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Teatro Municipal „Ignacio A. Pane“ de Asunción, Paraguay

 

 

Bilder Favebocck / Wiki

 

DIEGO SÁNCHEZ HAASE (18.5.1970*)

Pancha y Elisa

20.6.2018  (Uraufführung)

Ein Markstein paraguayischer Geschichte spannend aufbereitet

Die dreiaktige Oper des paraguayischen Komponisten und Dirigenten Diego Sánchez Haase basiert auf einem Text von Augusto Roa Bastos (1917-2005) und Alcibíades González Delvalle (1936*). Nach Florentin Giménez‘ (14.3.1925*) Oper „Juana de Lara“ (1987) ist es die zweite Oper eines Komponisten aus Paraguay. Das Libretto besteht vorwiegend aus Dialogen und wenigen Arien und enthält zahlreiche schnelle Szenenwechsel. Während die Stimmen in dieser Oper den Text deklamieren, besorgt das Orchester den melodischen Teil.

Zum Inhalt der historischen Oper: Die Handlung spielt zwischen Weihnachten 1855 und 1869 in Asunción vor und während des Tripel-Allianz-Krieges Paraguays gegen die verbündeten Staaten von Brasilien, Argentinien und Uruguay (1864-70). Der Krieg, der in Europa weitgehend unbeachtet blieb, endete mit der völligen Niederlage Paraguays und kostete rund drei Viertel der Bevölkerung das Leben. Im Mittelpunkt der Oper stehen Elisa Lynch, eine Irin, Geliebte von Marschall und Präsident Francisco Solano López, die ihren Mann bittet, ein Opernhaus mit der Unterstützung von Eugenia de Montijo, der Gattin von Kaiser Napoleon III., zu bauen, um der kulturellen Größe Paraguays willen, was ihr Gatte jedoch im Hinblick auf den bevorstehenden Krieg ablehnt. Als „Fremde“ begegnet ihr das Volk mit großem Misstrauen im Unterschied zu Pancha, Spitzname für Francisca, Garmendia, der ersten großen Liebe von Solano López, die ein Waisenhaus leitet und vom Volk wegen ihrer Tugend verehrt wird. Elisa warnt López davor, dass das Waisenhaus von Sancha zu einem Zentrum der Kollaboration geworden ist. Kurz darauf wird eine Verschwörung gegen Solano López aufgedeckt, ihr Bruder hingerichtet und die Mutter eingesperrt. Pancha wird auch verdächtigt, an der Verschwörung beteiligt gewesen zu sein, schneidet sich jedoch die Zunge heraus und ihre Hände ab, um nicht sprechen und schreiben zu können, und so die Namen der Verschwörer preiszugeben. Solano López befiehlt daraufhin ihren Tod und lässt sie mit Speeren durchbohren. Am Ende der Oper sieht Elisa den toten Körper von Pancha und küsst deren Füße und Lippen.

Das Orchester besteht aus Piccolo, Flöte, zwei Oboen, zwei B-Klarinetten, zwei Fagotten, zwei Hörnern in F, zwei Trompeten in C, drei Posaunen, Tuba, Pauke, Schlagzeug, Harfe, Orgel, Klavier und Streicher. In den Vokallinien verwendete Sánchez Haase häufig Sprechgesang, Parlato und Parlato modulato. Die Hauptcharaktere dieser Oper sind Alicia Elisa Lynch, eine Irin, die 1855 als Geliebte von Francisco Solano López nach Paraguay kam, wo man ihr in Asunción jedoch reserviert begegnete. Francisco Solano López war Präsident und Marschall von Paraguay im Tripel-Allianz Krieg (1864-1870). In seiner Jugend liebte er Pancha Garmendia, die seine Liebe jedoch nie erwiderte. López, ein Mann absoluter Macht, steht zwischen den beiden Frauen von gänzlich unterschiedlichem Charakter. Pancha Garmendia, Direktorin eines Waisenhauses für Mädchen, ist demütig, barmherzig und freundlich. Alicia Elisa Lynch hingegen wird als arrogant, unerbittlich und ehrgeizig dargestellt. Sie repräsentiert in völliger Übereinstimmung mit López die politische Macht. Trotz ihrer schillernden Schönheit beneidet und bewundert sie Pancha, was Sánchez Haase musikalisch dadurch ausdrückt, dass das Leitmotif von Pancha mit der Note A beginnt, während das Leitmotif von Elisa mit der Note A endet (vgl. dazu und im Folgenden: Yanina Desirée Daniluk Müller, An Analytical Approach to Pancha y Elisa through its Leitmotifs, November 2018).

