen https://www.youtube.com/watch?v=61X7W8gtVrg, im Konzertbereich Verdis „Requiem“. Es gibt einen Salzburger Konzertmitschnitt von 1949 unter Herbert von Karajan. Weitere Sänger Klose, Rosvaenge, Christoff https://www.youtube.com/watch?v=HGvgv6kUNPQ. Bis hin zu Wagner reichte die Ausdrucksfähigkeit von Hilde Zadeks jugendlich dramatischem Sopran. wobei  ihre Mitwirkung bei einer Wiener Studioaufnahme des „Liebesverbots“ unter Robert Heger besondere Erwähnung verdient https://www.youtube.com/watch?v=IrDrVK9T06Q, Der hier mitwirkende Anton Dermota war Partner Hilde Zadeks 1951 auch in einer Szene aus Korngolds „Die Tote Stadt“. Der Komponist war bei dieser Aufnahme dabei https://www.youtube.com/watch?v=z5c-hYelyhM. Eine Rarität ist auch Beethovens „;Leonore“. Die zentrale Arie (Wiener Philharmoniker von Ferdinand Leitner) https://www.youtube.com/watch?v=DFarWQVF_V4. Über Smetanas „Verkaufte Brau“ – Duett mit Hans Hopf https://www.youtube.com/watch?v=DFarWQVF_V4 – kommt man unschwer zur Operette, etwa dem Schatzterzett aus dem „Zigeunerbaron“ von Johann Strauß (Rosette Anday, Julius Patzak, Dirigent Clemens Krauss). Für den Fast-Namensvetter Richard ein „Rosenkavalier“-Beispiel bei der RAI Turin unter Artur Rodzinsky https://www.youtube.com/watch?v=Zcx9gPFye3g. Für den Liedbereich abschließend eines der Zigeunerlieder Dvoraks mit Geza Fried am Klavier.

 

Christoph Zimmermann 1.3.2019

 

 

Meine schönsten Karnevalslieder

- ausgesucht vom Herausgeber

Liebe Opernfreunde, liebe Karnevalisten, liebe Menschen, die gerne feiern!

Karnevalslieder sind nicht das typische Humba Humba humba Tätärä - Gegröle besoffener Gehirndefizitärer, was mich heute noch immer an den Fangesang der Bayern-München-Fans erinnert - nein, es ist auch nicht das verblödete Pferd auf dem Flur. Schöne Stücke haben einen nicht geringen Schuss Menschlichkeit, Charme, Empathie, natürlichen Frohsinn, Ehrlichkeit und Humanität. Herrliches Liedgut.

Und es sind Ohrwürmer schon seit bald 100 Jahren, wie das wunderbare Lied Kornblumenblau oder das Mülheimer Bötsche bzw. man müsste noch mal 20 sein. Ich habe meine Lieblingslieder ausgesucht, für die man nicht volltrunken sein muß, um sie mitzusingen, oder die so rhythmisch begeistern, daß es einen eigentlich aus dem Bürostuhl hebt - karnevalistische Welthits als Headbanger, wie. Viva Coloniavon den mittlerweile ins 50 Karrierejahr gehenden Höhnern. Ich finde auch, daß man viele dieser Songs sogar außerhalb der Karnevalssaison hören kann. Viele sind natürlich NRW-geprägt ;-) aus meiner Heimat Düsseldorf/Köln ;-)

 

Viel Spaß wünscht Ihr/Euer Peter Bilsing (Hrg.)

 

WILLI MILLOWITSCH Es war einmal ein treuer Husar

Ein alter traditioneller deutscher fröhlicher March

Ja, außer Sousa haben auch ndere fröhliche Märsche geschrieben ;-)

 

HÖHNER Drejmal null blevt null, denn me ware in da Kayass in de Scholl

1.) Das 1979er Original ne watt sahen die Burschen damals noch jung aus

2.) Und hier die neuere Version mit den älteren Höhnern

 

BLÄCK VÖÖSS In unserm Vedel

Man möchte wirklich knuddelig mitschunkelm

 

HORST MUYS Ne Besuch im Zoo

Ne watt ist datt Lied schöööön

 

HÖHNER Viva Colonia

The Eternal !!! Da bleibt kein Fuß ungerührt - kein Auge trocken.

 

WILLI SCHNEIDER Man müsste nochmal 20 sein

1.) Das Original aus den 30ern

2.) Moderne zeitgenössische Version von den Brings

 

KARL BERBUER (1936)

Heidewitzka Herr Kapitän, mim Müllemer Bötche fahre ma su jän

Das Urgestein des Humors Willi Millowitsch singt es am schönsten

Was nur wenige wissen (Sic !) Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Lied bei einem Besuch Bundeskanzler Konrad Adenauers in Chicago gespielt, da die Bundesrepublik zu diesem Zeitpunkt noch keine Nationalhymne hatte

 

JUPP SCHMITZ Wer soll das bezahlen

Gibt es ein zeitloseres aktuelleres Lied - ein ewig gültigeres Liedgut

 

WILLI MILLOWITSCH mir schenke de ahl en paar blömche

Ein herz im Karneval - datt jibbet nur in Kölle

 

WILLY SCHNEIDER Kornblumenblau

Der wunderbare Klassiker für alle Weintrinker von 18 bis 118 Jahren

 

MARITA KÖLLNER mir sinn kölsche Mädche

Ganz gegen den Genderwahnsinn - wahrscheinlich würde die gute Marita heute im Shitstorm der grünen Chaoten und Linken erstickt - ein Hexe anno 2019

 

BRINGS Kölsche Jong

Eine Liebes- und Sympathie-Bekundung an Kölle und wg. der Susgewogenheit ;-)

 

BLÄCK FÖÖSS Drink doch eene mit

1.) Original vom 1976

2.) Neuere Version mit Text für Nichtrheinländer

Na also, freidlich aufen im Karneval geht auch.

 

 

 

In memoriam Ekkehard Wlaschiha

Nach Theo Adam ist nun auch ein weiterer ehemaliger, prominenter DDR-Sänger verstorben (20.2.2019). Die Wege beider Künstler kreuzten sich verschiedentlich, u.a. an der Dresdner Semperoper. Über seine Karriere berichtet der Künstler in der Dacapo-Sendung von August Everding 1998 https://www.youtube.com/watch?v=bI_gDAt0gZc. Sie begann in Gera, führte über Weimar (Operndirektor: Harry Kupfer) und Leipzig nach Berlin (Staatsoper), wo Wlaschiha kontinuierlich sein Wagner-Repertoire aufbaute. Werkchronologisch: „Holländer“ Liveaufnahme 1994 https://www.youtube.com/watch?v=BLJnmjufdJI, „Lohengrin“ Berliner Staatsoper 1985 https://www.youtube.com/watch?v=K_QmIJSjaKg bzw. 1991 https://www.youtube.com/watch?v=6u6K1uzsL4w. Auch den Biterolf im „Tannhäuser“ gibt es, eine freilich wenig repräsentative Partie für Wlaschiah, der am Wolfram nicht von ungefähr vorbei ging, Maßstabsetzend hingegen sein Alberich, den er u.a. 1989 an der Bayerischen Staatsoper neben Robert Hale verkörperte https://www.youtube.com/watch?v=65poInFK6F. Der Gunther in der Leipziger „Götterdämmerung“ 1976 war nur eine Rollenepisode  

https://www.youtube.com/watch?v=CD2RgI-HP5I. Wagner-Ergänzungen: Hans Sachs (Dresden 1991) mit René Kollos letztem Stolzing https://www.youtube.com/watch?v=DeKPTP3ZNFQ, Kurwenal 1984 https://www.youtube.com/watch?v=dPNm2YjDTYw (u.a. ab 2040’40), Amfortas (Studioaufnahme 1989) https://www.youtube.com/watch?v=NXBxVAu-8EM und Klingsor (Bayreuth 1998) https://www.youtube.com/watch?v=vTa3_HU58gI. Natürlich waren auch andere heldenbaritonale Partien für Wlaschihas Karriere bestimmend. Beethovens Fidelio“ etwa, mal mit dem Fernando https://www.youtube.com/watch?v=6iKrmhQDT78 (ab 149’54),

mal mit dem für ihn besser passenden Pizarro https://www.youtube.com/watch?v=aNZ3sOV1Lv0 (24’05). Verdis Jago führt ins weniger frequentierte italienische Fach https://www.youtube.com/watch?v=aNZ3sOV1Lv0 (Trinklied ab 12’08). Den „Freischütz“-Kaspar gab Ekkehard Wlaschiha u.a. bei Gelegenheit der Wiedereröffnung des Dresdner Semper-Oper  1985 https://www.youtube.com/watch?v=OD0w36EYQWc (weiteres Trinklied, ab 38’04), An einer TV-Version von Humperdincks „Hänsel und Gretel“ läßt sich die theatralische Präsenz des Sängers besonders gut ablesen (u.a. ab 23’04). Für den Einsatz des Sängers für Werke des 20. Jahrhunderts sind Pfitzners „Palestrina“ https://www.youtube.com/watch?v=UhInTGVJePg und Henzes „Venus und Adonis“ https://www.youtube.com/watch?v=M9aqEx5RNEc anzuführen. Auch am Barockzeitalter ging Wlaschiha nicht vorbei. Ein Beispielunter mehreren: Bachs Matthäus-Passion https://www.youtube.com/watch?v=GvQrIR8U8PM.

 

Christoph Zimmermann 22.2.2019

In memoriam Wilma Lipp

93jährig ist die Sopranistin Wilma Lipp am 26. Januar verstorben. Die gebürtige Wienerin wechselte in noch relativ jungen Jahren von der Koloratur ins lyrische Fach, was „Zauberflöten“-Aufnahmen unter Karajan zeigen: Königin der Nacht https://www.youtube.com/watch?v=YW5U-ejoNN0, Pamina https://www.youtube.com/watch?v=oacg8w_nn_Y. Kein Dokument gibt es vom Fachwechsel im „Rosenkavalier“, wo Wilma Lipp zunächst die Sophie verkörperte, später die Leitzmetzerin (u.a. bei ihrem Bühnenabschied 1986 in Turin). Mozart auch sonst sehr viel: Konstanze (Platte 1954 unter Krips) https://www.youtube.com/watch?v=GaUUnDWYEnI, Ilia 1963 live am Teatro Colon https://www.youtube.com/watch?v=Z2X2clWzpcc. Bei „Fidelio“ war einmal mehr Karajan ihr Dirigent (Staatsoper 1960). Hier das Duett Marzelline/Jacquino mit Murray Dickie https://www.youtube.com/watch?v=OHqHVVCm0Aw. Auch im italienischen und französischen Fach war Wilma Lipp zu Hause. Die Marie in Donizettis „Regimentstochter“ verkörperte sie aber wohl nur im Rundfunk (NDR 1952) https://www.youtube.com/watch?v=mnZlsq1iKyg. Zwei Jahre später entstand ebenfalls in Hamburg (und wiederum unter Wilhelm Schüchter) Aubers „Frau Diavolo“. Zerlines Betthupferl in der Gesamtaufnahme ab 52’17 https://www.youtube.com/watch?v=lr0DRpe8B6U. Die Nedda in Leoncavallos „Bajazzo“ gab Wilma Lipp auch auf der Bühne. Das Duett mit Hans Brauns Silvio entstammt einer 54er BR-Einspielung unter Wolfgang Sawallisch https://www.youtube.com/watch?v=4P_CJMhD74c. Im Fernsehen wagte sich die Sängerin sogar an Verdis Violetta. Ihr Partner Rudolf Schock sagt vorab einige Worte. Über die hausbackene Szenerie muß man nicht näher befinden https://www.youtube.com/watch?v=T_HDSoUcckI. Aus Wilma Lipps Rollenrepertoire sticht die Malinka in Janaceks „Broucek“ hervor, München 1959. Markante Szene ab 8’00 in https://www.youtube.com/watch?v=mCXiNGY1i2A. Ein Jahr zuvor hatte Joseph Keilberth das gesamte Ensemble (in ihm auch Fritz Wunderlich) für seine Kölner Rundfunkaufnahme engagiert. Als Wienerin ging Wilma Lipp an der Operette natürlich nicht vorbei, sang die Adele https://www.youtube.com/watch?v=Guc3s7M5XlI oder auch die „Bettelstudent“-Laura, hier in im Terzett mit Rosl Schwaiger und Hertha Töpper in einer Münchner Rundfunkaufnahme der frühen fünfziger Jahre https://www.youtube.com/watch?v=TOKAi6SRk5Y. Im Konzertbereich agierte die Künstlerin ebenfalls umfänglich. In der Mozart-Messe KV 427 ist sie 1958 im Duett mit Christa Ludwig zu hören https://www.youtube.com/watch?v=edzFmvBZM74 , in Bruckners „Te Deum“ (Salzburg 1962, Karajan) erklingt ihre klare, höhenleuchtende Stimme gleich zu Beginn https://www.youtube.com/watch?v=XjFMSi5OsBo

 

Christoph Zimmermann 1.2.2019

 

 

Hilde Güden

Zu den bezauberndsten Erscheinungen in der Welt der Musik zählte die österreichische Sopranistin Hilde Güden, an allen großen Opernhäusern zu Hause, vor allem jedoch an der Wiener Staatsoper tätig (mit Unterbrechung während der „braunen“ Jahre). Strauss und Mozart waren Säulen ihres Repertoires; von letzterem verkörperte sie oft mehrere Partien einunddesselben Werkes. Im „Figaro“ war sie Furtwänglers Salzburger Cherubino (1953) https://www.youtube.com/watch?v=pli9qG4Spkc, die Susanna in Erich Kleibers Wiener Einspielung von 1955 https://www.youtube.com/watch?v=-y4Tvlyy480 und dann unter Suitner die Contessa (Dresden 1964) https://www.youtube.com/watch?v=iB_dC4sfUdU. Von ihrer „Rosenkavalier“-Sophie gibt es bereits einen Salzburger Mitschnitt von 1949; hier die Rosenüberreichung mit Jarmila Novotna (Dirigent: Szell) https://www.youtube.com/watch?v=iksmxRWsXhU Gerne sang Hilde Güden auch die Zdenka, oft neben Lisa della Casa. Im Folgenden nicht die Wiener Aufnahme unter Solti, sondern eine frühere unter Rudolf Moralt https://www.youtube.com/watch?v=wsd-jVw9Erw. Ihre Silberstimme war auch ideal für die Daphne, welche sie 1964 unter Böhm verkörperte. Hier die Szene mit dem Leukippos von Fritz Wunderlich https://www.youtube.com/watch?v=TwXL7rPDnw0. Auch in der italienischen Oper war Hilde Güden zu Hause. Donizettis Adina sang sie auf Platte beispielsweise neben di Stefano https://www.youtube.com/watch?v=-fcZ7fCkUq4, die Gilda neben Jussi Björling (TV 1957) https://www.youtube.com/watch?v=LxcesCNM1OA. In „La Bohème“ war sie sowohl Musetta als auch Mimi. Deren Todesszene unter Krips https://www.youtube.com/watch?v=V_wSt2b-foM. Das angegebene Aufnahmedatum 1930 ist natürlich ein Irrtum. Bemerkenswert Hilde Güdens Eva in den Knappertsbusch-„Meistersingern“ von 1951 https://www.youtube.com/watch?v=_XpBKSWuIxs oder auch ihre Ann Trulove in Strawinskys „Rake’s Progress“ unter der Stabführung des Komponisten https://www.youtube.com/watch?v=lR9KVEI1v6Q. Als gebürtige Wienerin gab sich Hilde Güden natürlich häufig auch als Operettendiva die Ehre. Statt der allseits bekannten Rosalinde hier lieber Ausschnitte aus „Casanova“, einer après-Strauß-Operette Ralph Benatzkys https://www.youtube.com/watch?v=CCg_xqbwL5I und Nico Dostals Clivia https://www.youtube.com/watch?v=bysddWsCJQ4. Das reichhaltige Konzertrepertoire Hilde Güdens sei mit dem Finalsatz aus Mahlers „Vierter“ unter Bruno Walter (1955) https://www.youtube.com/watch?v=2UpOaOzjdY0 und Franz Schmidts „Das Buch mit sieben Siegeln“ dokumentiert. Von diesem Oratorium eine Ensembleszene aus der Salzburger Aufführung 1959 unter Dmitri Mitropoulos https://www.youtube.com/watch?v=7AtGxWwy2UA. Abrundend das Strauss-Lied „Der Stern“ mit Friedrich Gulda als Partner am Klavier https://www.youtube.com/watch?v=andPW7v1uJs.

