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ODENSE / Dänemark

 

Der Ring des Nibelungen

29. Mai - 3. Juni 2018

Großes Musiktheater mit wenigen Mitteln…

Rheingold

Das Odense Symfoniorkester gab Ende Mai/Anfang Juni zweimal Richard Wagners „Ring des Nibelungen“ in der Inszenierung von Jasmin Solfaghari. In Odense auf der Insel Fuenen ist mit dieser sehenswerten Produktion ein ausgezeichnetes Beispiel beeindruckender Gestaltung des opus magnum Wagners mit nur geringer Vorlaufzeit gelungen. Denn Solfaghari wurde als Einspringerin für die ursprünglich an der Inszenierung arbeitende Annechien Koerselman gerufen.

Rheingold

Die Deutsch-Perserin schaffte es innerhalb von nur wenigen Wochen, in dem bereits fertiggestellten, aus einem aus sechs - jeweils sechs Meter hohen - Betonwand-Elementen und einer variationsfähigen Konsole in der Bühnenmitte bestehenden Bühnenbild von Elisabeth Holager Lund und Michala Clemmensen, einen beeindruckenden „Ring“ auf die riesige Bühne des funkelnagelneuen Odeon zu stellen. Clemmensen war auch für das szenografische Konzept verantwortlich. Wieder einmal konnte man erleben, was eine ausgezeichnete Personenregie in einem recht einfachen Bühnenbild, welches durch geschicktes Lichtdesign (Andrew Tristram nach dem Konzept von Nico Kraeima; Videodesign Arthur Steijn) - ähnlich der „Ring“-Produktion Plamen Kartaloffs in Sofia - variiert und belebt wird, mit erfahrenen und intelligenten Sängerdarstellern vermag. Immer wieder wurden die stelenartigen, den jeweiligen Szenen entsprechend zusammen gestellten Betonwände mit aussagekräftigen Lichtmotiven bespielt und erzeugten so intensive Stimmungen und Emotionen.

Im „Rheingold“ wird das Erste Bild mit einem sich unmerklich bewegenden Plastikvorhang in Grün- und Blautönen mystifiziert, dessen Goldfärbung später auch das Aufleuchten des Goldes andeutet. Es wird wie im ganzen „Ring“ auch Bühnennebel eingesetzt, ein zwar etwas in die Jahre gekommenes dramaturgisches Mittel, aber immer noch von Bedeutung, wenn man etwas Mystik in die Handlung bringen will. Und das war in diesem „Ring“ wohl so. Alle Szenenwechsel im „Rheingold“ gelingen gekonnt ohne Fallen des Vorhangs. Wotan wird bereits hier als alter Mann mit Gehstock gezeigt. Man merkt ihm seine innere Zerrissenheit an, als das Gold um Freia in große Blöcken gestapelt wird. Er ist also nicht mehr der junge wagende Gott, wie er Mitte Mai noch in Leipzig zu erleben war. James Johnson hätte diese Rolle mit seinen über 70 Jahren auch kaum glaubhaft spielen können. Immer wieder intensivieren die Lichtspiele auf den Stelen die Stimmungen und jeweiligen Aussagen der Handlung. Aufregend auch der Mord Fafners an Fasolt, der an Realismus nichts zu wünschen übrig lässt, zumal das Licht unmittelbar auf blutrot umspringt. Realismus ist überhaupt eine Facette dieser Produktion von Jasmin Solfaghari.

Im 1. Aufzug der „Walküre“ zeigt sie das nahezu grotesk, denn ich kann mich nicht erinnern, dass, seit ich den „Ring“ mittlerweile über 50 Jahre lang sehe, ein Hunding so gierig und ohne jeden Anstand zu Tisch eine halbe Schweins- oder Kalbshaxe verschlingt! Andreas Hörl schafft das trotz des „gelegentlichen“ Singens. Aber auch Siegmund ist nicht weniger zimperlich. Da bleiben Sieglinde nur ein paar entsetzte Blicke in einer Dreieckszene zwischen Siegmund, ihr und Hunding an der tischartigen Konsole, die an knisternder Spannung - auch aufgrund der eindrucksvollen Mimik aller Beteiligten - nichts zu wünschen übrig lässt.