Am Pult des „Orquesta Sinfónica del Congreso Nacional del Paraguay“ stand der Komponist selbst, was als Garant für eine authentische Interpretation seiner ersten Oper angesehen werden darf. Seine Musik wird von Clustern, Multiphonics und gut gebauten Dissonanzen bestimmt, wobei die paraguayische Polka in den meisterhaften Intermezzi zur Anwendung gelangt. Der Chor wurde von Arandu Purahéi bestens einstudiert. Pianist der Aufführung war Miguel Ángel Santa Cruz. Die historisierenden Kostüme und spärlichen, aber praktikablen und symbolhaften Bauten stammten von Rolando Rasmussen. Agustín Núñez schuf die spannende symbolistische Regie mit ihrer ausgeklügelten Personenführung.        
Monserrat Maldonado stattete die Rolle der Elisa Lynch mit ihrem voluminösen Sopran aus und verstand ihre Emotionen gegenüber ihrer Rivalin Sancha auf packende Weise darzustellen. Dem Tenor Reinaldo Samaniego war die schwierige Rolle von Marschall Francisco Solano López übertragen, der gesanglich sehr gut mit Monserrat Maldonado harmonierte. Alba Álvarez als Pancha Garmendia kam mit ihrem Sopran nicht immer über das kraftvoll geführte Orchester hinweg. In der Rolle von Pater Fidel Maiz war Tenor Rodolfo Gonzales zu erleben, der sich weigerte, das uneheliche Kind von López und Elisa, Panchito, zu taufen. Die aus Argentinien stammende Mezzosopranistin Anahí Fernández Caballero trat am Ende der Oper als ergreifende alte Frau, einer Art Seherin, auf, die Elisa den Platz zeigt, wo Pancha hingerichtet wurde. Carlos Vittone war in der Rolle des Malers Saturio Ríos in der zweiten Szene des ersten Aktes im Begriff, ein Bildnis von Elisa nach dem Vorbild der „Bekleideten Maja“ des spanischen Malers Francisco José de Goya y Lucientes anzufertigen, als Marschall López eintritt, sein Wohlwollen über das Bild bekundet und den Maler wieder entlässt. In den kleineren Rollen wirkten noch die Mezzosopranistinnen Gisella Gill und Gabriela Arias als die beiden alten Tanten von Pancha, Petrona und Angelica, Angie Diaz als Panchas Mutter, Diego Delvalle als Kongresspräsident, Matthias Barranco als alter „payador“, ein Gauchosänger mit Gitarre, Jesùs Guerrero Ayllòn als Offizier, sowie Tenor David Neufeld als unbekannter Mann, mit.

Das anwesende Publikum, wohl in Kenntnis der historischen Ereignisse, spendete allen Beteiligten ausgiebigen Applaus. Mit dieser nicht nur in historischer Hinsicht, sondern auch in musikalischer Hinsicht interessanten, knapp 100 minütigen, Oper gelang es dem Komponisten Sánchez Haase ein Stück paraguayischer Geschichte in verdienter Weise musikalisch aufzubereiten und auch für ein europäisches, Neuem aufgeschlossenes Publikum spannend zu erzählen. Die Oper kann auf youtube angesehen werden: (https://www.youtube.com/watch?v=rhRYd0slEDk)

                                                                          

Harald Lacina, 12.6.

Fotocredits: Teatro Municipal „Ignacio A. Pane“ de Asunción

        

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