 

Christoph Zimmermann (27.1.2019)

 

Theo Adam in memoriam     

Hochbetagt verstarb der Bariton Theo Adam am 10. Januar  „nach langer Krankheit“, wie es hieß. Dabei hat man den Sänger ungemein vital in Erinnerung. Der gebürtige Dresdner, als Knabe Mitglied des Kreuzchores, debütierte 1949 als „Freischütz“-Eremit an der Semper-Oper und nahm mit dieser Partie 2006 auch seinen Bühnenabschied. Auf Platte hat er freilich den Kaspar gesungen (Carlos Kleiber 1973, mit Peter Schreier) https://www.youtube.com/watch?v=_CUWmToNBRc. Das früheste vokale Dokument von Adam ist einer der vier Schäfer in „Daphne“ von Strauss. In den folgenden Ausschnitt der Dresdner Produktion von 1950 muß man etwas genauer hinein hören, um ihn ausfindig zu machen  https://www.youtube.com/watch?v=k-y9xR8rr5I . Straus galt auch einer von Adams letzten Auftritten (Finale aus „Schweigsame Frau“, 2002) https://www.youtube.com/watch?v=pwyy7BC838c. Die Stimme von Theo Adam war nicht ganz unumstritten. Seine Paradepartie, der Hans Sachs, gefiel aber selbst einem Karajan – Wahnmonolog https://www.youtube.com/watch?v=FlSdofDSxVE. Man lese aber nur mal bei Jürgen Kesting nach. Für Adams „Julius Cäsar“ muß man sich in der Tat nicht erwärmen https://www.youtube.com/watch?v=y7mL79vZy_M. Darum lieber nochmal die „Meistersinger mit dem von Kurt Masur dirigierten Finale (DDR-Fernsehen 1988) https://www.youtube.com/watch?v=0vC-HI8x7Xg. Zum Sachs hat sich Adam (in Bayreuth von 1952 bis 1980) übrigens über Kleinpartien der Oper vorgearbeitet. Auch mit dem Wotan wurde der Sänger identifiziert: „Rheingold“ (Bayreuth 1971) https://www.youtube.com/watch?v=xAfk4bnSFhU und  „Walküre“ (Bayreuth 1965 mit Birgit Nilsson) https://www.youtube.com/watch?v=PBjEw_yWIpg. Den Holländer verkörperte Adam noch mit 65 an der Berliner Staatsoper (wie schon in der Premiere 1968) https://www.youtube.com/watch?v=UItzi0jtKOg (Monolog ab 20’23). Wenigstens noch einige Hinweise auf Theo Adams Vielseitigkeit, beispielsweise „Boris Godunow“, Szene mit dem Narren Peter Schreiers (beide Sänger erfreuten sich in DDR-Jahren besonderer Reiseprivilegien) https://www.youtube.com/watch?v=m1FeiVxcNP8. „Die Hexe von Passau“ von Ottmar Gerster (1957, Berliner Staatsoper, Schlußszene) https://www.youtube.com/watch?v=iMiFzC6pqT8 steht für Adams umfangreiches Engagement in der Moderne,  Schuberts „Doppelgänger (1966 mit Rudolf Dunckel am Klavier) zeigt den Liedsänger https://www.youtube.com/watch?v=Kfqk6hjDYE4. Auch der Regisseur und Buchautor Adam sollte nicht unerwähnt bleiben.

 

Christoph Zimmermann (18.1.2019)

 

 

Carlos Feller

Die Karriere des am 21. Dezember verstorbenen argentinischen Bassisten Carlos Feller war eine durchaus internationale, doch seine über zwei Jahrzehnte währende Ensemblezugehörigkeit zur Oper Köln war doch besonders prägend. Am Colon in Buenos Aires debütierte der 1923 Geborene, gefördert von Erich Kleiber, als Arzt in Debussys „Pelléas“. Auch später demonstrierte er immer seine Vielseitigkeit (u.a. mit Kezal, Waarlam, Busonis „Arlecchino“, Schigolch). Doch als genuiner Komödiant war Feller bei bestimmten Mozart-Partien (mit Umfeld) besonders zu Hause. Als Bartolo im „Figaro“ trat er noch mit Siebzig auf (Paris unter Gardiner). Aus dieser Aufführung „La vendetta“ an der Seite von Susan McCulloch  https://www.youtube.com/watch?v=srNKo4Q-t5s. In einer seriösen Partie war er hingegen in der „Zauberflöte“ in Glyndebourne 1960 unter Colin Davis zu erleben, wo er als Sprecher dem Tamino Richard Lewis gute Ratschläge gibt https://www.youtube.com/watch?v=PlCoQ4aZHf4. Eine ideale Rollensymbiose war jedoch fraglos der Don Alfonso in „Cosi fan tutte“, welche er auch in der Gesamtaufnahme unter Gardiner verkörperte https://www.youtube.com/watch?v=zVYrGDyc694.

Besonders bühnenwirksam war weiterhin Fellers Bartolo in Rossinis „Barbier“. Die Kölner Inszenierung Michael Hampes war 1988 auch in Schwetzíngen zu erleben. Bei der Arie „A un dottor della mia sorte“ kommt auch die noch ganz junge Cecilia Bartoli ins Bild. Hampe, der langjährige Intendant der Kölner Oper, inszenierte mit Feller auch Cimarosas „Matrimonio segreto“ in Drottningholm. Der Szenenausschnitt https://www.youtube.com/watch?v=Cf4EcLXkblE ist für Feller freilich eher szenisch als sängerisch ergiebig, was auch für Rossinis “Cambiale di matrimonio“ (Schwetzingen 1989) gilt https://www.youtube.com/watch?v=_YGZJQrGOYA. Der Truffaldino in „Ariadne auf Naxos“ von Straus (1964 Buenos Aires unter Lovro von Matacic) ist nur in der Gesamtaufnahme https://www.youtube.com/watch?v=dtZrKURbGSw anzubieten. Fellers Auftritte muß man sich also etwas zusammensuchen. Dies gilt auch für die WDR-Aufnahme von Kurt Weills „Sieben Todsünden“, wo Carlos Feller nur eine kleine Partie inne hat. Dennoch sei die (gut halbstündige) Aufnahme unter Lothar Zagrosek als Repertoireergänzung aufgeführt https://www.youtube.com/watch?v=ZJ7tK-EErHo.

 

Christoph Zimmermann (30.12.2018)

 

 

 

 

THE HOUSE OF THE RISING SUN

Zum Jahreswechsel: Ein großer Opernsänger ist auch dabei ;-))) !

 

1.)

Das Original

THE ANIMALS (1964)

Natürlich die Nummer eins des Welthit-Traditionals. Wir haben die Griffe alle auf unserer Heimgitarre nachgespielt - C D F Am E Am E. Allerdings ohne die famose Hammondorgel mit ihrem Drehbaren Lautsprecher, welche diesen irren Raumklang damals live erzeugte. Ach hätten wir so ein schönes Selbstlern-Video gehabt https://www.youtube.com/watch?v=sar9mMi79DE

 

2.)

Die einzige echte echte Alternative

FRIJID PINK (1970)

In Zeiten von Uriah Heep, Black Sabbath und Co mußte natürlich eine Hard-Rock-Version kommen. Daß diese dann so begnadet gut, ein Riesenkassenschlager war und letztlich auch zu den Eternal Hits gezählt werden muss, hätten die Jungs der Band selber nicht gedacht. Der Hit blieb dann auch eine sogenannte Eintagsgfliege der Band, obwohl sie wirklich gut waren. Zwar war die LP Version nur etwas länger und die Zusatzstücke belanglos, aber was tat man nicht früher alles für gute Musik.

 

3.)

SANTA ESMERALDA (1975)

Flamenco, Discopop und und Big Band Einschlag

Neben der kurzen 5-minütigen Fassung gibt es die legendäre 15-Minuten-Version der LP. Macht einfach mehr Spass und ich erinnere mich gerne an die alten Feten früher - das legte man auf - ähnlich die 17 Minuten-Version von IN-A-GADDA-DA-VIDA - und konnte lostanzen... Eine Aufnahme aus den 70ern mit Pep und Schwung, die man noch heute gerne wiederhört. Einer der Klassiker.

 

4.)

WHITE BUFFALO (2010)

Schöne Traditional-Tradition mit Rockeinschlag

Eigentlich eine sehr gute Version, die völlig unbeachtet vom Markt blieb, bis sie dann in der Rocker-Serie Sons of Anarchy verwendet wurde. Jake Smith machte damit endlich verdientes Geld. Es ist ihm zu gönnen - ein ehrliches authentischer Musiker.

 

5.)

Noch einmal Heavy Metal

FIVE FINGER PUNSCH

Im weitesten Sinne wieder ein zeitgemäßerer Frijid Pink Cover. Gut gesungen, gut gespielt - doch einfach kein Klassiker. Schade... Immerhin ein gut gemachtes Video im Mad-Max-Style.

 

6.)

WOLFENSTEIN

Auf Deutsch !

Die Stuttgarter Band hat den Text eingedeutscht und im Blasmusik Polka Rhythmus klingt das Ganze wirklich originell und hat einen Platz in meiner persönlichen Hitparade verdient. Durchaus hörenswert und singen können die Jungs auch.

 

7.)

SINEAD O CONNOR

Manche finden die Interpretation langweilig, aber ich erfreu mich eben auch an einer guten Stimme, weswegen eben Allstar Bob Dylan bei mir leider ganz am Ende landet.

 

8.)

HEAVY YOUNG HEATHENS

Irgendwie alles deja vue - besser schon einmal gehört. Wäre es nicht für die Neuverfilmung der Gloreichen Sieben 2013 verwendet worden, hätte man vermutlich nie etwas von dieser - nach mehrmaligem Hören !gar nicht so schlechten Version gehört. Der Stilmisch-Masch ist durchaus interessant.

 

9.)

ROXY PERRY

Bemerkenswerte echte tiefe Blues-Version

Eigentlich ein Geheimtipp. Wenn ich jetzt nicht soviel umformatieren müsste käme die Version weiter nach vorne ;-) Ich fand im Internet den Begriff Blues Queen - zurecht! Die Frau hat es drauf...

 

9.)

BOB DYLAN (1962)

Tut mir leid, liebe Dylan Fans, aber an sein quetschiges Organ (damals besonders schlimm in meinen Ohren) und seine seltsamen Verzierungen kann ich mich auch über 50 Jahre später nicht gewöhnen, daher kommt es ziemlich am Ende meiner persönlichen Hitparade. Nichts gegen den großen Bob Dylan sonst - z.B. all around the watchtower später - aber diese Aufnahme gehört nicht zur Spitze.

 

10.)

Das Wandern ist des Müller Lust

PETER HOLLENDS

Wäre nicht dieser zum Gotterbarmen kitschige auf die Tradition der 50er Jahre schlecht gemachte Chor, könnte man sich sogar dafür erwärmen. Immerhin: als Wanderlied gab es das noch nie.

 

99.) PETER HOFMANN - uuuuuaaaaa... Bitte nicht !!!

Opernweltstar Peter Hofmann, der Siegfried par Excellence und Frauenschwarm - nie zuvor hatte ein Operntenor diese Partie in Bayreuth mit nackten Oberkörper gesungen. Klar, denn der ehemalige 10-Kämpfer hatte einen Traumkörper mit perfektem Sixpack. Damit ist natürlich bewiesen, daß er singen kann. Aber bitte, bitte nicht The House of the Rising Sun. Da wird sich auch Richard Wagner geschüttelt haben.

Peter Bilsing 27.12.2018

 

 

 

Sylvia Geszty

Von einer großen Koloratursängerin ist Abschied zu nehmen: Sylvia Geszty starb am 15. Dezember dieses Jahres, 84 Jahre alt. Geboren in Budapest, war sie von 1961 bis 1970 an der Berliner Staatoper engagiert, trat zugleich an der Komischen Oper auf, ging dann aber in den Westen, wo sie sich fest an die Stuttgarter Oper band. Aber natürlich war sie in aller Welt aktiv. Ein interessantes Livebeispiel: Rossinis „Elisabetta, Regina d'inghilterra“ 1970 in Palermo neben Leyla Gencer https://www.youtube.com/watch?v=UqTTG9CjSy0. Die italienische Oper des 19. Jahrhunderts war auch sonst eine Domäne der Sängerin. Besonderen Erfolg hatte sie 1968 als Rossinis Rosina in der Berliner „Barbier“-Inszenierung von Ruth Berghaus. Hier jedoch eine DDR-Studio-Einspielung von „Una voce poco fa“ unter Kurt Masur https://www.youtube.com/watch?v=2D8AEPh7vJ8, entnommen einem umfänglichen Recital. Peter Schreier war auf der Bühne ihr Almaviva. Beide nahmen unter Heinz Rögner eine Platte mit Operetten-Duetten auf, darunter das warmherzige „Wenn die Knospen sprießen“ aus Künnekes „Dorf ohne Glocke“ https://www.youtube.com/watch?v=bXBMfJhb0F4. Auch sonst war Sylvia Geszty, einer Anneliese Rothenberger vergleichbar, der leichten Muse keineswegs abgeneigt und trat häufig im Fernsehen auf. Zu ihren Partnern gehörte u.a. Rudolf Schock, so in Lehárs „Giuditta“  https://www.youtube.com/watch?v=DtKD7TRVC-k. Überraschend das gemeinsame Liebesduett aus Puccinis „Butterfly“ https://www.youtube.com/watch?v=cetxQWtBYrQ. Die Cho-Cho-San gibt es auch mit der Arie „Un bel di“, Dirigent und Aufnahmedatum sind bei https://www.youtube.com/watch?v=O2Ercw_MOJk nicht angegeben. Daß Sylvia Geszty über ihr angestammtes Fach schon mal hinaus wollte, zeigt auch ihre „Figaro“-Gräfin noch aus Budapester Jahren https://www.youtube.com/watch?v=gcbQkQbKkLE. Im dominanten Koloraturfach von Sylvia Geszty rangiert die Zerbinetta von Strauss womöglich noch vor der Mozart‘schen Königin der Nacht. Hier nicht die „Großmächtige Prinzessin“ aus der 76er-Einspielung unter Rudolf Kempe, sondern live, wann und unter wem – unbekannt. Geboten wird aber eine Fülle unterschiedlicher Rollenbilder https://www.youtube.com/watch?v=VZ9OXRP9-00. Für alle Frauenpartien in Offenbachs „Hoffmanns Erzählungen“ war Sylvia Geszty mit ihren reichen Fähigkeiten geradezu prädestiniert. Es gibt auch eine Verfilmung, wo sie als Giulietta ein (fast) oben ohne wagt. In ihrem sehr aufschlußreichen Interview mit August Everding (Dacapo) https://www.youtube.com/watch?v=OndWDPoy0rY kann man einen signifikanten Ausschnitt ab 10’10 sehen. Auch auf eine TV-Verfilmung des „Barbier von Bagdad“ von Cornelius sein hingewiesen https://www.youtube.com/watch?v=rOrdYC3lfqo – Margiana-Auftritt ab 48’11. Nicht unerwähnt bleiben sollte Sylvia Gesztys Konzerttätigkeit, welche Werke vom Barock bis in die Gegenwart umfaßte. Ein besonderes Dokument ist die Premiere von Paul Dessaus „Requiem für Lumumba“ in der Leipziger Kongreßhalle am 27.101964 unter Herbert Kegel https://www.youtube.com/watch?v=GFKJhv2rAXY.