Immer wieder schlägt das Lichtdesign auf den großen Stelen interessant und handlungskonform um und schafft somit ohne jede Requisitenveränderung neue Situationen. Effektvoll ist auch, wie Wotan von der Konsole aus die Walküren kommandiert. Natürlich leuchten die Wände im Finale feuerrot auf. Es ist packendes Musiktheater!

Selbst im „Siegfried“ hat Solfaghari mit ihrem Konzept keinen Durchhänger. Es geht im selben spannenden und unterhaltsamen Stil weiter.

Hier herrscht nun ein auf die Stelen projiziertes Waldgrün vor. Im 1. Aufzug sieht man eine kleine Schmiede mit wenigen Utensilien. Romantisch wird es, wenn Siegfried sich mit dem Waldvogel anfreundet, der in Form eines grün gekleideten Mädchens zu ihm tritt. So wird unmittelbar nachvollziehbar, dass der falsche Mime kurz darauf nichts mehr gegen ihn ausrichten kann. Dramaturgisch sehr ansprechend sind sodann die Auseinandersetzung Siegfrieds mit dem Wanderer und die Feuererscheinung auf Brünnhildes Felsen vor dem grünen Waldhorizont, die ihn zur Herausforderung des Gottes erst recht anzustacheln scheint.

Erhöht auf der Konsole findet das Treffen mit Brünnhilde statt, die ausnahmsweise einmal genau an der Stelle liegt, wo Wotan sie in der „Walküre“ „abgelegt“ hat… Das Auftreten einer korpulenten Erda mit einem riesigen hochroten Haarschopf lässt im Dialog mit dem Wanderer noch einmal auf die Mystik der „Ring“-Geschichte zurück blicken.

In der „Götterdämmerung“ wird der Dirigent zunächst einmal mit einem begeisterten Auftrittsapplaus des Publikums bedacht, von dem ein Teil sogar wie in Bayreuth mit den Füßen trampelt und andere spontan zu standing ovations aufspringen. Es war richtig Stimmung im Saal, und es war verdient! Der Prolog mit den Nornen und dem Schicksalsseil.

gelingt optisch reizvoll und in der Tat schicksalhaft mit einem das Ende andeutenden Feuerschein im Hintergrund. Im 1. Aufzug spielt sich allerdings zu viel vor dem Vorhang ab, und es wirkt auch zu statisch. Bei Alberichs Dialog mit Hagen leuchten die Stelen blutrot, das Ansinnen des Alben zum Ausdruck bringend. Die Mannenszene ist sehr lebhaft und gut choreografiert. Der 3. Aufzug beginnt mit perfekten Hornrufen, und es entspinnt sich ein interessantes Psychospiel zwischen Siegfried und den Rheintöchtern um den Ring, bei dem dieser fast in ihre Hände gelangt. Es herrscht sinnhafterweise die Farbe des Neides, Gelb, vor. Nach Siegfrieds Ermordung springt die Optik auf blutrot um, äußerst effektvoll, wie überhaupt die Lichtregie einen enormen Anteil an der Qualität dieser Inszenierung hat. Das Ende ist ein Friedliches… Zu den Walhallklängen und der phänomenalen Weltuntergangs-Musik Wagners finden sich die ja auch im „Ring“ wieder einmal weiseren Frauen - die Rheintöchter, Brünnhilde und wohl auch Gutrune - zusammen und beschwören einen Neubeginn mit friedlicheren Aussichten. Vielleicht hat sich gerade hier auch die Hand einer Regisseurin manifestiert - warum nicht?!

