DER OPERNFREUND - 51.Jahrgang
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SERSE

Barockoper zwischen Broadway und Las Vegas

Exzellentes Spektakel

Das Publikum war hingerissen und applaudierte nach jeder Arie, auf alle Szenen von Situationskomik , sowie jeden Witz. Die Stimmung war freudig, festlich und tief zufrieden. Diese Inszenierung von ‚Serse’ bot, was die Barockoper schon zu ihrer Zeit ausgezeichnet hatte: Ein Feuerwerk von Ideen, prachtvolle Kostüme, eine ausgefeilte Bühnentechnik und natürlich erstklassige Musik und Gesang. Kurz- beste Unterhaltung ! Als diese wurden die Barockopern zu ihrer Zeit auch geschrieben, produziert und genossen.

Für Puristen, teils von weither angereist, kam diese Inszenierung einem Sakrileg gleich. Doch sie waren so sehr in der Unterzahl, dass man sie suchen musste.

Dieser ‚Serse’ (Xerxes) nämlich wäre auch am Broadway ein Hit oder als opulente Show in einem Casino in Las Vegas erfolgreich. So tritt zum Beispiel ‚Serse’ als ‚Liberace’, der exzentrische Meisterpianist der Unterhaltungsmusik, komplett mit weissem Piano und antikem Kerzenständer wie in einer von dessen Shows auf ; hier in einer mit regenbogenförmig angeordneten Klaviertasten umrahmten Kulisse. Interessanterweise gleicht das opulente Glitzerkostüm mit seinem hohen Federkragen nicht nur den Kostümen von ‚Liberace’, sondern auch den äusserst aufwendig gestalteten Ausstattungen der Kastraten im 17. Und 18. Jahrhundert.

Dies liegt beim Entstehungsdatum der Oper und den darin singenden Counter -Tenören auf der Hand. Doch die Zeitreise geht weiter. Ein US-Diner komplett mit rot bezogenen Plastikbänken in einer Shopping Mall wird zum Ort, wo sich die Damen der Oper verpflegen um sich anschliessend extensiv beim Shopping zu vergnügen. Oft passiert soviel auf der Bühne, dass man mit sehen und hören intensiv beschäftigt ist. Mit dem eigentlichen Milieu, in der die Oper spielt hat diese Inszenierung nichts zu tun. Die dortigen Machtverhältnisse und das Spiel mit ihnen aber bleibt.

So gibt in dieser Inszenierung der Protagonist auch ein Elvis Presley Look-a-Like wie in dessen eher seichten Filmkomödien aus den 1960ger Jahren, in denen Elvis für die versammelte Weiblichkeit Gitarre spielte, flirtete und sang.

Doch hier produziert sich ‚Serse’- Fagioli als Presley statt in seinem persischen Palast in einer wohl von Gianni Versaces Geschmack inspirierten Florida Villa , wo sich sein Bruder mit Kumpanen als muskelspielende, schwer goldbehängte Papagallos tummeln. 

In dieser Inszenierung  werden diese Situationen durch viel Klamauk komödiantisch verbrämt, wobei sich der argentinische Countertenor Franco Fagioli als fast schon begnadeter Komödiant erweist, der sich und seine Herrscherrolle gekonnte und überzeugend persifliert.

Doch diese Oper hat auch ihre dunklen Seiten. Komponist Georg Friedrich Händel hatte auf ein Libretto aus dem 17. Jahrhundert von Franco Cavalli zurückgegriffen. Die ‚Sünden werden zwar als Klamauk dargeboten. Doch Sünden bleiben sie dennoch. Auch die Lichtgestalt des Protagonisten ‚Serse’ hat seine dunklen Bedürfnisse und sucht sie als Machtmensch dementsprechend zu befriedigen. So wird die Hamburger Reeperbahn zum Ort, wo ‚Serse’-Fagioli seine Sexualkräfte fast überwältigen und er versucht seine Angebetete Romilda, die Gefährtin seines Bruders, zur Liebe zu zwingen.  