 

Christoph Zimmermann (19.12.2018)

 

 

Edith Mathis (80)

Jeder Musikfreund kennt wohl das streng urteilende Sängerlexikon von Jürgen Kesting. Bei Edith Mathis jedoch hat der Autor aber so gut wie nichts auszusetzen. In diesem Jahr feiert die Künstlerin ihren Achzigsten. Debüt Luzern, vier Jahre Köln, dann Berlin, wo sie u.a. bei der Uraufführung von Henzes „Der junge Lord“ mitwirkte https://www.youtube.com/watch?v=lMpft66gjqs. Ihr eigentliches Repertoire war freilich das klassisch-romantische. Bei einer Plattenaufnahme von Nicolais „Lustigen Weibern“ wirkte sie bereits als Mittzwanzigerin an der Seite Fritz Wunderlichs mit https://www.youtube.com/watch?v=J3rfkrLBY7c. Zur zentralen Bühnenpartie wurde zunächst aber der Mozartsche Cherubino, so auch bei den Salzburger Festspielen 1966 unter Böhm https://www.youtube.com/watch?v=hQdT7DZNAcY. Kurz ist in dieser Szene auch Reri Grist zu sehen. Später wuchs Edith Mathis in die Partien der Susanne und der Contessa hinein, eine konsequente Entwicklung auch bei anderen Opern. Webers „Freischütz“ beispielsweise: Ännchen in einer Hamburger TV-Produktion 1968 https://www.youtube.com/watch?v=XsbkVn7tMvw, zwanzig Jahre später die Agathe in Barcelona https://www.youtube.com/watch?v=OH3uflwENVU. Im „Rosenkavalier“ verkörperte Edith Mathis vor der Marschallin natürlich die Sophie wie in Glyndebourne 1965 (die silberne Rose überreicht Teresa Zylis-Gara) https://www.youtube.com/watch?v=Hu9W4hx6DHs. In München war die Sängerin als Zdenka an der Seite von Julia Varady zu erleben https://www.youtube.com/watch?v=5miCupmcaXI. Neben ihren Bühnenauftritten bestritt Edith Mathis unzählige Konzerte. Bach interpretierte sie noch unter Karl Richter https://www.youtube.com/watch?v=Itm7OoUFn9E, Mozarts Requiem unter Colin Davis https://www.youtube.com/watch?v=N6zHeKzw2W4. Hochgeschätzt wird die Aufnahme der Liebeslieder-Walzer von Brahms neben Fassbaender, Schreier und Fischer-Dieskau https://www.youtube.com/watch?v=0MZ565z_k3Q. Ein später Soloauftritt erfolgte mit „Zueignung“ von Strauss (1991) https://www.youtube.com/watch?v=7lulg9D5ksY. Bei Clara Schumanns „Ich stand in dunklen Träumen“ erlebte man Edith Mathis im noch laufenden Jahr freilich nicht mehr als Sängerin, sondern als Rezitatorin https://www.youtube.com/watch?v=BSXaysgzVOU.

 

Christoph Zimmermann (11.12.2018)

 

 

Oberon

Mit den Opern Carl Maria Webers tut man sich heute ungemein schwer. „Euryanthe“ ist in ihrer Vergilbtheit wohl auf ewig dem Archivschlaf anheim gegeben, „Freischütz“ besitzt viel Deutungspotential, welches aber von kaum einer Inszenierung in letzter Zeit angemessen genutzt wurde. Bei „Oberon“ hilft immerhin das märchenhafte Ambiente – theoretisch. Man mache mal die Probe aufs Exempel mit der DDR-Verfilmung von 1962 (Fassung: Erich Geiger), dirigiert von Heinz Fricke und mit Ingeborg Wenglor und Martin Ritzmann als Protagonistenpaar https://www.youtube.com/watch?v=kaPeXQ_7kl8. Vermutlich bleibt man besser bei reinen Tonaufnahmen wie der unter John Eliot Gardiner (2005) mit Hillevi Martinpelto und Jonas Kaufmann, auch die historische Einspielung des WDR unter Joseph Keilberth (1953) sei empfohlen, schon wegen Leonie Rysaneks Rezia https://www.youtube.com/watch?v=4nneUzjqko0. Ihre Ozean-Arie separat:

https://www.youtube.com/watch?v=FiyA66q3_-0. Auch die Ouvertüre behält Repertoirewert. Bruno Walter hat sie oft dirigiert.

https://www.youtube.com/watch?v=tIooqW8WM60 bietet ein Filmdokument, leider undatiert und ohne Angabe des Orchesters. Bei Arthur Nikisch (1913) ist das London Symphony Orchestra freilich aktenkundig https://www.youtube.com/watch?v=BkSOwH4haqI. Die Ozean-Arie wäre mit vielen prominenten Einspielungen zu belegen. Genannt sei u.a. die von Maria Callas (1962) https://www.youtube.com/watch?v=8ERAydgZjTg. Im Zusammenhang mit Nikisch sei auf die wohl früheste greifbare Aufnahme verwiesen, der mit der großen Tragödin Anna Bahr-Mildenburg, 1904 mit Klavierbegleitung, wie damals Usus https://www.youtube.com/watch?v=XlVI9dFraGc . Die Arie des Hüon „Von Jugend auf im Kampfgefild“ hat wohl niemand gesanglich so perfekt gestaltet wie Nicolai Gedda, der in einem Recital unter der Stabführung von Heinrich Bender zu Beginn der sechziger Jahre auch sonst mehrfach über sein lyrisches Fach hinausging https://www.youtube.com/watch?v=xSJuQVnhneQ. Ergänzt sei diese Aufnahme mit einer von Helge Rosvaenge. 1937 hat er die Szene am Reichssender Berlin unter Joseph Keilberth ins Mikrophon gesungen https://www.youtube.com/watch?v=eXenYc7Osss. Mehr als zwanzig Jahre später (exakt am 30. Mai 1959) präsentierte er diese Arie im Wiener Musikverein, stimmlich noch immer ungemein potent https://www.youtube.com/watch?v=kYOTQGikkAA. Aber seine Karriere hatte im Grunde ihr Ende gefunden, wegen „brauner“ Vergangenheit und Karajans Favorisierung von Originalsprachen, welche Rosvaenge nicht beherrschte. Als finales Musikbeispiel sei Fatimes Arie „Arabien, mein Heimatland“ angefügt, interessant wegen der russischen Herkunft. Alisa Kolosova 2013 live, begleitet vom "Musica Viva"-Orchester unter Alexandr Rudin https://www.youtube.com/watch?v=RcVPfV3N30U.

 

Christoph Zimmermann (17.11.2018)

 

 

Havergal Brian

der unbekannte große englische Komponist

Zur Vita - Brian komponierte sagenhafte 31 große Sinfonien. Seine Erste die Gotische

war gleich das gigantischste Werk; es enthält unter anderem ein komplettes Te Deum für vier Soli, zwei große Doppelchöre und vier separate Blechbläsergruppen und fordert einen gewaltigen Orchesterapparat, der die extremsten Anforderungen von Gustav Mahler, Richard Strauss und Arnold Schönberg übertrifft. Auch die meisten anderen Sinfonien hatten Mahler-Format.

Es gehört zu den großen Rätseln der Musikgeschichte warum man diese Musik praktisch nie hört. Ich verstehe es überhaupt nicht, denn der Stil Brians bedient sich zwar einer zuweilen dissonanten Harmonik, ab die Tonalität wird teils bis nahe an die Atonalität erweitert und ist gut rezipierbar. Brian schätzte unter anderem Arnold Schönberg, Edgar Varèse oder Paul Hindemith sehr

Hören Sie  bitte hinein, denn es lohnt sich sehr. Dank an eine Welten-Sammlung wie Youtube, obwohl es mittlerweile Einiges auf CD gibt. Und, verehrte Konzertbesucher in aller Welt, fragen Sie mal ihren GMD oder andere für Konzerte Verantwortliche, warum diese grandiose Musik nicht bzw. nie aufgeführt wird - vor allem bei dem Kappes, den wir uns gelegentlich anhören müssen an so titulierten Uraufführungen, Entdeckungen und Raritätenausgrabungen. Brians Musik hat große unbestreitbare Qualität. Hier noch ein besonderes Schmankerl: Das Finale der 1. Sinfonie - immerhin bei den Proms 2011. Gott sei Dank sind sehr viele Werke nun auf Youtube abrufbar - und das ist nicht nur gut so, sondern wunderba...

 

Peter Bilsing 12.11.2018

 

 

Felicity Lott

Eine Engländerin, welche besonders im Strauss-Fach reüssiert – wer mag das sein? Felicity Lott. Zwei Beweise: „Rosenkavalier“-Finale, Wiener Staatsoper 1994 unter Carlos Kleiber und mit Barbara Bonney und Anne-Sofie von Otter https://www.youtube.com/watch?v=BFjFXbhil5Y sowie aus dem Liedbereich der selten zu hörende Gesang der Apollopriesterin

https://www.youtube.com/watch?v=l1yR-qsf7o8. Ihr Bühnendebüt gab die Sopranistin 1975 an der ENO als Pamina. „Ach, ich fühl’s“ im Folgenden aus Glyndebourne drei Jahre später https://www.youtube.com/watch?v=r6E9EHUlL7E (ab 0’40). Als britische Sängerin engagierte sich Felicity Lott natürlich stark für Britten: „Peter Grimes“ etwa https://www.youtube.com/watch?v=MxxwKb61GH4 und „Midsummer Night’s Dream“ https://www.youtube.com/watch?v=uC-Pqo8g8B0. Hinzugefügt sei noch das Lied „Dawn“ von Gustav Holst; wie so häufig Partner am Klavier: Studienkollege Graham Johnson https://www.youtube.com/watch?v=ojWtV4cNejI. Die Spannweite von Felicity Lotts Repertoire bewegt sich zwischen barockem Vivaldi https://www.youtube.com/watch?v=_JUvVVZHCgk und Strawinsky, neoklassizistisch wie bei ,„Rake’s Progress“, beispielsweise in Glyndebourne 1975, https://www.youtube.com/watch?v=D6vyhgDirN4 . Die attraktive und darstellerisch fulminante Sängerin bewegt sich gerne im Bereich der Operette, war auch im vorgerücktem Alter eine wirklich „Schöne Helena“ https://www.youtube.com/watch?v=0KI_IhUEdTU und ironisierte sich als „Grande-Duchesse de Gerolstein“ https://www.youtube.com/watch?v=U1lQJ4Oc_VY. Rarität 2011 bei einem Liederabend in Tokio war die Carmen-Habanera, aber mit der Musik von André Messager https://www.youtube.com/watch?v=tIPsFEYqlZ0. Mehr Schwergewichtiges gibt es mit Wagners Liebestod in kammermusikalischer Bearbeitung https://www.youtube.com/watch?v=9dN7D9KneMI oder auch Mahler https://www.youtube.com/watch?v=nSiDof9LkoA. Zum Schluß sei Humor auf die Spitze getrieben: Rossinis Katzenduett bei den BBS-Proms 1996 mit Ann Murray https://www.youtube.com/watch?v=9tWr6ma5bQ0

 

Christoph Zimmermann (11.11.2018)

 

 

 

Elisabeth Grümmer

Sie war eine „deutsche“ Sängerin schlechthin. Ihre bis in späte Jahre hinein erhaltene „Jungfrauen“-Stimme prädestinierte sie für „holde“ Frauengestalten, zu denen zuvörderst Webers Agathe gehört. Die EMI-Gesamtaufnahme des „Freischütz“ unter Joseph Keilberth ist so bekannt, daß an dieser Stelle lieber auf die WDR-Kleiber-Aufnahme von 1955 hingewiesen sei https://www.youtube.com/watch?v=iu81rus3mRM. Auch die Innigkeit von Mozarts Pamina lag der Sopranistin bestens in der Kehle. Wiederum Verweis auf eine ebenfalls 1955 entstandene Rundfunkaufnahme des HR unter Georg Solti https://www.youtube.com/watch?v=q7QeWS-bAB4. Umso stärker erstaunt Elisabeth Grümmers flammende Elettra in „Idomeneo“ bei den Salzburger Festspielen 1961 unter Ferenc Fricsay https://www.youtube.com/watch?v=tiX3lHrNRAY. Auch im Mezzo-Bereich überzeugte die Künstlerin. Den Abendsegen in Humperdincks „Hänsel und Gretel“ nahm sie 1953 an der Seite von Elisabeth Schwarzkopf unter Herbert von Karajan auf https://www.youtube.com/watch?v=LnxHE--qsh4, und vor der Marschallin im „Rosenkavalier“ von Strauss (z.B. Berlin 1959 https://www.youtube.com/watch?v=TPwlrR2gnmQ)

verkörperte sie den Schwerenöter Octavian in einem Münchner Konzert unter Erich Kleiber. An dem Finale des 1. Aktes war auch Maria Reining beteiligt https://www.youtube.com/watch?v=Q_lYZbkckLg. Manche Rolleninterpretationen hat Elisabeth Grümmer wohl nur auf Schallplatte hinterlassen, so die Mignon von Ambroise Thomas https://www.youtube.com/watch?v=fUW6gXuwV64

oder die Marguérite in Gounods Oper https://www.youtube.com/watch?v=EH3F_CEgMDMm, was der EMI-Rührigkeit in den fünfziger Jahren zu danken ist. Die Micaela in Bizets „Carmen“ verkörperte Elisabeth Grümmer in einer BR- Gesamtaufnahme unter Eugen Jochum. Das Duett mit Don José https://www.youtube.com/watch?v=Q3P9kzG_A1g. Rudolf Schock war einer frühen Stereo-Aufnahme auch ihr Partner in Verdis „Otello“ https://www.youtube.com/watch?v=ruqkH2iy14w, ein Jahrzehnt zuvor in einer gekürzten Einspielung von Tschaikowskys „Pique Dame“. Lisas Arie https://www.youtube.com/watch?v=0m1e_WkfU-M . Wagner darf nicht unterschlagen werden, zumal Elisabeth Grümmer lange Jahre bei den Bayreuther Festspielen auftrat, etwa 1960 als Eva in den „Meistersingern“ neben Josef Greindl https://www.youtube.com/watch?v=RwVqsqVnCNU. Umfangreich war auch das Konzertrepertoire der Sängerin. Nur zwei Beispiele: Griegs Solveig in „Peer Gynt“ https://www.youtube.com/watch?v=gdEIWRpmlL8 oder  "Zum Schlafen" von Max Reger, etwa 1951 mit dem relativ unbekannten Kurt Kiermeir als Klavierpartner entstanden. https://www.youtube.com/watch?v=f72J8Tbdp_c. Einen besonders schönen Abschluß der hier vorgestellten Aufnahmen dürften die „Vier letzten Lieder“ von Richard Strauss sein, eine Berliner Spätaufnahme unter Richard Kraus https://www.youtube.com/watch?v=5DM2BBfD4lU

 

Christoph Zimmermann 13.10.2018

 

 

Bayreuth im blauen Bock

Das waren noch Zeiten: als die „Heroinen“ und „Heroen“ des Wagnergesangs in Unterhaltungssendungen wie dem „Blauen Bock“ einige Perlen der sog. „Leichten Muse“ zum Besten gaben. Astrid Varnay (eine der besten ihres Fachs, die schon 1951 die Bayreuther Brünnhilde sang), Wolfgang Windgassen auch er ein Mann der ersten Stunde Neu-Bayreuths), Erwin Wohlfahrt und Gustav Neidlinger (zwei weitere Lieblinge Wieland Wagners) waren sich nicht zu schade, um bei Heinz Schenk den Bembel zu schwenken. Wenn Jonas Kaufmann und andere bekannte Sänger der Gegenwart sich heute dem Liedgut der 20er Jahre widmen, ist das eine relativ normale Sache – damals signalisierte der Auftritt von Wagner-Sängern derartiger Kaliber etwas zugleich Außergewöhnliches wie Normales: dass sich die Sänger des „ernsten“ Repertoires nicht zu schade waren, für ein Massenpublikum die (gute!) Unterhaltungsmusik zu bedienen und gleichzeitig zu beweisen, dass man verdammt viel Spaß haben kann, wenn man die für den Tag komponierten Lieder auf höchstem Niveau ins Massenmedium bringt. Wie schön, dass einiges davon festgehalten wurde!