In Odense war somit packendes und dennoch leicht verständliches Musiktheater in des Begriffes bester Bedeutung zu erleben, zumal die Regisseurin stark auf die menschlichen Nöte und Leidenschaften der Protagonisten abstellte. Mit den zum Teil von Solfaghari angepassten Kostümen von Uta Materne legte man offenbar Wert auf eine bisweilen allzu banal wirkende zeitgenössische Ästhetik. Denn die Akteure kamen überwiegend in ihrer jeweiligen Tageskleidung auf die Bühne… Auch die im Allgemeinen gute Maske hatte diverse Ausrutscher, am auffallendsten die absurde Perücke Brünnhildes. Die Produktion überzeugte jedoch mit relativ einfachen optischen, aber umso effektvolleren und leicht verständlichen Lösungen sowie der fein ausgearbeiteten, stringenten Personenregie, die von den meist mit dem „Ring“ vertrauten Protagonisten nach deren eigenem Verständnis angereichert wurde. Viele Beispiele ließen sich hierfür anführen.

In Odense hatte sich dank eines für das nicht gerade Wagner-lastige Umfeld erstaunlich guten Castings eine ganze Riege von international erfahrenen Wagnersängern eingefunden. Der gute und göttlichen Respekt gebietende „Rheingold“-Wotan James Johnson musste sich in der „Walküre“ durch Thomas J. Mayer ersetzen lassen, der einen in seinem Fall vor Frickas Forderungen berührenden Walvater sang und spielte und seine ganze persönliche Katastrophe dann im langen Monolog vor Brünnhilde ausdrücken kann - einer der besten Wotan-Darsteller unserer Tage! Johnson hatte sich bis zum Wanderer wieder erholt uns gab diesen - seinem vorgerückten Alter entsprechend - würdevoll. Jennifer Wilson war eine stimmstarke und agile Brünnhilde in „Walküre“ und „Götterdämmerung“.

Catherine Foster, momentan wohl die beste hochdramatische Interpretin der Brünnhilde überhaupt und seit Jahren eine Bank in Bayreuth, sang diese im „Siegfried“ wieder mit bestechendem Aplomb und eindrucksvoller Emphase. Der „Siegfried“-bewährte Torsten Kerl verkörperte den Wotansenkel mit einem farbig-kernigen und höhensicheren Heldentenor, könnte aber bisweilen etwas charismatischer agieren. Das hohe C im 3. Aufzug der Götterdämmerung gelingt im perfekt, und er kann es auch lange halten! Pavlo Hunka gab einen stimmlich und darstellerisch ausgezeichneten Alberich, stets auf Gesangslinie. Bei ihm verstand man auch noch jedes Wert - ein begnadeter Sängerdarsteller, der sich hiermit nachhaltig für höhere Weihen empfohlen hat. Als Sieglinde debütierte mit Wagner (!) ein kommendes ganz großes Talent, die finnische Miina-Liisa Värelä, mit einem dunkel getönten Timbre und sehr guter Tiefe.

Der Bayreuth-erfahrene Alejandro Marco-Buhrmester war trotz Ansage ein guter und sehr wortdeutlicher Gunther. Andreas Hörl sang einen alle stimmlichen Facetten auslotenden prägnanten Fafner und Hunding, mit seinem klangvollen Bass und großer darstellerischer Intelligenz. Gabor Betz, immerhin schon fliegender Holländer in Oberammergau und Jochanaan bei den diesjährigen Salzburger Festspielen, gab einen stimmlich erstklassigen Fasolt. Lioba Braun spielte eine klangschöne, ihren Gatten eher charmant warnende Fricka und sang auch eine besorgte Waltraute. Gerhard Siegel war eine Luxusbesetzung des Mime im „Rheingold“. Im „Siegfried“ gab ihn Wolfgang Ablinger-Sperrhacke ebenfalls erstklassig. Anja Jung warnte mystisch als Erda mit einem vollen Mezzo in interessantem Kostüm. Lyuba Petrova gab eine sehr musikalische schönstimmige Freia und verkörperte auch eine gute Gutrune.