‚Xerxes’, ‚Herrschend über Helden’, italienisch ‚Serse, ist eigentlich ein persischer Grosskönig, der Romilda, die Verlobte seines Bruders Arsamene liebt und sie zu erobern versucht. Nach diversen Verwechslungen und Intrigen wird ‚Serse’ aber zum Opfer seiner eigenen List. Sein Bruder wird ‚auf Serses Willen hin’ mit seiner Liebsten vermählt und dem Grosskönig selbst bleibt nur seine treuliebende Haushälterin, die ihn wie eine Nanny seit langem liebevoll betreut. In jeder Beziehung.

Die Oper wurde am 15. April 1738 im Theater Haymarket in London uraufgeführt und wurde zu einer der meistgespielten Händelopern überhaupt. In der Titelrolle agierte der damals hochgefeierte Gaetano Majorano, genannt „Caffarelli“, sein Bruder Arsamene allerdings wurde von einer Alt-Sängerin, der „La Lucchesina“, gegeben. Elisabeth Duparc, genannt ‚La Francesina’ sang den Part der Romilda. Schon die ihnen vom Publikum wie Ehrentitel verliehenen Spezialnamen zeigen, dass es sich bei den drei Sängern um absolute Superstars ihrer Zeit handelte.

’Caffarelli’ soll auch der Lieblingssänger von ‚Serse’- Darsteller Franco Fagioli sein. Der Argentinische Counter-Tenor wird von vielen als bester und wandlungsfähigster seiner Zunft gehandelt. Scharen reisen zu jedem seiner Auftritte; wobei er speziell in Recitals, in denen er von Heldenarien zu Trauerklagen eine erstaunliche Repertoirebreite zeigt und dabei Wandelbarkeit und Einfühlungsvermögen zeigt.   In einem Konzert im Schweizerischen Liestal weinten selbst gestandene Männer, die sonst Schwingerfeste bevorzugen, und Fagioli erhielt minutenlange Standing Ovations; In der reformierten Stadtkirche des Ortes ein Novum. Auch ‚Bruder’ Max Emanuel Cencic gehört zu den grossen Counter-Tenören. Mit der Zeit hat er auch seine anderen Talente entwickelt und inszeniert mit grossem Erfolg. Diese Inszenierung beeindruckt neben ihrem Einfaltsreichtum auch durch ihren Mut. Cencic zu den Gründen sie auch in Las Vegas anzusiedeln: ‚Die Rollen stehen für die Sieben Todsünden Habgier, Trägheit Wollust, Neid, Eifersucht, Hochmut und Zorn. .. Diese werden heute in Las Vegas am Sichtbarsten gelebt.’ Doch nicht ausschliesslich. Dieser ‚Serse’ ist nicht zu verpassen.

 

Dagmar Wacker , 23.2.2020

Bilder (c) Händelfestspiele

 

 

 

 

 

 

Eine fragmentarische Rückschau

Die Stadt in diesen Tagen – eine einzige Baustelle, das Badische Staatstheater in diesen Tagen – ein einziger Tempel des Genusses, der Schönheit, der Anregung und der großen Stimmen! Händel lebt! - er war fast physisch greifbar hier in Karlsruhe. Überall in der Stadt sind die goldenen Händel-Skulpturen platziert, keine bunten Gartenzwerge wie anderswo gesehen, sondern ehrwürdige Büsten in gewollt prunkvoller Ausbildung, dem Meister angemessen. Schon am Bahnhof begrüßt Franco Fagioli die Ankommenden, am Markplatz lächelt Valer Sabadus dem Vorbeieilenden entgegen. Diese großformatigen Plakate sind mehr als Werbeträger und Corporate Design, sie schaffen Zugang, wecken Interesse und verbinden das profan urbane Leben mit dem zeit- und raumvergessenmachend Unerhörten, was sich da im Theater, aber auch an anderen Aufführungsorten, abspielt. Zweieinhalb Wochen künstlerischer Ausnahmezustand in Karlsruhe, die Stars der Barockmusik geben sich die Klinke in die Hand, mitreißende Konzerte, prachtvolle Inszenierungen, daneben Symposien und Fachtagungen zum Thema. Ein einziger Rausch der Bilder und Klänge, Stimmengewirr aus allen Kontinenten; eine große Familie scheint es, die die Liebe zur Barockmusik über alle Grenzen hinweg verbindet.