Frank Piontek 11.10.2019

 

 

 

Montserrat Caballé in memoriam

Am 6. Oktober starb die spanische Sopranistin, gesundheitlich seit längerem stark angeschlagen. Dennoch war sie in diesem Jahr noch in Kiew aufgetreten, wo sie mit einer Kollegin das Katzenduett sang, freilich im Rollstuhl. Beides wird von dem technisch miserablen Bildmitschnitt nicht verbindlich vermittelt https://www.youtube.com/watch?v=6K5m0yYz-Jg (ab 23‘00). Man muß dem Titel halt einfach glauben. Die Künstlerin brauchte offenbar die Öffentlichkeit wie das täglich Brot, sonst hätte sie ihre Karriere nicht so lange fortgesetzt. Die Auftritte mit Tochter Montserrat Marti gerieten dabei mitunter an die Grenzen der Erträglichkeit, man nehme nur das kitschige „Leise rieselt der Schnee“ von 2010 https://www.youtube.com/watch?v=EKB2wAYZTYw. Die Auftritte mit Freddie Mercury besaßen hingegen ein ganz anderes Kaliber https://www.youtube.com/watch?v=F-nD_uoK2PE. Der künstlerische Durchbruch von Montserrat Caballé war 1965, als sie in New York für Marilyn Horne in Donizettis „Lucrezia Borgia“ einsprang. Danach legte man sie auf das italienische Fach fest, was ihr gar nicht recht war. Zu Beginn und im Herbst ihrer Karriere widmete sie sich engagiert vielen Opernraritäten. Auch Cileas „Adriana Lecouvreur“ gehört zu den Randwerken. Bühnenauftritt 1967 in Tokio https://www.youtube.com/watch?v=-MIMa_4KZnM. Lassen wir die vielen dokumentierten „Casta Divas“ beiseite und beschränken uns für’s Italienische auf Puccinis „Turandot“, weil die Sopranistin sowohl die lyrische Liu verkörperte wie 1975 in einem Konzert in Barcelona https://www.youtube.com/watch?v=OIIDnoxQr74 als auch zwei Jahre später die Titelpartie in San Francisco. Der komplette Mitschnitt https://www.youtube.com/watch?v=7cMwIAirZQY zeigt Standfotos. In französischer Musik war Montserrat Caballé auch zu Hause. Debussys „Beau soir“ ist gleichzeitig ein Zeugnis für ihren Liedgesang https://www.youtube.com/watch?v=TDKO8fVaF4A. Zu ihren allerersten Partien auf der Bühne gehörte die Salome. Man muß es als Glücksfall bezeichnen, daß eine vollständige Aufführung aus Basel (hier Caballés erstes Engagement 1956-1959) erhalten ist https://www.youtube.com/watch?v=B2XapYUZu7k. Das war 1957. Ein später Auftritt in dieser Partie erfolgte 1989 in Barcelona https://www.youtube.com/watch?v=DINWRmwY0c0. Die Sängerin befand sich nahezu aktionslos auf einem hinteren Podest, die Inszenierung war primär choreografisch konzipiert. Montserrat Caballés prominente Tenorpartner sollten nicht ungenannt bleiben: Carreras 1989 klavierbegleitet im Brindisi aus „Traviata“ in Moskau, Pavarotti im Schlußduett aus „Andrea Chenier“ https://www.youtube.com/watch?v=Pl9JMD3VbJk und Placido Domingo 1992 in Manuel Panellas „El gato montes“ https://www.youtube.com/watch?v=UuUYyyzuhhI. Die Diva war bekannt für ihren Humor, u.a. zu erleben 2007 bei einem Sprechrollenauftritt incl. Präsentation von „g’Schätzli“ in Donzettis „Fille du régiment“ an der Wiener Staatsoper. Der Tonqualität wegen ist die Gesamtaufführung https://www.youtube.com/watch?v=lT1q_s88yyU zu empfehlen. Caballés Auftritte ab 116’50 und 157’25. Ob auch Parodistisches nach ihrem Geschmack gewesen wäre? Hildegard Bachmann & Frank Golischewski als Montserrat Caballé bei Mombacher Bohnebeitel 2017 https://www.youtube.com/watch?v=m0d4-nqeKvE.

 

Christoph Zimmermann (7.10.2018)

 

Nicolai Gedda

Er war fraglos einer der größten Tenöre, wird sogar von Jürgen Kesting regelrecht in den Himmel gehoben (siehe TV-Porträt https://www.youtube.com/watch?v=UDQOjaiaX1g). Von den unzähligen Aufnahmen und Mitschnitten sollen an dieser Stelle vornehmlich Raritäten erwähnt sein. Das bekannte Münchner Recital von 1967 darf dennoch nicht unter den Tisch fallen, denn mit Webers Hüon beweist der Sänger auch heldische Qualitäten https://www.youtube.com/watch?v=xSJuQVnhneQ, zu welchen die Pianissimi von Goldmarks Assads (bis zum hohen C) raffiniert kontrastieren https://www.youtube.com/watch?v=QF4N4hFlVi4. Wagners Lohengrin war freilich eine Grenze. Bayreuth wollte Gedda haben, aber die Pausen zwischen den Vorstellungen waren diesem zu kurz. Für die Partie muß man also auf die auch sonst hoch besetzte Stockholmer Aufführung von 1966 zurückgreifen (Finale: https://www.youtube.com/watch?v=HSsW4zzJDqI). Das früheste Gedda-Recital dürfe das von 1953 sein (italienische und französische Opernarien)  https://www.youtube.com/watch?v=ZFxERNILXqg. Ein besonders spätes mit Klavierbegleitung fand 1990 in Triest statt https://www.youtube.com/watch?v=zSk6SUDWgIU. Es enthält auch Lieder aus Operetten, ein Genre, welches Gedda besonders liebte. Weitere Beispiele hierfür: Lehárs „Paganini“ 1987 mit Elisabet Söderström in Stockholm https://www.youtube.com/watch?v=Vc7OmlrLIJg, „Lustige Witwe“ mit Tochter Tania https://www.youtube.com/watch?v=_kKY_fBo1NU, Kálmáns „Csárdásfürstin mit Margareta Hallin (nur 30 Sekunden) https://www.youtube.com/watch?v=5w_e4M0ybtY oder auch das komplette Bernstein-Musical „Candide“, 1989 unter des Komponisten Leitung https://www.youtube.com/watch?v=fkXufOQmvyE. Von Mozarts „Entführung“ gibt es natürlich den Belmonte, u.a. englisch beim Bath Festival 1967 unter Yehudi Menuhins Dirigat, aber auch die Pedrillo-Serenade 1957 unter André Cluytens https://www.youtube.com/watch?v=ymbxoCllRjM, fraglos ein persönlicher Spaß. Der Dirigent betreute auch die beiden „Faust“-Aufnahmen Geddas (mit Angeles und Christoff); weniger bekannt dürfte die 1963er Verfilmung der Finalszene mit Lisa della Casa sein https://www.youtube.com/watch?v=19R-Kk0ThGA. Immer wieder hat sich Nicolai Gedda für Raritäten stark gemacht, so noch 1992 in Berlin für Korngolds „Wunder der Heliane“ https://www.youtube.com/watch?v=jdGvTs8EzXY oder ein Jahr zuvor für eine Aufnahme von Johann Gottlieb Naumans „Gustav Wasa“ https://www.youtube.com/watch?v=t1XXyUfge9U. im Bereich Lied sei Brittens Serenade erwähnt, 1968 live in New York https://www.youtube.com/watch?v=KxNqo4QcIu4. 1969/70 wirkte der Sänger bei einer Bonner Aufführung von Beethovens Oratorium „Christus am Ölberg“ mit https://www.youtube.com/watch?v=epsGeVTdezg. Zum Schluß ein sehr illustratives Beispiel für die pädagogische Arbeit Nicolais Geddas https://www.youtube.com/watch?v=zOQj4U_ATv4. Welch ein erfülltes Leben.

 

Christoph Zimmermann (3.10.2018)

 

 

 

Die Deutsche Nationalhymne

- Beim FED-CUP auf Hawai: Falscher Text

- Beim Spiel der deutschen Nationalmannschaft "brüh im Lichte..."

- Nochmal deutsche Natinalmannschaft: diesmal die DDR Hymne

- Einmalig: Das ägyptische Militärorchester

- Wer zum Teufel ist Annemarie Eilfeld ? Aber: gut gesungen !

- auf dem selbstspielenden Piano Forte mit Verzierungen

- auf Arabisch

- hier ist eine schöne Rockversion

- Was die deutschen Fußballer wirklich singen...

- New 2018: the political correct version !!!

- Die Kindergarten-Comicvariante - einfach ganz, ganz süß ;-)))))

 

- Mit dem Blasmusik Massenchor in Volmaringen 2011

- HEINO singt alle Strophen - immerhin schön bebildert

- Die Stimmen der Berge

- das macht ein brillanter Musiker wie James Last damit

- die Schöder Variante: Einigkeit und Recht auf Freizeit

- und zum Schluß DAS ORIGINAL !!!

- Nein ! Das ist es - und alle, alle, alle singen mit - wie schön ;-))))

 

 

P.S.

Die Sendung mit der Maus erzählt die Historie - sehr schön und kurz

 

(Zusammengesucht vom Herausgeber - am 3. Mai 2018)

 

 

Der Barbier von Bagdad

Die „komische“ Oper ist heutzutage nicht sonderlich en vogue. Ein Meisterwerk dieses Genres hatte es aber schon früher besonders schwer: der „Barbier von Bagdad“ von Peter Cornelius. Dabei kann man über diese geniale Oper nur schwärmen, vor allem, wenn sie derart superb interpretiert wird wie 1956 unter Erich Leinsdorf. Die Gesamtaufnahme ist preiswert verfügbar. Von den vielen Youtube-Ausschnitten hier das Duett Margiana-Nureddin (Schwarzkopf/Gedda) https://www.youtube.com/watch?v=zeyQ-sBcw5k. Von weiteren Gesamtaufnahmen sei die unter Joseph Keilberth beim Westdeutschen Rundfunk 1951 (Anny Schlemm, Rudolf Schock, Kurt Böhme) erwähnt https://www.youtube.com/watch?v=Jg3Wocy0Jpo. Die Originalbänder wurden nämlich gelöscht, ein anonymer Radiomitschnitt hat die Einspielung jedoch überleben lassen. Kurt Böhmes Abul Hassan wurde später (1957) nochmal in einem Duett mit Fritz Wunderlich festgehalten https://www.youtube.com/watch?v=eU4v5ilt83Q. Auch Rudolf Schocks Nureddin gibt es in mehreren Versionen, so in dem oben erwähnten Duett, jetzt aber mit Lore Hoffmann (NDR 1951) https://www.youtube.com/watch?v=crd7i_-_-bs. Am gleichen Sender stand 1950 auch Anton Dermota als Nureddin vor dem Funkmikrophon https://www.youtube.com/watch?v=MVR5k0jxfSY. Nehmen wir für das Duett als besonders historischere Einspielung noch die Interpretation des Sängerehepaares Maria Ivogün/Karl Erb hinzu https://www.youtube.com/watch?v=Vid_iwYvtUY. Das virtuos-witzige Libretto des Komponisten Cornelius wird nicht zuletzt bei den Szenen des Titelhelden evident. Der Monolog „So schwärmet Jugend“ hier mit Paul Knüpfer https://www.youtube.com/watch?v=UE3l7iYjDrE und Michael Bohnen https://www.youtube.com/watch?v=yQ6-MSX86GM. Höhepunkt ist natürlich das Finale „Salem aleikum“, besonders bei einem so voluminösen Bassisten wie Kurt Moll https://www.youtube.com/watch?v=5RMZzn8zCaU. Zur Abrundung noch die Ouvertüre mit dem Bayerischen Staatsorchester unter Hans Knappertsbusch https://www.youtube.com/watch?v=XM7wYkDqD1M, der 2. Akt aus der japanischen Erstaufführung der Oper 2003 (deutsch gesungen) https://www.youtube.com/watch?v=uMSJ3PyoZt0, das Duett Nureddin-Abul in ungarischer Sprache mit János Kerekes, Mihály Székely und dem Budapest Symphony Orchestra https://www.youtube.com/watch?v=NvOdng-fa_M sowie eine Fantasie über Motive der Oper von Ferruccio Busoni in einer Berliner Aufnahme mit der Pianistin Ira Maria Witoschynskyj https://www.youtube.com/watch?v=YKtMXTYPY_

 

(Christoph Zimmermann 17.9.2018)

 

 

 

Bernd Weikl im Interview

samt Filmschätzen aus den letzten 40 Jahren

 

Bernd Weikl hat im Vorjahr seinen 75. Geburtstag gefeiert - da gab es auch im Opernfreund ein ausführliches Interview, das hier nachzulesen ist.

Gleichsam als Nachklang zu den vielfältigen Geburtstagswürdigungen hat nun dieser Tage der auf vielen Sachgebieten kompetent tätige österreichische  Autor und Journalist Werner Huemer ein sehenswertes 75-Minuten-Filmporträt des großen Künstlers veröffentlicht, in dem sich Bernd Weikl zu vielen Themen in seiner bekannt pointierten und offenen Art äußert. Der Interviewer Werner Huemer steuert das Gespräch geschickt und hält sich unaufdringlich im Hintergrund. Allein schon wegen der zahlreichen historischen Filmausschnitte ist das Filmportrait für jeden Opernfreund von immensem Interesse - etwa die Arabella mit Gundula Janowitz unter Georg Solti. 

Natürlich gibt es auch den Sachs (Bayreuth 1984), den Kurwenal (unter Leonard Bernstein, 1981), den Jochanaan (unter Karl Böhm, 1974) und so manches mehr. Die Ausschnitte aus Weikls Regiearbeit verdeutlichen, was er unter zeitgemäßer Opernregie versteht. Die Liedaufnahmen in freier Natur - Hugo Wolfs Italienisches Liederbuch oder Gustav Mahlers Des Antonius von Padua Fischpredigt - erscheinen mir allerdings eher als eine für den heutigen Standard der Liedinterpretation nicht mehr zeitgemäße Kuriosität. Aber bei allen ausgewählten Beispielen erfreut man sich des prachtvollen und stets vorbildlich wortdeutlichen Organs des großen Bernd Weikl.

Also: https://youtu.be/7FKyD8YLXUg

Es lohnt sich unbedingt, diese -  wie in der Ankündigung betont ist - „nicht gewinnorientiert produzierte Dokumentation“  anzusehen - sie gehört wahrhaft in die Youtube- Welkulturerbe-Schatzkiste! 