Magnus Vigilius war Froh mit einer guten Stimme hellen Timbres. Er musste den totalen Weichling mit Fächer mimen, was Vigilius bestens verstand. Wieland Satter sang ein gutes „Heda, heda, hedo“ als Donner. Auch die Rheintöchter, Nina Bols Lundgren als Woglinde, Sabrina Kögel als Wellgunde und Andrea Pellegrini als Flosshilde konnten stimmlich wie darstellerisch voll überzeugen und bewegten sich in opulenten barocken, unter Wasser damit allerdings völlig unvorteilhaften Gewändern. Nina Bols Lundgren zwitscherte auch melodiös den Waldvogel. Das gute Walküre-Oktett setzte sich zusammen aus Winnie Merete Duholm als Helmwige, Ylva Kihlberg als Gerhilde, Anne Margrethe Dahl als Ortlinde, Sabrina Kögel als Siegrune, Karin Lovelius als Waltraute, Andrea Pellegrini als Rossweiße, Johanne Bock als Grimgerde und Elenor Wiman als Schwertleite. Die drei Nornen, ebenfalls bei guter Stimme, waren Margarete Joswig als Erste, Karin Lovelius als Zweite, und Winnie Merete Duholm als Dritte Norn. Signifikante stimmliche Abstriche waren beim Loge von Vsevolod Grivnov (darstellerisch exzellent) zu machen, dem Siegmund von Kristian Benedikt (auch darstellerisch entwicklungsfähig), sowie dem etwas rauen und einsilbigen Hagen von Runí Brattaberg. Man kann dennoch zweifellos sagen, der Odenser „Ring“ war auch ein Sängerdarsteller-Fest!

Die wahre Offenbarung kam jedoch vom Odense Symfoniorkester der Odense Kommune, von dem die Initiative zu diesem „Ring“ im Jahre 2015 unter der musikalischen Federführung und treibenden Kraft seines Chefdirigenten Alexander Vedernikov mit zunächst konzertanten Aufführungen ausging. Es hatte im sehr weiten Graben des Odeon mit 90 Musikern vier ganz große, zeitweise festspielreife Abende! Ein kraftvolles, plastisches Klangbild mit stets großer Transparenz konnte die Zuschauer zu begeistertem Auftrittsapplaus vor dem 3. Aufzug der „Walküre“ und gar zu einigen standing ovations für Maestro und Orchester vor dem Auftakt zur „Götterdämmerung“ bewegen. Es begann schon mit einem spannenden und temporeichen Vorspiel zum „Rheingold“, ging weiter mit an Wahnsinn grenzenden Klängen zur Verjagung der Nibelungen in die Klüfte und auch den effektvollen Ab- und Aufstieg nach Nibelheim. Mit hymnisch klingenden Wagner-Tuben leuchtete Walhall auf, und „Das Rheingold“ gelang überhaupt musikalisch sehr expressiv, ganz im Sinne der hier gezeigten Verbrechen zur Einleitung in die drei Abende. Auch das Blech brillierte nicht zuletzt mit perfekten Siegfried-Hornrufen, ohne die große Qualität der anderen Instrumentengruppen schmälern zu wollen. Immer wieder schaffte Vedernikov mit seinem hervorragend einstudierten Ensemble intensive Spannung auch auf der Bühne, und die großen Orchesterzwischenspiele gehörten zu den Höhepunkten der vier Abende.

Dass der Chefdirigent, der seit 2009 in Odense wirkte, das Symfoniorkester nach diesem „Ring“ verlassen hat, löste dort großes Bedauern aus. Die Reise auf die schöne Insel Fünen hat sich mehr als gelohnt, zumal auch die naheliegende Insel Aland einiges zu bieten hat.  

Fotos: Knud Erik Jørgensen_                                                

Klaus Billand  3.9.2018

 

 

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