Was der junge Michael Fichtenholz, künstlerischer Leiter der Festspiele, hier auf die Beine gestellt hat, verdient allen Respekt. Er stellte das Programm zusammen, zeichnete verantwortlich für die Dramaturgie im „Arminio“, gestaltete Operneinführungen und betreute die Künstler. Umtriebig, pausenlos im Einsatz vor, auf und hinter der Bühne fragte sich der Beobachter, ob ab und an auch ein paar Stündchen Schlaf für ihn drin waren. Alle Kraft wurde ihm abverlangt, als auch noch ein schwerer Unterbühnenunfall während einer „Arminio-Vorstellung“ zu einer unfreiwilligen Zäsur geriet – welche Dramen sich im Off abspielten, kann man nur erahnen – und doch wurde die schwierige Situation souverän und mit dem bestmöglichen Ergebnis für die über 1.000 erwartungsfrohen Zuschauer gemeistert. Hut ab vor allen Beteiligten, allen voran dem in dieser – ab nun nur noch konzertant möglichen – Aufführung direkt an der Rampe agierenden Solisten-Ensemble von „Arminio“, das gerade in dieser Nachmittagsvorstellung (Premiere war eine Woche davor), sängerisch brillierte und über sich selbst hinaus wuchs. Zusammen mit dem Orchester Armonia Atenea unter George Petrou wurde eine musikalische Sternstunde geformt in einer künstlerischen Qualität und Geschlossenheit sondergleichen, die so außergewöhnlich – trotz oder wegen des dramatischen Vorgeschehens - ablief, daß sie dem Publikum wohl für alle Ewigkeit in Erinnerung bleiben wird.

Die großartige Regieleistung von Titelheld Max E. Cencic und das wunderbare Bühnenbild von Helmut Stürmer kann zum Glück erneut bei der Wiederaufnahme zu den nächsten Karlruher Händelfestspielen in Augenschein genommen werden. Die Wiederaufnahme von „Teseo“ aus dem letzten Jahr mit Valer Sabadus in der Titelrolle war der zweite große Opernklopper der Festspiele, auch hier ein sing- und spielfreudiges Ensemble, tolle Regie und Bühne, ein restlos begeistertes Publikum. Weiteres Highlight war das Galakonzert von Franco Fagioli mit Arien von Händel und Porpora. Dem Argentinier war die Liebe der angereisten Fans sicher, dazu die der Karlsruher, die schon die Anfänge seiner Kariere begleiten durften, als er 2008 mit „Giulio Cesare“ debütierte, später mit „Ariodante“ und „Riccardo Primo“ Begeisterungsstürme auslöste. Sein makelloses Timbre in allen Schattierungen vom Alt (mit Anleihen zum Tenor) bis zum Sopran ließ den Saal jubeln u.a. bei der äußerste Beweglichkeit fordernden Arie „Se bramate“ aus Serse oder dem innig gesungen  „Dolci freschi aurette“ aus Polifemo. Das Publikum kniete gedanklich nieder und der Künstler tat ebendies in persona und küßte den Boden, mehr geht nicht!

Abgerundet wurden die Wochen durch fanfreundliche Autogrammstunden, allerlei Gedrucktes und Gepreßtes an den Merchandising-Ständen und ein immer freundliches und aufmerksames Service-Personal. Danke Karlsruhe, einer Auslastung von 100% im nächsten Jahr steht nichts im Wege!

Bea Lange 3.3.2016

Bilder (c) Badisches Staatstheater / Falk von Traubenberg

DER OPERNFREUND  | opera@e.mail.de