Hermann Becke, 6. 9. 2018

 

Peter Hofmann

Vor einigen Wochen strahlte der TV-Sender Alpha nochmals den konzertanten „Tristan“ unter Leonard Bernstein (München 1981) aus. Neben Hildegard Behrens, Yvonne Minton, Bernd Weikl und Hans Sotin gehörte Peter Hofmann zu den führenden Interpreten. Ausschnitt https://www.youtube.com/watch?v=QpbX1Wgn_Qc. An dem gut aussehenden Sänger faszinierte auch das baritonal gefärbte Timbre, wie es heute einem Jonas Kaufmann eigen ist. Die Laufbahn des Sängers begann mit Mozarts Tamino in Lübeck (1972), nachfolgende Jahre in Wuppertal wurden vom Rezensenten äußerst positiv erlebt (u.a. mit Klebes „Ein wahrer Held“). Eine besondere Wagner-Eignung des Sängers bewies sich beim Siegmund und Parsifal, die nachfolgende Bayreuth-Karriere war ohne Frage vorgeprägt. Im Chéreau-„Ring“ war Peter Hofmann der Siegmund https://www.youtube.com/watch?v=NB5e62wSjEQ, er verkörperte weiterhin Lohengrin https://www.youtube.com/watch?v=5MXEuKhlnLM und Parsifal https://www.youtube.com/watch?v=d4O8maqEiK4, den sich auch Herbert von Karajan für seine CD-Aufnahme nicht entgehen ließ https://www.youtube.com/watch?v=t1KTL9dq0ww. Unter Georg Solti war Hofmann Beethovens Florestan https://www.youtube.com/watch?v=m0PvIUV4YJw, nahm auch an der Giulini-Einspielung von Gustav Mahlers „Lied von der Erde“ teil https://www.youtube.com/watch?v=eLT5UC4Qq8Q. Außer Wagner ist von dem Sänger nur wenig Opernrepertoire dokumentiert. Bizets Don José stammt aus einer TV-Aufzeichnung, wobei die Sängerin der Titelpartie nicht zu identifizieren ist https://www.youtube.com/watch?v=JZSpc7wEJ-I

https://www.youtube.com/watch?v=wvoM63XQwh4. Puccinis Cavaradossi ist auf einem vergriffenen Arien-Recital von 1988 zu hören https://www.youtube.com/watch?v=dURRPVjEqb0

Die Musik von Verdis „Rigoletto“-Herzog klingt ziemlich verpopt https://www.youtube.com/watch?v=xtGQh0_Egaw. Auf Pop und Rock konzentrierte sich Peter Hofmann dann auch in seiner Spätkarriere, machte mit dem Musical „Das Phantom der Oper“ Furore – der Ausschnitt htts://www.youtube.com/watch?v=Vwk2aPVV_nI wird übrigens angesagt von dem kürzlich verstorbenen Dieter Thomas Heck. Auch mit seiner zeitweiligen Gattin Deborah Sasson ließ wich Hofmann mit leichter Muse hören https://www.youtube.com/watch?v=zKufnrMty7s. Erwähnt sei noch, daß der Sänger bei den Bad Segeberger Karl-May-Festspielen als Old Firehand zu sehen war. Tribut an vokale Verschleißerscheinungen? Im Jahre 2000 unternahm Peter Hofmann nochmals eine Konzerttournee mit weihnachtlicher Musik. Zehn Jahre später starb er.

Christoph Zimmermann (12.9..2018)

 

 

Humperdincks Königskinder

Was die vergangene Opernsaison betrifft, so wurde der Oper Bonn für ihren fantasievollen Spielplan viel Kritikerlob zuteil. In der kommenden dürfte vermutlich das Musiktheater im Revier Gelsenkirchen den Sieg davon tragen, stehen doch Humperdincks „Königskinder, Bizets „Perlenfischer“ und Weinbergers „Schwanda“ zu erwarten. Daß der Autor dieser Zeilen die beiden erstgenannten Werke zu seinen Lieblingsopern zählt, sei en passant zu erwähnen erlaubt. Als Erstes zur November-Premiere der „Königskinder“. Das Werk kam zunächst als Melodram heraus, wurde dann aber zur vollgültigen Oper umgearbeitet. Bei der Met-Premiere 1910 waren Geraldine Farrar und Hermann Jadlowker die Protagonisten. Ein Jahr später folgte die Deutsche Erstaufführung in Berlin unter Leo Blech.

Drei Aufnahmen der Sopranistin Lola Artot de Padilla (ein Duett mit Karl Jörn) dürften im Zusammenhang mit dieser Aufführung entstanden sein https://www.youtube.com/watch?v=ouL4jg4Dg9A, https://www.youtube.com/watch?v=P6y_suyCzJ4, https://www.youtube.com/watch?v=AISwFJTv6OM. Für die Szene der Gänsemagd „Ach, bin ich allein“ setzte sich auch Claire Dux ein https://www.youtube.com/watch?v=VwtxnQraf5k.

Die Plattenindustrie bevorzugte allerdings die kantablen Soli des Spielmanns. Das „Wohin bist du gegangen“ gibt es mit Nicola Geisse-Winkel https://www.youtube.com/watch?v=Vyj2JqF_1fg. Extrem langsam und intonatorisch vage kann die Interpretation von 1912 kaum befriedigen, dabei war der Bariton hoch angesehen, wirkte u.a. 1910 bei der Uraufführung von Gustav Mahlers „Sinfonie der Tausend“ mit. Spielmanns letzten Gesang gibt es aus dem historischen Zeitalter mit Friedrich Brodersen https://www.youtube.com/watch?v=AeDi5opcbco (Edison-Zylinder), Gerhard Hüsch https://www.youtube.com/watch?v=uu9uzUpQ_xA und Hans Reinmar https://www.youtube.com/watch?v=Cf5ibruJl10.

Der Spielmann war eine Art Paraderolle für Hermann Prey. Vor der Gesamtaufnahme unter Heinz Wallberg interpretierte er das „Verdorben, gestorben“ mit dem Bielefelder Kinderchor https://www.youtube.com/watch?v=91OuuWKfT0w, etwas später (1961) mit dem Berliner Mozart-Chor. Weiterhin haben Horst Günther https://www.youtube.com/watch?v=pkwEqMqL0pc, Eberhard Wächter https://www.youtube.com/watch?v=Pthrv3QBE_c und Matthias Goerne https://www.youtube.com/watch?v=utt2qztm9gk dieses Finale eingespielt.

Die Popularität von „Hänsel und Gretel“ haben die „Königskinder“ zwar nicht erreichen können, dennoch gehört die wahrhaft zu Herzen gehende Oper zu den schönsten romantischen Hervorbringungen. Nach 1945 gab es Aufführungen u.a. in Wuppertal, Aachen, Münster und (besonders hinreißende Inszenierung) in Wiesbaden.

An das Engagement des Theaters Hagen vor einigen Jahren erinnert erfreulicherweise eine Szene mit Dominik Wortig https://www.youtube.com/watch?v=e5-6fL70J40. Mit höchst unterschiedlichem Timbre kontrastieren zwei Darsteller des Königssohnes, nämlich Klaus Florian Vogt (mit Juliane Banse in einer Studioproduktion unter Ingo Metzmacher) https://www.youtube.com/watch?v=sP318qOA13Y und Jonas Kaufmann (mit Isabel Rey in Zürich 2008, Dirigent wiederum Metzmacher). Besonders rührend https://www.youtube.com/watch?v=OQxCwKvX0Nk.

Von den Gesamtaufnahmen der Oper ist die WDR-Einspielung von 1952 hervorzuheben. Die vor allem in Köln wirkende Käthe Möller-Siepermann ist die Inkarnation einer „reinen Jungfrau“, Peter Anders gibt mit heldentenoralem Affekt den Königssohn, Dietrich Fischer-Dieskau mit der von ihm bekannten Intellektualität den Spielmann.

Christoph Zimmermann (1.9..2018)

 

 

In memoriam Inge Borkh

Am 26. August ist hochbetagt die dramatische Sopranistin Inge Borkh gestorben. Ihr Name verbindet sich vor allem mit den Strauss-Protagonistinnen Salome und Elektra. Durch die reichhaltigen Youtube-Offerten sollte sich jeder einen individuellen Weg bahnen. An dieser Stelle lieber ein Hinweis auf ihre Färberin (München 1963 https://www.youtube.com/watch?v=hQlTSv-kyJM). Mit der Czipra im „Zigeunerbaron“ von Johann Strauß hatte die Sängerkarriere von Inge Borkh in Luzern 1940 eher untypisch begonnen, was akustisch jedoch mit Frühaufnahmen u.a. aus Millöckers „Dubarry“ https://www.youtube.com/watch?v=FnpBlJNq-hg und Lehárs „Eva“ https://www.youtube.com/watch?v=ye6-PGDEqEY belegt ist. Zuvor war sie als Schauspielerin aufgetreten, was sie in späten Jahren wiederholte. Und als Chansonsängerin offerierte sie ihre Memoiren https://www.youtube.com/watch?v=dfD7MfoZWcw&list=PLACW9ne-a3MxfuNXdC3SnTSXk0xiDRvrY, denn „Ich komm‘ nicht vom Theater los“ (Titel ihrer Autobiografie). Erstaunlicherweise ist Inge Borkh an einige Partien vorbei gegangen, welche ihr gelegen haben müßten, so Puccinis Tosca (dafür Platten-„Turandot“ neben Tebaldi und Monaco https://www.youtube.com/watch?v=BGQI175Ebyg) oder Wagners Kundry (dafür Sieglinde 1952 in Bayreuth https://www.youtube.com/watch?v=IXmYoaPEE3k. Natürlich kein Mozart, wohl aber Cherubinis „Medea“ https://www.youtube.com/watch?v=Rl4aBfuNkZI und Glucks aulidische Klytämnetra (1962 unter Böhm) https://www.youtube.com/watch?v=VNSWqQVDJ3c. Bei Verdi stand der Rollenentscheid für die Lady Macbeth natürlich zu erwarten; Bankett-Szene 1967 in New Orleans mit Cornell MacNeill https://www.youtube.com/watch?v=jK9v17ktfjs. Die Aida blieb hingegen eher eine Randpartie (Duett mit Gatte Alexander Welitsch als Amonasro beim SDR https://www.youtube.com/watch?v=XEt5z3RXV_Y. In einem ihrer Plattenrecitals gestattete sich Inge Bork sogar dezidiert Lyrisches wie Dvoraks Rusalka https://www.youtube.com/watch?v=hi3Ysp-ScNk&list=OLAK5uy_njHwUxVhmpGrDYLRNfM4fXxEM8aE1fIY8. Besondere Raritäten waren u.a. Webers „Euryanthe“ (Florenz 1954 https://www.youtube.com/watch?v=gf7nAVTuMqw  oder Schillings‘ „Mona Lisa“ in Berlin https://www.youtube.com/watch?v=c2AM1cGyOso. Von den nicht wenigen Partien Inge Borkhs aus dem zeitgenössischen Repertoire seien Menottis „Konsul“ https://www.youtube.com/watch?v=9sKooOEvO6U, Schostakowitschs „Lada Macbeth (!) von Mzensk“ https://www.youtube.com/watch?v=ia6SlG8GeoY und – nochmals Lady Macbeth – die Oper von Ernest Bloch (Genf 1968) genannt. Von letzterer ein Ausschnitt bei August Everdings „Dacapo“ https://www.youtube.com/watch?v=i9i0UeWEM88. Konzertantes: Beethovens „Ah perfido“ unter Krips https://www.youtube.com/watch?v=zXPP7mLPW5A und 9. Sinfonie (unter Leibowitz) https://www.youtube.com/watch?v=zXPP7mLPW5A , Schönbergs „Gurre-Lieder“ unter Kubelik https://www.youtube.com/watch?v=0gUesPoSzfs oder auch – eine Entdeckung – die „Vier letzten Lieder“ von Strauss unter Leitner https://www.youtube.com/watch?v=x2JL3d05T0A. Dem Bariton Konrad Jarnot gesellte sich die Sängerin bei einer Aufnahme der Magelone-Lieder von Brahms als Rezitatorin an die Seite. Ein reiches Künstlerleben, welches nun zuende gegangen ist.                         Christoph Zimmermann (28.8.2018)

 

Ausgesuchte Leonard Bernstein Dokumente

Ich habe als bekennender Bernstein-Fan aus den wahrscheinlich tausend existierenden Dokus und Aufzeichnungen Einige herausgesucht, die mir besonders am Herzen liegen. Beim Finale der zweiten Mahler z.B. habe ich heute noch stets Tränen in den Augen und mein Herz schlägt bis zum Hals. Das Schöne an den Young Peoples Concert Aufzeichnungen ist, daß man keine deutschen Untertitel braucht. Lenny spricht ein exzellentes Englisch! Viel Spass          Peter Bilsing  25.8.2018

 

Rhapsody in Blue

Candide Ouverture

Young Peoples Concerts: What is melody

Finale Mahler 2.

Young Peopls Concerts: Holst Die Planeten

Sinfonische Tänze

Who is Leonard Bernstein ?

Mahler 5. - Adagietto

Leonard Bernstein at Harvard University

Wagner Prelude & Liebestod

Young Peoples Concerts: What does Music mean ?

 

 

EINE FLORENTINISCHE TRAGÖDIE

Alles was Oper hat und ist binnen 75 Minuten

 

"Ist die ganze mächtige Welt in dieses Zimmers Umfang eingeengt, und hat drei Seelen als Bewohner nur? So sei der dürftige Raum jetzt eine Weltenbühne, wo Herrscher fall´n und unser tatlos Leben der Einsatz wird, um den Gott spielt."

 

Ja, liebe Opernfreunde, heute habe ich leider nur einen TRAILER zu bieten, nämlich das Finale von Zemlisnskys FLORENTINISCHER TRAGÖDIE in einer werktreuen Produktion von 2017 aus Amsterdam. Grandios! Gänsehaut pur. Leider gibt es seit 1981 nur ganz ganz wenige Inszenierungen, welche das Werk - purer Oscar Wilde ! in Musik - wirklich ernst nahmen und nicht verhunzten. Hier ist ein Beispiel dafür.

 

Dieses Werk hat alles, was die Gattung Oper haben muß und auszeichnet: Leidenschaft, Liebe, Eifersucht, Hass, Rache und Mord. Was sich dabei an Dramatik abspielt ist der pure Wahnsinn. Nur drei Sänger, eine kleine Bühne und das Universum des lebens erschließt sich mit traumhafter spätromantischer Musik. Noch gibt es das Maß der Dinge an CD Aufnahme, nämlich die historische Ausgrabung von 1981 Hamburg / Gerd Albrecht. Ich bin damls extra nach Hamburg gefahren und werde diese tolle Produktion nie vergessen. Wirklich schade, daß es davon keine DVD gibt. Hier noch ein Link zur

Besprechung in der ZEIT.

 

Daß in Asterdam das Jahrhundertwerk nun zusammen mit meiner zweiten Lieblingskurzoper GIANNI SCHICCI aufgeführt wurde ist ein Geniestreich. Leider haben wir darüber wohl nicht berichtet, was mich nachträglich noch schwer erschüttert.                                                herzlichst  Ihr Peter Bilsing (Hrg.)

 

P.S. Es sei mir noch ein Hinweis auf eine total verhunzte Produktion an der Rheinoper Düsseldorf erlaubt - übrigends das einzige Mail, daß ich als Kritiker aufgestanden bin uns lauthals buhte bis mir die Stimme brach ;-) !

 

 

Gralserzählungen

Der Bayreuther „Lohengrin“ Piotr Beczala wurde nicht nur aufgrund seines Einspringens gefeiert, sondern auch wegen seiner als ideal erachteten Interpretation, was eine Grenzwertigkeit dieser Partie für ihn freilich nicht in Abrede stellt. Dies gilt auch für Nicolai Gedda (Stockholmer Rollendebüt 1966), während sein ebenfalls lyrisch ausgerichteter Landsmann Gösta Winbergh über etwas mehr Power verfügt (Paris 1996) , was auch für die „Nordmänner!“ Torsten Ralf (1945) , Jussi Björling und Set Svanholm (San Francisco 1950 mit Radioansage)  gilt.

In einer Fernsehaufzeichnung von 1951 präsentiert sich der 61jährige Lauritz Melchior, Wagner-Recke vom Dienst, nicht nur an der Met. Kraftvoll wie er geben sich auch italienische Tenöre, so Mario del Monaco (neben dieser deutsch gesungenen Einspielung gibt es auch eine italienische) oder auch Gino Penno (Neapel 1954, live).

