Reisebilanz II: Tops und Flops der „Saison 2024/25“
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Auch in diesem Jahr haben wir unsere Kritiker wieder gebeten, eine persönliche Bilanz zur zurückliegenden Saison zu ziehen. Wieder gilt: Ein „Opernhaus des Jahres“ können wir nicht küren. Unsere Kritiker kommen zwar viel herum. Aber den Anspruch, einen repräsentativen Überblick über die Musiktheater im deutschsprachigen Raum zu haben, wird keine Einzelperson erheben können. Die . . .
Die erste Wiederaufnahme war bereits für den März 2020 angesetzt. Mitten in die Proben platzte der Corona-Lockdown. Weitere fünf Jahre hat es gedauert, bis die Oper Frankfurt sich erneut den enormen Herausforderungen dieser außergewöhnlichen Produktion gestellt hat. Für das Orchester und die Chorkollektive ist es nach acht Jahren faktisch eine Neueinstudierung, die glänzend gelungen ist. . . .
Die Faszination, die Ariosts Versepos Orlando furioso aus dem 16. Jahrhundert auf Komponisten des Barocks und der frühen Klassik ausübte, vermag der heutige Rezipient kaum nachzuvollziehen. Zumal die Librettisten aus dem Werk üblicherweise lediglich Figuren entlehnten, um sie in sehr freier Behandlung des Stoffes in Liebes-, Eifersuchts- und Verwechslungswirren zu stürzen. Händel schrieb . . .
Ist es nicht bemerkenswert, wie oft bei der Beschreibung des Neuen das Alte als Vergleich herangezogen wird? So erinnern Ulrich Schreiber in seiner „Kunst der Oper“ die „schwebenden Klänge“ von Aribert Reimanns Musik zu Melusine an Debussy. Die Titelfigur, meint er, verbinde Bergs Lulu mit Debussys Mélisande. Die Uraufführungsrezension von Wolfram Schwinger in der ZEIT sah überhaupt . . .
Kurze Vorbemerkung zur Quellen- und Rezeptionsgeschichte von Wagners Schwanengesang Parsifal. Nachdem die ersten Bayreuther Festspiele 1876 in einem finanziellen Fiasko geendet hatten, wollte Wagner mit „einer letzten Karte“, mit seinem „Weltabschiedswerk“ seine Festspielidee retten. Das ist ihm gelungen, denn seine Anhänger pilgern seit der Uraufführung 1882 oftmals in religiöser . . .
Musiktheater vom Allerfeinsten und Fesselndsten! – „Das Dramma per musica muss einen zu Tränen, zum Schauder, zum Sterben bringen“, wird der Komponist Vincenzo Bellini im erneut äußerst informativen Programmheft der Oper Frankfurt zitiert. Dieser kategorischen Aufforderung des Komponisten von Norma kam die Dernière der Wiederaufnahmeserie auf schlicht überwältigende Art und Weise . . .
Kann man Wagners Parsifal ohne Berücksichtigung des religiösen Fundaments inszenieren? Läßt sich das von Wagner so betitelte „Bühnenweihfestspiel“ entmythologisieren, ohne daß zentrale Inhalte verlorengehen? Wenn man Kammersängerin Brigitte Fassbaender als Regisseurin gewinnen kann, dann funktioniert auch das! – Zunächst bar jeder sakraler Symbole versammelt sich eine . . .
Mit dem Parsifal hat Wagner die meisten seiner Kritiker und Kollegen musikalisch zum Schweigen gebracht und für sich gewonnen. Dennoch ist die Liste der Zweifler an Richard Wagners pseudosakralem „Bühnenweihfestspiel“ und der Skeptiker seiner streitbaren weltanschaulichen Botschaft lang. Das Unbehagen am Quasi-Katholischen, am Sinnenfeindlichen und am messianischen Regenerations-, ja . . .
Zu Beginn wünscht der Pressereferent in seiner Anmoderation „viel Vergnügen!“. Intendant Bernd Loebe zieht die Augenbrauen hoch und merkt trocken an, daß er nicht sicher sei, ob es ein Vergnügen werde. Tatsächlich wirkt seine Präsentation des neuen Spielplans ungewohnt beiläufig. Hatte er die versammelten Zuhörer in den vergangenen Jahren auf den Spielzeitpressekonferenzen mit teils . . .
Die erste Wiederaufnahme des Frankfurter Rosenkavaliers präsentierte 2016 mit Maria Bengtsson eine neue Marschallin, und man gewann seinerzeit den Eindruck, damit erst sei die Inszenierung vollendet worden. Regisseur Claus Guth hat der „wienerischen Maskerade“ mit einer Melange aus morbidem Charme, sanfter Melancholie und pointensicherem Humor eine neue Sichtweise jenseits aller . . .
Adolphe Adams launige Opéra comique avancierte bereits kurz nach ihrer erfolgreichen Pariser Uraufführung 1836 zum internationalen Kassenschlager: Man pfiff die eingängigen Melodien auf den Straßen der europäischen Hauptstädte und erzählte sich die Pointen der gesprochenen Dialoge in den Schenken. Sogar Richard Wagner summte hin und wieder das berühmte »Postillon-Lied« mit dem . . .
In einer Serie von fünf kurzen Dramen beschäftigte sich der spätere Literaturnobelpreisträger Maurice Maeterlinck in den Jahren 1890 bis 1894 mit dem Ausgeliefertsein des Menschen gegenüber dem Tod. Das letzte dieser Dramen Der Tod des Tintagiles, ein Kunstmärchen für Marionettentheater, hat zahlreiche Komponisten zu Orchesterwerken inspiriert, darunter Bohuslav Martinů und Ralph Vaughan . . .
Größer könnte der Kontrast nicht sein zu den beiden quirlig-spritzigen Komödien, die am Frankfurter Opernhaus gerade in Neuproduktionen zu erleben sind (Der Postillon von Lonjumeau und Doktor und Apotheker). Wie einen Realitätsschock hat die Intendanz die Wiederaufnahme von Janáčeks trostlos-düsteren Skizzen eines Straflageralltags nach Dostojewskis Aufzeichnungen aus einem Totenhaus in . . .
Diese Kritik beginnt nicht mit einer Beschreibung der Regie (gewitzt und locker), der Leistungen der Sänger (rollendeckend und spielfreudig) oder einer allgemeinen Einführung zu einem in Vergessenheit geratenen Stück (hübsche Petitesse), sondern mit einer Hommage auf den Bühnen- und Kostümbildner Kaspar Glarner. Die Disposition des Spielplans hat es so gefügt, daß derzeit an der Oper . . .