Der Spanier Plácido Domingo, als diesjähriger „Walküren“-Dirigent in Bayreuth erfolglos, war schon immer auf Wagner aus. Sein Lohengrin an der Wiener Staatsopper 1990 findet sich bei . Im gleichen Jahr verkörperte Paul Frey den Schwanenritter In Bayreuth, woran zu erinnern sich wirklich lohnt.

In der Schellack-Ära war die Gralserzählung ein Hit. Zwei Beispiele: der aus einer jüdischen Familie stammende Hermann Jadlowker (1908) und der stark auf Wagner fokussierte Heinrich Knote (19299 . Beide Sänger mühen sich etwas in der Höhe. Die Diskografie der Gralserzählung ist außerordentlich international: Frankreich: u.a. George Thill und René Maison (Teatro Colon 1936, Dirigent: Emigrant Fritz Busch). England: Walter Widdop. Am Abend vor seinem Tod (1949) sang er noch Lohengrins Abschied in der Londoner Royal Albert Hall. Rußland: Ivan Koslovsky zweimal, Moskau 1949 und 1973 als Siebzigjähriger. Noch im Alter von 90 Jahren war er in der Öffentlichkeit zu hören.

Ungarn: Zoltán Závodszky oder auch József Simándy. Griechenland offeriert den 1933 geborenen Panagiotis Smyrneos, der – deutsch singend und klavierbegleitet – auf del Monacos Spuren wandelt . Es gibt noch weitere Entdeckungen zu machen.

Christoph Zimmermann (18.8.2018)

 

P.S. weitere Entdeckungen

Der Opernfreund Herausgeber erlaubt sich auch noch auf weitere bemerkenswerte und durchaus außergewöhnliche Graserzählungen hin zu weisen; jedenfalls gefallen diese mir alle ;-)                                                                    Ihr   Peter Bilsing

a.) Peter Anders

b.) Sandor Konya

c.) Wolfgang Windgassen

d.) Rene Kollo

e.) Rudolf Schock

f.) Marcel Wittrich

g.) Francisco Araiza

h.) Eberhard Büchner

 

Franz Fehringer 

Allrounder geht es kaum

In der Fülle von Rundfunk-(teilweise auch Platten)-Einspielungen wird der Tenor Franz Fehringer kaum zu übertreffen sein. Der 1915 in der Nähe Heidelbergs geborene Sänger machte anfangs eine Bühnenkarriere, wurde nach 1945 aber vor allem durch den Rundfunk bekannt (Frankfurt, Köln, München u.a.). Daß er sich gerne der Operette widmete, sollte seine enorme Opernkompetenz nicht vergessen machen, oft mit ausgesprochenen Raritäten wie Schumanns „Genoveva“ beim SDR 1951 https://www.youtube.com/watch?v=42MHzaG-ktc. In d’Alberts „Tiefland“ stand er zusammen mit Max Lorenz vor den Mikrophonen des HR https://www.youtube.com/watch?v=yIdKa1auaGs. Fehringer war ein dezidiert lyrischer Tenor. Drei Operettenbespiele: Lehárs „Blaue Mazur“, 1958 mit Anny Schlemm beim BR https://www.youtube.com/watch?v=MR7di3cnAcA, drei Jahre zuvor Kálmáns „Zirkusprinzessin“ in Köln mit der charismatischen Sari Barabas unter Franz Marszalek. Der spielte 1956 auch „Adrienne“ des von ihm hochgeschätzten Walter W. Goetze ein. Das Duett „Es flüstert der Nachtwind“ mit der auf der Operette konzentrierten Sopranistin Herta Talmar bezeichnete Fehringer einmal als eine seiner gelungensten Aufnahmen https://www.youtube.com/watch?v=T0JeJqjyaT4. Daß er auch mit Humor aufzuwarten verstand, zeigt eine Szene aus Kreislers „Sissy“, deren Musik auf dem Kleinen Wiener Marsch beruht. https://www.youtube.com/watch?v=7ZXbLigJS14. Lebendige Funkoperette 1955. Letztlich war Fehringer mit seiner leicht melancholischen Stimme aber doch bei moll-getönter Musik wie Künnekes „Die roten Blätter rauschen“ zu Hause (aus den „Lönsliedern“) https://www.youtube.com/watch?v=INK9nuSH3zE

Christoph Zimmermann (15.8.2018)

 

Jean Cox

Strahlemann-Siegfried

Ein Amerikaner in Bayreuth (1956-1984). Hier wie auch anderswo war Wagners Siegfried die Signatur-Rolle des amerikanischen Tenors. Mit seinem athletischen Körperwuchs, seiner üppigen Haarpracht, seiner ungestümen Darstellung und seiner von jungenhaftem Flair geprägten Stimme war er die Inkarnation eines tumben Toren. Vokal nachzuprüfen in einer Szene mit Liane Synek, deren Stimme man übrigens nicht erkennt https://www.youtube.com/watch?v=dH8iqKR5H0k , Berit Lindholm https://www.youtube.com/watch?v=H15pfuNHuSs

oder auch Gwyneth Jones (Bayreuth 1975) https://www.youtube.com/watch?v=jY55qNIf-w0. Der komplette Bayreuther „Parsifal von 1973 bietet szenenrelevante Fotos https://www.youtube.com/watch?v=N5aqxM0lQmU. Auch intellektuelle Qualitäten bewies Jean Cox, vor allem an seinem Stammhaus Mannheim, wo er mit dem Captain Vere in „Billy Budd“ 1989 seinen Bühnenabschied nahm. Aber sein naturburschenhaftes Naturell verleugnete er nicht wie in der Operette „Trauminsel“ von Robert Stolz (Bregenz 1961) https://www.youtube.com/watch?v=7ZVg0pBCI7M oder einem Konzertmitschnitt in Bad Kissingen mit „Verkaufter Braut“ (Partner: Gottlob Frick) und „Schwanda“ https://www.youtube.com/watch?v=DNXnynKZ6PI  Auch Janaceks Stewa gehört letztlich in diese Rollenrubrik. Interessant der Vergleich identischer Szenen mit der Küsterin aus dem 2. Akt : Wien 1964 mit Martha Mödl (ab 11’00) https://www.youtube.com/watch?v=sSg5by4LsgY

und München 1970 mit Astrid Varnay (komplette TV-Aufzeichnung, ab 47’50) https://www.youtube.com/watch?v=HkwiiW6OVcU. Aus der Karrierefrühzeit des Sängers sollte das Engagement in Braunschweig (im Ensemble auch Anja Silja) ebenso erwähnt sein wie eine Fernsehaufzeichnung von Ravels „Spanischer Stunde“. Partner: Anneliese Rothenberger, Fritz Göllnitz, Caspar Bröcheler, Adolf Meyer-Bremen. 2012 verstarb Jean Cox, zwei Jahre vor seiner Frau Anna Reynolds, in einem Pflegeheim in der Nähe Bayreuths.

Christoph Zimmermann (24.7.2018)

 

 

 

Keine wie sie

Glorious Leontyne Price

Kann eine Stimme süchtig machen? Fraglos die von Leontyne Price. Die gutturale Grundierung ihres Soprans strahlt Erotik aus, die leuchtende Höhe führt in Klangstratosphären. Man höre nur ihre (leider von Zwischenbeifall unterbrochenen) „Vier letzten Lieder“ beim UN-Konzert 1979 mit der Dresdner Staatskapelle unter Herbert Blomstedt https://www.youtube.com/watch?v=ItAmRzPTEdY

Strauss war maßgeschneidert für ihr Organ. Ein besonderes aufregendes Dokument ist ihre letzte (von Beverly Sills moderierte) Präsentation von „Zweite Brautnacht“ aus der „Ägyptischen Helena“ in der Carnegie Hall mit dem New York Philharmonic unter James Levine U(1991)

https://www.youtube.com/watch?v=59U-9tZlKCw Kürzer gewordener Atem zwar, aber welche vokale Glut, welch strahlende Höhe, die ihr auch noch am 11. September 2001 beim allerletzten öffentlichen Auftritt (aus Anlaß der New Yorker Terroranschläge) zur Verfügung stand https://www.youtube.com/watch?v=2jJjsQGUU-8

Die Verdi-geprägte Met-Ära von Leontyne Price ist von „Trovatore“ 1961 https://www.youtube.com/watch?v=oODCrsatNPY bis „Aida 1985 https://www.youtube.com/watch?v=XD3tCTA8kfo komplett dokumentiert. Finaler Hinweis: Salzburg-Recital 1977 mit anspruchsvollem Liedprogramm https://www.youtube.com/watch?v=-b8XebwhfX8

Christoph Zimmermann (13.7.2018)

 

 

Anneliese Rothenberger – Offensiver Charme

„Der Coiffeur hat ihr mal wieder kein Härchen gekrümmt“, so vor Jahren süffisant Spiegel-Autor Klaus Umbach über Anneliese Rothenberger. Die Fernseh-Shows (ab 1970) gaben der Karriere der Sängerin neuen Auftrieb – prototypisch https://www.youtube.com/watch?v=-KV5yoSzJF8 – berührten in ihrer Hochglanz-Attitüde aber oft einigermaßen peinlich. Die Sängerin verteidigt das zwar, aber etwa ihre Arabella https://www.youtube.com/watch?v=er-cK5ry7jg mit Hermann Prey wirkt doch reichlich dekorativ äußerlich; man vergleiche dazu ihre herzliche Münchner Zdenka von 1963 (mit Lisa della Casa) www.youtube.com/watch?v=q2Hpvsuo9Ko. Ein wenig wird das zurecht gerückt in einem späten Interview von 2006 www.youtube.com/watch?v=55EHe1cJMuw. Es zeigt Anneliese Rothenberger – attraktiv wie eh und je – von einer sehr persönlichen Seite. Der heutigen Inszenierungspraxis gegenüber zeigt sie sich in diesem Interview als radikal entfremdet. Sie trat, mitbedingt durch eine Krebserkrankung, zur rechten Zeit ab.

Christoph Zimmermann (11.7.2018)

 

BERND WEIKL

Ein ganz großer Sänger, der etwas zu sagen hat

https://www.youtube.com/watch?v=4TXDGPkLjDo&feature=youtu.be

 

Rosl Schwaiger

Bis zuletzt zauberhaft

Schon der Name klingt beschwingt mädchenhaft. Die Österreicherin Rosl Schwaiger (*1918) vertrat das Fach der Soubrette auf das liebenswürdigste und zählte nicht von ungefähr zu den Favoritinnen des Salzburger Festspielpublikums ab 1945 (Königin der Nacht). Ein „Zauberflöten“-Knabe gehörte zu ihren letzten Aufnahmen (Böhm, 1964). Das Fernsehen setzte sie früh ein (so in einem „Wildschütz“ neben Anneliese Rothenberger). Auf Youtube findet sich nur ein rudimentäres Repertoire der Sängerin, aber teilweise hochinteressant. Die früheste Aufnahme stammt von 1949: Szene im Nachtlokal aus „Kathrin“ von Korngold (mit Anton Dermota, ORF) https://www.youtube.com/watch?v=Iegfxfxfj18 Auch in einer Produktion von dessen „Stummer Serenade“ wirkte sie mit (1951, Dirigent: der Komponist). Ausschnitt https://www.youtube.com/watch?v=V3kg6nTbTxA

Für die Vielseitigkeit der Künstlerin spricht weiterhin die Bach-Kantate „Ich hatte viel Bekümmernis“ (Wien 1950) https://www.youtube.com/watch?v=P7XODqzkejU. und anderes. Von ihren Operetten-Abstechern sind der komplette „Karneval in Rom“ (ORF 1956) https://www.youtube.com/watch?v=6EbLxhBpLYA und aus dem gleichen Jahr der „Bettelstudent“ (BR) Ausschnitt https://www.youtube.com/watch?v=AhwT2ybvaCk greifbar. Empfohlen seien Recherchen bei jpc und ein Nachschlagen im Lexikon Riemens/Kutsch. Rosl Schwaiger starb 1970 an Leukämie. Zwei Jahre zuvor hatte sie noch Liederabend in Griechenland und in der Türkei gegeben.

Christoph Zimmermann (8.7.2018)

 

 

Heimgekehrt

Rafael Kubelik & die Tschechische Philharmonie

Universal hat gerade sämtliche DG-Aufnahmen von Rafael Kubelik veröffentlicht. Die Kassette enthält u.a. die Mahler-Sinfonien mit dem Symphonieorchester des BR – https://www.youtube.com/watch?v=NdZ6OkyPB6E . Diesem Orchester stand Kubelik von 1961 bis 1979 vor, dennoch war  München eine Exiladresse wie zuvor auch Chicago – Schönbergs 5 Orchesterstücke 1953 https://www.youtube.com/watch?v=GwCFHSbHwNE. Kubeliks „Heimat“ war (als Nachfolger Vaclav Talichs) die Tschechische Philharmonie. Die vermutlich früheste Einspielung mit diesem Orchester ist die „Moldau“ von 1937 https://www.youtube.com/watch?v=QvSU_uvhlu0. Smetanas „Mein Vaterland“ sollte bis zuletzt ein Herzstück des Dirigenten bleiben. Dem kommunistischen Regime hatte er ostentativ den Rücken gekehrt, Vaclav Havel holte ihn 1990 an das Pult des Orchesters zurück: Eröffnung des Prager Frühlings mit „Mein Vaterland“. Bei https://www.youtube.com/watch?v=76R0N2GN6Jo muß man als Hörer Emotionen mächtig im Zaume halten. Eine weitere frühe tschechische Einspielung ist Bohuslav Försters 4. Sinfonie aus dem Jahre 1948 https://www.youtube.com/watch?v=F1m1pS5Fuo4. Opernfreunde werden sich über ein „Aida“-Duett mit Jean Madeira und Hans Hopf freuen https://www.youtube.com/watch?v=U4rC_sw90bs. Äußerungen der australischen Sopranistin Elsie Morrison, Kubeliks zweiter Frau, mögen den Abschluß auf Youtube-Aufzeichnungen bilden https://www.youtube.com/watch?v=oCXu_j0dS6w.

Christoph Zimmermann (26.6.2018)

 

 

Die große Anny Schlemm

Im kommenden Jahr wird Anny Schlemm ihren 90. Geburtstag feiern können – in Graz, wo sie seit einigen Jahren bei ihrem Sohn ihr Zuhause hat. Wirklich zu Hause war die Sängerin allerdings in Frankfurt, so sie in der Saison 2002/3 mit Mascagnis Mamma Lucia auch ihren Bühnenabschied nahm. In Halle hatte sie 1946 (!) debütiert und kam dann nach Berlin. Noch prägender als ihre Tätigkeit an der Staatsoper geriet ihr Engagement an Walter Felsensteins Komischer Oper, wo die Boulotte in Offenbachs „Barbe-Bleue“ zu ihrer Signatur-Rolle wurde. Der vokal ziemlich rustikale Ausschnitt https://www.youtube.com/watch?v=RCnqFawaq5Q läßt an die zunächst primär lyrische Karriere Anny Schlemms nicht so recht glauben. Doch man höre ihre Desdemona 1959 aus dem gleichen Haus – Gesamtaufnahme https://www.youtube.com/watch?v=tfKe1nu5B34 - und die unzähligen Aufnahmen, welche sie in jenen Jahren für die Schallplatte machte. 135 Partien beherrschte die Vollblutsängerin, sämtliche u.a. in „Rosenkavalier“ und „Jenufa“. Spezielle Verdienste erwarb sich Anny Schlemm im Operettenbereich. Bereits 1949 kam es zu einer kompletten „Fledermaus“ neben Peter Anders unter Ferenc Fricsay beim RIAS – Uhrenduett https://www.youtube.com/watch?v=00W9rV-ugCc . Hörempfehlung weiterhin unter vielen anderen: ein Duett aus Eduard Künnekes „Zauberin Lola“ mit ihrem häufigen Partner Franz Fehringer https://www.youtube.com/watch?v=yNL_55BBy1g

Auf Youtube hat sich auch eine WDR-Gesamtaufnahme des „Barbier von Bagdad“ von Peter Cornelius von 1951 unter Joseph Keilberth (mit Rudolf Schock und Kurt Böhme) erhalten, welche vom Sender aus unerfindlichen Gründen gelöscht wurde https://www.youtube.com/watch?v=WZMk6-6SNvE

Christoph Zimmermann (3.6.2018)

 

 

 

Peanuts play "25 or 6 to 4" von Chicago

Hier einmal etwas nicht Klassisches, was sich der Hrg. (alter Rocker ;-) erlaubt einzusetzen. Nicht nur weil der 1970-er Hit einer der größten und über 52 Jahre bis heute erfolgreichsten Rock-Bands aller Zeiten ein ETERNAL aus seiner Jugend ist, sondern weil sich hier jemand unglaubliche Mühe mit dem Zerscheiden und fast lippensynchronen Anpassen alter Peanuts Filme an dieses geniale Stück (bitte laut hören wegen der Bässe und des tollen Schlagzeugs!) gemacht hat. Es ist einfach wunderbar...                                                                                  P.B. 30.5.18

P.S.

Und wer noch nicht genug hat - voila !

Stay´in alive (Bee Gees)

We ware the Champions (Queen)

und hier mein Lieblingsclip - einfach süß ;-))))

 

                                                                               

 

 

"Granada" - Granadissmo !!!

Ein Traditional in Variationen.

Viel Spass

 

Fritz Wunderlich

Rudolf Schock

Diego Flore

Frank Sinatra

Joseph Calleja

Mario Lanza

Franco Corelli

Luciano Pavarott

Mario del Monaco

Placido Doming

Enrico Caruso 

Alfredo Kraus

Violetta Villas

Wookyung Ki

Jorge Negret

Connie Francis

Elena Garanca

Caterina Valente

und zum Schluss

das Überraschungs-Ei ;-)              PB 26.5.2018

 

 

ERNA BERGER

Ist ein Traum, kann nicht wirklich sein

 

Ihren letzten Auftritt hatte die 1900 geborene Erna Berger 1968 mit einem Münchner Liederabend. Ihre mädchenhafte Stimme war ihr bis ins hohe Alter eigen. Noch mit 80 sang sie für ein Fernsehporträt Schuberts „Im Abendrot“, naturgemäß etwas verknappt im Atem, doch mit ihrer alterslosen Stimme noch immer wunderbar strömend https://www.youtube.com/watch?v=_vuw5pFneWw.

Über Dresden war die Künstlerin an die Berliner Staatsoper gekommen, der sie auch in politisch schwierigen Zeiten treu blieb. Den fatalen Rauswurf von Fritz Busch in Dresden hatte sie während einer „Rigoletto“-Aufführung miterlebt. Doch in die Traumwelt des Theaters eingesponnen, dachte sie nicht an aktiven Widerstand. An der Met begegnete sie Busch bei Gelegenheit einer „Rosenkavalier“-Aufführung wieder https://www.youtube.com/watch?v=5o0Sv7A3abU – Erna Berger ab 109’30, auch mit Arturo Toscanini gab es ein Wiedersehen (lange Jahre nach dem Bayreuther „Tannhäuser“ 1930). Unter der Leitung von Wilhelm Furtwängler absolvierte Erna Berger ihre letzten Bühnenauftritte 1954 im Salzburger „Don Giovanni“ https://www.youtube.com/watch?v=lmkSuMyLHDA. Auch beim Film war die Künstlerin erfolgreich, nicht nur mit ihrer Koloratur-Synchronisation für Ilse Werner, sondern auch leibhaftig, so mit Beniamino Gigli in „Traviata“ https://www.youtube.com/watch?v=5xKvKONIhpk. Eine Sängerin, irgendwo auf dem himmlischen Olymp.

CZ 22.5.2018

 

Who ist Gustav Mahler ?

Leonard Bernsteins "Young Peoples Concerts" gehörten zu den Meilensteinen in der Musikpädagogik des 20. Jahrhunderts. Einer der wahrscheinlich größten Dirigenten der Welt erklärt zusammen mit seinem Hausorchester - den weltberühmten New Yorker Philharmonikern - Musik mit Livebeispielen. Fast alle diese Konzerte sind als Aufzeichnungen noch irgendwie erhältlich. Besser und eindrucksvoller und überzeugender hat noch nie jemand klassische Musik jungen (aber auch älteren!) Menschen erklärt. In dieser Richtung war Lenny Bernstein ein Genie.

Und wie er hier in knappen 52 Minuten den Menschen GUSTAV MAHLER nahe bringt, ist geradezu phänomenal. Sie können englische Simultannuntertitel auch bei Tube zuschalten.

PB 15.5.2018

OPERNFREUND Plattentipp

 

 

 

EULA BEAL

Eine sensationelle Entdeckung

Fernsehaufzeichnungen mit der nahezu unbekannten Kontraaltistin Eula Beal. Nicht einmal das fast alleswissende Sängerlexikon Riemens/Kutsch nennt ihren Namen. Man sieht eine ausnehmend schöne, junge Frau, hört ihre hypnotisierende Stimme und fragt sich immer wieder, wer ist/war denn diese Ausnahmekünstlerin? Vier Titel bietet Youtube: Schuberts „Erlkönig“ https://www.youtube.com/watch?v=6PwdmwpWkjg,

Tschaikowskys „Nur wer die Sehnsucht kennt“ https://www.youtube.com/watch?v=SCtW1RucS-w, das Ave Maria von Bach/Gounod https://www.youtube.com/watch?v=8-KcRmidxTo (jeweils mit Marguerite Campbell als Klavierpartnerin) sowie die Arie „Erbarme dich“ aus Bachs „Matthäus-Passion“ https://www.youtube.com/watch?v=gIdNBgyC88o. Begleitet wird die Sängerin bei dieser Aufnahme von einem Sinfonieorchester in Hollywood. Der Dirigent Antal Dorati ist noch jung, der Geiger Yehudi Menuhin ebenfalls. Es handelt sich um die Aufzeichnung eines TV-Konzertes 1947.

Geständnis: Durch eine Fehlschreibung des Nachnamens der Sängerin (Biel statt Beal) machte der Rezensent bei der Erstversion seines Beitrags zunächst unvollständige Angaben. Jetzt aber kommt Wikipedia zu Hilfe. Eula Beal (* 25. Januar 1919 in Riverside, Kalifornien; † 29. Juli 2008 in Napa, Kalifornien) war eine amerikanische Konzert- und Opernsängerin mit der Stimmlage Kontra-Alt. In ihrer Laufbahn sang sie mit der Los Angeles Philharmonic oder dem Boston Pops Orchestra. Bekannt wurde Beal für ihre Rolle in Concert Magic, dem ersten abendfüllenden Konzertfilm aus dem Jahr 1947. Dort sang sie unter anderen begleitet von Adolph Baller oder Yehudi Menuhin. 1948 folgten Auftritte in der San Francisco Opera als Erda in Siegfried und als Wirtin in Boris Godunow. 1941 heiratete sie den Fotografen William Garnett (1916–2006) und bekam mit ihm drei Kinder. Nach rund zehn Jahren Konzerttätigkeit zog sie sich zugunsten ihrer Familie weitgehend zurück und absolvierte nur noch lokale Auftritte.

Das erwähnte Konzert ist bei Amazon zu haben.

CZ 18.5.18

 

 

Georg Soltis historischer Wiener „Ring“

Kaum zu glauben: sowohl Mahlers Sinfonien als auch Wagners „Ring“ waren in den fünfziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts noch Repertoire-Außenseiter. Zu einem Brückenschlag für Wagners Tetralogie wurde u.a. die Wiener Schallplattenproduktion unter Georg Solti mit damaligen Top-Sängern (Kirsten Flagstad debütierte 1958 noch als „Rheingold“-Fricka!). Technisch (prinzipiell super) wurde noch etwas laboriert, wie bei Gottlob Frick/Hagens Mannenruf  oder dem Finale zu sehen, wo Birgit Nilsson/Brünnhilde kurz das Notenpult weggenommen wird und sie einige Schritte nach vorne tun muß , warum auch immer.

Wolfgang Windgassen erlebt man; Dietrich Fischer-Dieskau (plus Interview). Während der Trauermusik zu Siegfrieds Tod  (6 Harfen!) flippt Solti am Dirigierpult mit seiner Intensität förmlich aus. Mein Gott, die alte Wiener Garde, u.a. mit den Brüdern Berger (Roland: Horn, Horst: Becken).

Christoph Zimmermann (11.5.2018)

OPERNFREUND PLATTENTIPP

Eine komplette Dokumentation über den Wiener „Ring“ ist noch (!) auf DVD erhältlich; angeboten u.a. von Amazon (aktuell 15 Euro) mit deutschen Untertiteln.

 

 

6 x Nussknacker "Grand pas de deux"

Ich empfinde persönlich diese Passage als die schönste Ballett-Musik überhaupt. In jedem Nussknacker warte ich eigentlich immer nur auf diesen so wunderbar stimmungsvollen "Grand pas de deux". Auf meiner internen Hitparade der traumhaftesten Ballettmusiken seit jeh her Platz eins. Viel Spass     

 

Anna Tsygankova & Matthew Golding - Het national ballet 2014

Also wer bei soviel Schönheit, Grazie und absolut perfekter Umsetzung jeder noch so kleinsten Bewegung passend zur Musik nicht Tränen in den Augen hat ist ein Hulk.

 

Pas de d troi - mit Butler - Baryshnikov / Kirkland

Die unendliche leichtigkeit des Seins im Tanz. Achtung bei den Hebungen: Gelsey Kirkland scheint leicht wie eine Feder zu sein. Und alles noch wunderbar anno 1977 im Lichtkegel der alten klassischen Verfolger.

 

Rudolf Nureyev and Merle Park - Kongruenz Wahnsinn

Solch eine Bewegungskongruenz haut einen Beobachter heute völlig aus den Schuhen. Schon die Perfektion des Ensembles ist unfassbar, aber was Nureyew und Park anbieten ist von schierer Zauberkraft. Wieviele Proben gab es bis zu dieser perfekten Übereinstimmung? Für Ästheten und Puristen der totale Wahnsinn.

 

Die Eiskunstlauf Sensation - Shen & Zhao

Allein die tolle Atmosphäre bei den Weltmeisterschaften und das Mitgehen des Publikums ist irre. Gänsehautfeeling auch außerhalb des Opernhauses! Ein kulinarisches Kunst / Sport Ereignis. Fast so perfekt kongruent wie Nurejew/Park in der Oper. Das Gesülze der Sprecher kann man leider nicht stumm schalten, gehört aber einfach dazu. Immerhin keine deutschen Kommentatoren! Die für mich als alter Sportprofi die weltbeste Kür, die je getanzt wurde.

 

Der Klassiker von Balanchine

ohne weitere Worte

 

Kurioses ! Ein pas de cinqe - Merrill Ashley and Sean Lavery

Die vier Zusatztänzer als lebendiges Dekor sind widerum so kitschig, daß man es gesehehn haben muss. Ausserdem sind die vier knackigen eigentlich völlig überflüssigen Burschen sicherlich ein offensichtliches Zugeständnis ans nicht heterogene Publikum ;-)

PB 10.5.2018

 

 

Strauss: Vier letzte Lieder

Schöner geht’s nicht

Vielleicht hat dieser Liederzyklus die Popularität des „Rosenkavaliers“ bereits überrundet. Die kontemplativen Gesänge berauschen mit ihrem spätromantischen Duktus (welcher Hermann Hesse, dem Autor dreier der Lieder, übrigens missfiel). Was soll’s? Diese Musik streckt einen förmlich zu Boden. Unter den zahlreichen Aufnahmen, darunter die nicht ganz ideale der Londoner Uraufführung 1948 mit Flagstad/Furtwängler https://www.youtube.com/watch?v=-odXYLs-iE4  gibt es mehr Faszinierendes, als hier erwähnt werden kann, freilich auch Fatales wie die Bariton-Version von Konrad Jarnot (2005) - https://www.youtube.com/watch?v=oIRDVIVxbr8. Marilyn Horne kämpft 1959 mit den Höhen https://www.youtube.com/results?search_query=vier+ltezte+lieder+horne, während ihre russische, hierzulande kaum bekannte Mezzo-Fachkollegin Zara Dolukhanova (1918-20007)  den Sopranbereich mühelos beherrscht https://www.youtube.com/watch?v=TWsBPaEIT2w. Über geradezu narkotische Timbres verfügen Lucia Popp (1977, Solti) https://www.youtube.com/watch?v=zbj4EbGZ9fE (Lieder 1+2) und Leontyne Price (UN-Konzert 1979) https://www.youtube.com/watch?v=ItAmRzPTEdY . Persönliche Weiterrecherche empfohlen.

CZ 9.5.2018

 

DIE UNGEKÜRZTE GRALSERZÄHLUNG

Beinah zehn Minuten dauert die originale Version, die der geniale Tenor Franz Völker hier 1936 in Bayreuth sang. Nur noch einmal besonders an unsere jungen Opernfreunde gerichtet: LOHENGRIN ist nicht von Adolf Hitler, sondern von Richard Wagner komponiert worden, auch wenn es in den Nachrichten gerade heutzutage öfter anders klingt. Wagner war zwar auch Antisemit, wie veile seiner Zeitgenossen, hatte aber nichts mit dem Holocaust zu tun, oder ähnliches auch nur angedacht. Er starb ja schon 1883.                                                                    PB 8.5.2018

https://www.youtube.com/watch?v=MaWbPrfjX1M

 

10 TOSCA FINALI

Ich möchte noch ergänzen, daß auch der reale Sprung von der Engelsburg höchstens Superman gelungen wäre, weshalb denn es sind mindesten 30 Meter, wie man oben sieht, zu überbrücken. Daher wollten Puccinis Librettisten Giuseppe Giacosa und Luigi Illica (sie kannten sich wohl auch in Rom aus) die Oper eigentlich so enden lassen, daß sie nicht stirbt, sondern wahnsinnig wird. Das allerdings hätte uns wirklich die folgenden tollen Aktschschlüsse diverser Opernhäuser verschlossen.

In Wuppertal sah ich vor Jahrzehnten mal eine Produktion, die auch anders geendet hätte als wie im Libretto vorgesehen, wäre man bühnenrealistisch vorgegangen, denn das Erschießungkommando stand quasi im Kreis (!) um Mario herum. ;-) !. Nein, das war nicht vom großen Otti. Der kommt jetzt:

Tosca auf dem Trampolin (kommt nach 35 Minuten - aber schauen Sie sich bitte unbedingt auch die anderen köstlichen Opernparodien an!)


Als besondere Schmankerl nun ein paar (mit Sicherheit) ernst gemeinte Finali

 

1.) Angela Georghiu - no comment dazu, sonst werde ich verklagt ;-)

2.) Raina Kabaiwanska

Super-realistisches Doku-Ende mit Blick auf Rom und Domingo

3.) Und in der Arena di Verona 2017 die genial Lösung: einfach Licht aus!

(Leider so dunkel, daß ich die Sängerin nicht erkennen konnte ;-)

4.) Auch die tierischen Versionen der Wolf Trap Opera's Production gefallen mir

5.) Daß die große Dame Kiri de Kanawa (Paris 1982) nur langsam im Fahrstuhl runterfährt, verstehe ich bei dem Tempo des Orchester

(schnell vorspulen auf Minute "7", denn die Technik ist grauenhaft)

6.) Hier besteht die ganze Bühne nur aus einer einzigen riesigen einnehmenden Rampe, wobei der Zuschauer natürlich den ganzen Akt sich spannungsvoll fragt: Was macht diese Rampe da und wer wird am Ende da wohl runterspringen?

Aber immerhin springt und singt Viktoriia Chenska toll.

7.) Die Version mit der pistolehaltenden Catherine Malfitano (Amsterdam 1998) ist sagenhaft und olympiareif - anständig legt sie den teuren Nerzmantel wenigstens vorher ab - aber bitte achten Sie auf den phänomenalen geradezu superb gehechteten Sprung. Als alter Diplomsportlehrer und ehemaliger Bewertungs-Richter beim Wasserspringen gebe ich die absolute Bestnote dafür: 10 Points! WAHNSINN !!

8.) Tosca hat das Essen anbrennen lassen! Moderne Inszenierung! Bitte  vorspulen auf Minute 12 ;-) . Also stirbt sie in der Küche. Doch nicht Tod mit dem Gemüsemesser; sie erschießt sich. Und wie gemütlich Scarpias (?) Schergen dann da reinlatschen ist schon sagenhaft cool.

9.) Hier stirbt Mario (= Puccini ?) direkt im Komponierzimmer - tolle humorvolle Version für Minibühnen, die gar kein Orchester haben. Es geht alles!

10.) Sieger im Concours der am längsten gehaltenen Finaltöne ist

die Tosca Georgina von Benza - da es ziemlich dunkel ist, erschießt sie vermutlich der Dirigent. Irgendwann muß ja mal Schluss sein.

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und zum Schluß  die wirklich allerschönste und herzergreifend absolut jugendfreie Variante ab 5 Jahre  - My favourite !

 

 

Carlos Kleiber und seine beiden Wiener Neujahrskonzerte

Das Repertoire von Carlos Kleiber war fraglos ein überschaubares, die Komponisten Strauss Richard und Strauß Johann bildeten einen Schwerpunkt, was auch für Vater Erich gilt. Eine Veröffentlichung der Interpretationen von Borodins 2. Sinfonie durch beide Dirigenten - NBC 1947, SWR 1972 - bot eine interessante Korrektur.

Aber der Einstand für Carlos Kleiber an der Deutschen Oper am Rhein 1962 war Offenbach gewesen; dieser ist auf CD greifbar. Musikantische Leichtigkeit prägten auch seine zur Legende gewordenen Wiener Neujahrskonzerte 1989 https://www.youtube.com/watch?v=9QX4lfl0Hmc

und 1992

https://www.youtube.com/watch?v=R7Hn0do-xKE

Die Schwerelosigkeit wurde freilich mit eiserner Probendisziplin verwirklicht, wie bereits in der SDR-TV-Reihe „Probe und Aufführung“ in den 70er Jahren bei Gelegenheit der „Fledermaus“-Ouvertüre dokumentiert

https://www.youtube.com/watch?v=NVk2Glu-7kM)

Interessant der Vergleich mit Erich Kleibers Berliner Dirigat des Donau-Walters 1932 - gefolgt von einem Ausschnitt aus Beethovens „Neunter“ 1949 in Prag https://www.youtube.com/watch?v=sODAEBjpHbI

 

Christoph Zimmermann (4.5.2018)

 

 

Zwei Wagner-Primadonnen zum Hundertsten

Die Kategorisierung der Überschrift greift sowohl bei Astrid Varnay als auch bei Birgit Nilsson sicher zu kurz. Dennoch waren die beiden Hochdramatischen gleichen Jahrgangs (1918) nicht zuletzt Stützen der Bayreuther Festspiele. Zusammen haben sie nicht eben häufig auf der Bühne gestanden, doch immerhin im „Lohengrin“ der 54er Festspiele (Duett 2. Akt - https://www.youtube.com/watch?v=RK7JVNb0mkg). Vermutlich am wenigsten kennt man die Künstlerinnen im Bereich der U-Musik. Deshalb ein Verweis auf zwei TV-Sendungen. 1964 war sich Astrid Varnay nicht zu schade, im „Blauen Bock“ Cole Porters „Dein für alle Zeit“ herrlich vollmundig zu präsentieren (https://www.youtube.com/watch?v=EkILG138nmU – ab 9’32. Zuvor Auftritte von Windgassen, Wohlfahrt und Neidlinger). Birgit Nilsson traf sich 1977 mit Zarah Leander vor den Kameras des schwedischen Fernsehens, und ihr gemeinsames Singen steht dem berühmten Katzenduett Rossinis kaum nach (https://www.youtube.com/watch?v=t6fb36z5upc)

Christoph Zimmermann 30.4.2018

 

MICHAEL GIELEN über "Die Soldaten"

Immerhin der Uraufführungsdirigent spricht über 20 Minuten, heute (!), also mit dem nötigen Abstand und einer augenzwinkernden Ironie und Reife über das einstige Abenteuer der Uraufführung von Zimmermann SOLDATEN in Köln. Ausführlich erfahren wir, warum diese Opern (die viele Musikwissenschaftler und kritiker ja für ein Jahrhundertwerk halten) als unaufführbar galt. Ein mehr als zeitgeschichtliches Dokument. Und ein MUST LOOK für all jene, die nicht nur DIE SOLDATEN schon kennen, sondern auch noch sehen wollen.

https://www.youtube.com/watch?v=LCg5Zx-qVFw

Peter Bilsing 2.5.2018

 

 

„L'Après-midi d'un Faune“, animiert

Ursprünglich hatte Claude Debussy „L'Après-midi d'un Faune“ für den Konzertsaal geschrieben, doch berühmt wurde es als Bühnenstück. Es war der legendäre Tänzer Vaslav Nijinsky, der es für die ebenso berühmten „Ballets Russes“ choreographierte und tanzte. Die Uraufführung (am 29. Mai 1912 im Pariser Théâtre du Châtelet) wurde aufgrund der Masturbationsszene des Fauns zum Skandal.

Man hat bereits in den 70er Jahren die ursprüngliche Choreographie zu rekonstruieren versucht, doch einer der Filme, die auf Youtube gezeigt werden, ist aussergewöhnlich: Christian Comte schuf einen Animationsfilm, in dem er Nijinsky und seine Partnerin auf der Grundlage von Fotos tanzen liess, da von Nijinskis „Faun“-Interpretation keine Filme vorliegen.

Das Ergebnis – buchstäblich bewegte Bilder des genialen Tänzers und seiner berühmten Arbeit - ist so gespenstisch wie beeindruckend.

Frank Piontek, 6.4.2018

 

 

Lorenz Fehenberger

Welch ein Tenor!

Wer kennt eigentlich noch Lorenz Fehenberger, den vor allem an der Bayerischen Staatsoper vielbeschäftigten Sänger (1912-1984, Bühnenabschied 1977)? Eine aktuelle Eugen-Jochum-CD-Edition enthält u.a. seinen Lohengrin von 1952, ein lyrisches Ereignis sondergleichen (Brautgemach-Szene mit der gleichfalls hinreißenden Annelies Kupper: https://www.youtube.com/watch?v=Fc6cI2AIpt8. Es gibt eine Alternativaufnahme mit Elisabeth Grümmer: https://www.youtube.com/watch?v=jYT-aE7tQeQ , welche aber keine weiteren Besetzungsangaben bietet. Fehenbergers Vorkriegszeit in Dresden ist durch einem lyrisch strömenden Ausschnitt aus Dvoraks „Jakobinern“ belegt (mit Elfride Trötschel) https://www.youtube.com/watch?v=e2odcM4Le7M  (hinreißende Musik!). Janaceks „Broucek“ (leider nicht bei Youtube greifbar, jedoch in Aufnahmen der Bayerischen Staatsoper und des Westdeutschen Rundfunks) macht mit dem Komödianten Fehenberger bekannt. Nochmal Wagner. Der Stolzing führt 1949 an die Staatsoper Hamburg mit Kupper und Rudolf Gonszar, ML: Hans Schmidt-Isserstedt - https://www.youtube.com/watch?v=nXNkocvvrVo)

Christoph Zimmermann (21.4.2018)

 

 

Bernstein über Mahler 9. 

Mind and prophetic soul

23 Minuten, die sich lohnen...

Wenn man diesen Genius reden hört, ist jeder angezogen von seiner enormen Ausstrahlung und man hört gespannt weiter zu, weil er so ungeheuerlich viel zu sagen hat. Hier geht es um die quasi "Endzeit-Sinfonie" Mahler 9 und die Beziehungen zu Schönberg und Berg.

Er beschreibt die neunte Sinfonie als Mahlers "last will and testament" und zieht einen Bogen über die Weltpolitik des 20 Jahrhunderts mit all ihrem leid und Tod, was in dieser Sinfonie - vor allem im Adagio schon anklingt. Eine kühne These, aber bitte hören Sie dem großen lenna diese knappen 23 Minuten einfach mal zu. Es klingt sehr überzeugend...

Peter Bilsing 20.4.2018

 

 

Frida Leider

Glückwunsch zum Geburtstag!

Heute wäre sie 130 Jahre alt geworden, die unvergessliche Frida Leider. Die Tochter eines einfachen Zimmermanns wurde am 18. April 1888 in Berlin geboren. Über Halle, Rostock und Königsberg führte sie der Weg 1919 an die Hamburger Staatsoper. Ab 1923 sang sie dann in der Staatsoper Berlin, wurde aber in den folgenden Jahren an allen großen Opernhäusern der Welt, so in London, New York, Paris, Zürich, Stockholm, Buenos Aires, München, Bayreuth etc., vor allem als Wagner-Interpretin gefeiert. Ihre Heirat mit dem jüdischen Konzertmeister der Berliner Staatsoper, Prof. Rudolf Deman, stürzte sie im Nazi-Deutschland in eine tiefe seelische Krise, die auch ihre Karriere verdüsterte. Sie gab dem Druck nach, ließ sich von ihrem Mann scheiden und stand 1942 das letzte Mal auf den Brettern einer Opernbühne, die für sie die Welt bedeuteten. Nach Kriegsende machte sie sich jedoch als Liedsängerin einen Namen. Am 4. Juni 1975 starb sie hochbetagt in Berlin.
Bei youtube kann man diese singuläre hochdramatische Sopranstimme hören, und der Eindruck ist einfach überwältigend. Das Liebesduett aus dem 2. Akt des Tristans mit dem dänischen Heldentenor Lauritz Melchior vereint wohl das wunderbarste Liebespaar der Tristan-Diskografie, das es jemals gab. Da kommen sogar Kirsten Flagstad und der in Köln geborene Ludwig Suthaus in der legendären Furtwängler-Aufnahme aus den 50er Jahren des letzten Jahrhunderts nicht mit. Kirsten Flagstad hatte immer mit der Höhe zu kämpfen, Frida Leider triumphiert dagegen nicht nur mit ihrer bronzenen Mittellage, sondern gerade auch mit strahlenden Spitzentönen, die geradezu magisch über dem Orchester schweben. Aber hören Sie selbst!

Norbert Pabelick 19.4.2018

Hier ist der Link

 

 

Christa Ludwig

Eine Legende

Christa Ludwig, vor kurzem 90 geworden – was ist zu dieser einzigartigen, wundervollen Sängern überhaupt noch zu sagen? Zwei Beispiele ihres universalen Könnens: als klassische Liedsängerin beim letzten Wiener Konzert (das angegebene Jahr 2003 ist freilich in Zweifel zu ziehen), voll bei Stimme, warmherzig im Ausdruck. Und dann kastagnettenklappernd und mit tänzerischer Verve als Bernsteins Old Lady („Candide“) in Tanglewood zum 70 Geburtstag des sichtlich enthusiasmierten Allround-Genies. Keine wie sie: das gilt ganz und gar und mit euphorischem Enthusiasmus für Christa Ludwig.

Christoph Zimmermann (14.4.2018)

noch ein Link

 

 

 

Musikalischer Gottesdienst  

Mahler zum Abheben

Gustav Mahler ist „in“. Die Auferstehungs-Sinfonie führte Gustavo Dudamel mit seinem Simón Bolívar Symphony Orchestra of Venezuela im Rahmen der BBC Proms 2011 in der Royal Albert Hall in charismatischer Weise auf. Der National Youth Choir of Great Britain war links und rechts neben der mittigen Orgel aufgestellt – ein intensives Raumklangerlebnis auch bei Kleinlautsprechern am PC. Es gibt den Mitschnitt der kompletten Sinfonie; der Rezensent hat sich mittlerweile (schon weit über 100 Mal) auf das 17’05 dauernde Finale beschränkt, wo die Emotionen geradezu überborden. Der Aufschrei des Publikums nach dem Schlussakkord treibt der herrlichen Altistin Anna Larsson Tränen in die Augen. Die Sopranistin Miah Persson hält stärker an sich. Die Gesichter der jungen Chorsänger: man spürt unglaubliches Beteiligtsein. Musik wird zum Gottesdienst.

Christoph Zimmermann (13.4.2018)

 

Solitär im Counterbereich

Counter-Sensation aus China

Anna Bonitatibus hat mit ihrer CD „en travestie“ gerade daran erinnert, dass es ungeachtet der gegenwärtigen Counter-Schwemme mit den vielen geschlechtsnegierenden Partien immer noch die weibliche Hosenrolle gibt, nicht minder schillernd. Aber Counter ist nun mal „in“. Von den derzeit führenden Vertretern dieses Fachs seien nur Philippe Jaroussky und Franco Fagioli genannt, auf Youtube fast schon unübersehbar dokumentiert. Aber da gibt es noch den jungen Chinesen Xiao Ma. Wie er Vivaldis „Agitata da due venti“ und vor allem Händels „Lascia ch’io pianga“ stilversiert, ausdrucksreich und mit raffinierten Verzierungen darbietet, ist nichts weniger als sensationell. Wann wird man diesen Sänger mal bei uns live erleben können?

Christoph Zimmermann (5.4.2018)

Noch ein Link: https://www.youtube.com/watch?v=2xuFIBvpGao

 

 

August Everdings “Dacapo”

Zwischen 1986 und 1998 lud August Everding 70 prominente Sänger zu Interviews beim ZDF ein. Alle Aufzeichnungen sind noch abrufbar. Abgesehen davon, dass die Fragen auf Dauer etwas schematisch wirken, erfährt man doch immer Interessantes zu persönlichen künstlerischen Überzeugungen. Etwa von dem machtvollen Hans Hotter, dem hochsympathischen Anton Dermota, der intellektuellen Edda Moser, der hinreißenden Christa Ludwig, der nicht minder hinreißenden Sena Jurinac, der herrlich sprudelnden Irmgard Seefried, der etwas dozierenden Astrid Varnay, der herzlichen Martha Mödl, der wirklich charmanten und klugen Anneliese Rothenberger oder auch der leicht kühlen, aber faszinierenden Anja Silja. Und, und, und … Nicht alle Gesprächspartner reißen vom Hocker; Gustav Neidlinger wirkt beispielsweise über Gebühr bieder. Mit Erna Berger und Ljuba Welitsch (köstlich) geht es besonders weit in die Vergangenheit zurück. Schön, dass mit Agnes Giebel auch eine Künstlerin zu Wort kommt, die mit Oper höchstens am Rande zu tun hatte.                           Christoph Zimmermann 5.4.2018

 

 

MOSKAU TSCHERJOMUSCHKI

Schostakowitsch einzige Operette

in einzigartiger Gesamtaufnahme aus der Lyoner Oper 2009. Leider gibt es von dieser köstlichen typisch ironischen Schostakowitsch Oper keine DVDs, daher lohnt hier der Einblick. Die Inszenierung ist witzig, spritzig und kurzweilig - so sollte eine "Operettenrevue" auch sein. Das Orchester spielt fulminant auf. Musik, die den Zuhörer oft regelrecht von den Stühlen reisst. Gesungen wird russisch (wie es sich gehört) - die Sprechtext sind natürlich auf Französisch. Länge: etwas mehr als zwei Stunden. Lassen Sie sich nicht täuschen von der Startseite, wenn dort "Part 1 - 32 Minuten" steht; die anderen teile hängen sich automatisch an, so daß Sie die ganze Oper genießen können. Die Produktion ist einfach grandios. Live würden wir hier sogar den OPERNFREUND STERN vergeben.                       

Peter Bilsing 5.4.2018

 

 

DER OPERNFREUND  | opera@e.mail.de